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10.0
Nur auf wenige Acts ist heutzutage noch Verlass, wenn es auf beständig großartige musikalische Leistungen ankommt. Denn nur zu oft kann man als Musik-Rezensent wirklich verzweifeln – besonders in Jahren wie dem heurigen, wo man tonnenweise überflüssige Promos von noch überflüssigeren Alt- und Nachwuchscombos in die Mülltonne tritt, einen eigentlich hochkarätige Acts mit ihren neuen Releases aufgrund vollkommener Erwartungshaltungsnichterfüllung sprachlos und den Tränen nahe in der Ecke stehen lassen, und als Höhe-(bzw. Tief-)punkt ehemalige Helden aus Jugendzeiten eine weitere saft- und kraftlose Selbstkopie ankündigen und diese Nichterwartung eines musikalischen Höhepunktes mit überflüssigen Vorabhörproben auf myspace eindrucksvoll bestätigen. Zwischendurch sieht man sich glücklicherweise immer wieder von positiven Ausnahmen überrascht – siehe Megadeth – aber grundsätzlich wird das Jahr 2009 in Ermangelung wirklich herausragender Scheiben wohl nur als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem der Kasperlking des Pop das Zeitliche segnete… ach ja, Porcupine Tree ...
Da ist es natürlich eine Wohltat, dass es unter all dem Mist noch Künstler gibt, deren neuesten Outputs man jedes Mal wieder hocherfreut entgegenfiebern kann – und so ein Act sind Porcupine Tree, das britische Progrock-Quartett um Mastermind Steven Wilson. Dementsprechend ist auch der neueste Longplayer "The Incident" wieder über alle Zweifel erhaben, denn wer sich einmal mit den eingenwilligen Soundgebilden Wilsons angefreundet hat, wird diese Musik wohl auf immer und ewig lieben. Darum mach ich hier Schluss, gebe 10 Punkte und hör mir The Incident gleich nochmal von Anfang bis Ende durch… ... ... wirklich gelungen ... ... sehr super ... ... eigentlich 10,5 Punkte (darf man aber nicht, sagt der Capo...) ... ... ausgesprochen hörenswert ... ... und schön ... ... und viel besser als alles andere heuer ... ... … Gerade gibt mir der gestrenge Darkscene-Capo zu verstehen, dass man als Musikjournalist gewisse Verpflichtungen hat, besonders bezüglich möglichst objektiver, zumindest aber plausibel begründeter Urteile. Dieser Verpflichtung werde ich also, wenn auch widerwillig, Folge leisten und somit noch ein paar Zeilen in meinen Laptop hacken: "The Incident" stellt so etwas wie Porcupine Trees Opus Magnum dar, und demenstprechend besteht dieser monumentale Kraftakt eigentlich aus 14 Songs, in denen uns Wilson, das Genie, durch alle Höhen und Tiefen musikalischer Emotionen führt, von schwermetallenen Kurzeruptionen über sphärische Keyboard- und Percussionintermezzi, nachdenklich stimmende Pianopassagen bis zu geradeaus polternden Rockparts. Was bei weniger begabten Progressiv-Aspiranten mit Garantie in einem konzeptlosen Flickwerk und uninspirierten Aneinanderreihungen wahllos zusammengestückelter Songfragmente enden würde, ergibt bei Porcupine Tree jedoch ein durch und durch schlüssig-flüssiges Gesamtwerk, das wie aus einem Guss wirkt und sich von Höhepunkt zu Höhepunkt schwingt, zusammengehalten von wunderbaren Melodien und Gesangslinien, die wahrlich ihresgleichen suchen müssen. Im Vergleich zum Vorgängerwerk "Fear of A Blank Planet" wurden die harten Gitarrenpassagen etwas zurückgenommen, alles ist dafür nochmal komplexer, jedoch gleichzeitig – bis auf einige wenige Ausritte ins Psychedelische, hier sei der Titeltrack genannt – absolut eingängig und leicht konsumierbar. Vergleiche mit anderen Bands sind schwer zu finden, da Porcupine Tree mit ihrer Musik inzwischen eine Klasse für sich darstellen. Am ehesten könnte man "The Incident" als Beatles on Steroids bezeichnen. Und dementsprechend wenig überraschend beginnt Wilson den knapp 11-minutigen Übertrack, das quintessentielle "Time Flies" mit der Zeile §„I was born in ´67, the year of Sergeant Pepper and Are You Experienced“ und gibt somit seine Inspirationen unzweideutig preis. Wer zudem Pink Floyd oder diverse krautrockende 70er-Jahre-Monumentalisten im Wilsonschen LSD-Gebräu herausschmeckt, darf zu einer solchen Erkenntnis beglückwünscht werden. Quasi als Bonus haben Porcupine Tree für the Incident noch eine zweite CD mit vier weiteren Songs dazu spendiert, die aber alles andere als Ausschussware sind, sondern sich qualitativ auf keinen Fall hinter dem Songmaterial der ersten CD verstecken müssen. Wieder mal darf ich mich somit als äußerst großzügig erweisen und vergebe für The Incident 10 Stachelschweine, die, wie inzwischen jeder Darkscene-Leser weiß, in Italien und Teilen Asiens als Delikatesse gelten. Nach dem Genuss von "The Incident" sollte jedoch zweifellos auch der Rest der Welt zu Stachelschwein-Gourmets konvertieren und sich dieses Jahrhundertwerk am besten in der limitierten 100-Seiten-Großformat-Hardcover-Kunstdruck-Buchversion inclusive Surround-Mix-DVD krallen. Schmackofatz!§ Schmackhaftes Album-Preview! I'm loving it! Trackliste
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Reviews
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