Eines sollte sich Michael Bormann schoen langsam schon mal vor Augen fuehren. Wenn man ueberspitzt gesagt, jeder zweiten deutschen Melodic Rock Platte - davon leider ueberwiegend Durchschnittsware - seine Stimme leiht, wird man in Reviewer-Kreisen (und nicht nur dort) irgendwann unweigerlich in die "Da erwarte ich mir schon gar nichts mehr"-Kategorie gesteckt. Auch bei Darkscene reisst sich keiner mehr wirklich darum, sich Bormann-Releases zu widmen. Aber wie sagt schon das bekannte Wienerlied - "Aner hat immer des Bummerl" - also nehme ich mich dem letzten kreativen Erguss des deutschen Saengers an.
Das neueste Bormann-Werk wurde
"The Gift Of Life" getauft und laeuft unter dem Banner
The Trophy, was urspruenglich das Baby des
Human Fortress-Gitarristen Todd Wolf ist, der seine Power Metal Karriere fuer ein Melodic-Experiment kurz unterbrochen hat und bei der diesbezueglichen Saengersuche - BINGO - bei Michael Bormann haengen geblieben ist. Ziel dieses Projektes ist zeitgemaesser Melodic Rock mit catchy Hooks - mal sehen wie sich die Geschichte so anhoert.
Zeitgemaess toent
"The Gift Of Life" definitiv. Runtergestimmte Gitarren, Drum-Loops und interessant eingesetzte Keyboard-Effekte lassen das Werk ohne Zweifel nach 2009 klingen. Am Wichtigsten - naemlich an herausragenden Songs - hapert's jedoch leider wieder. Zugegeben recken einige der Songs das Koepfchen etwas aus dem Sumpf der Durchschnittlichkeit heraus. Der Opener
"The Gift Of Life" etwa legt eine exzellente Dynamik an den Tag, klingt gut durchdacht und hat neben einem guten Chorus zusaetzlich noch einen extrem geilen, massiv groovenden Zwischenteil. Auch das etwas an
Gotthard erinnernde
"Justice" ist durchaus vorzeigenswert und als Anspieltipp geeignet. Der Rest des Albums ist bei Weitem nicht schlecht, aber leider nicht mehr als solider Melodic Rock im 5 bis 6 Punkte-Bereich. Diese kompositorischen Defizite kann auch das ohne Zweifel fabelhafte Organ von Herrn Bormann nicht mehr ausgleichen. Ueber weite Strecken regiert die pure Mittelmaessigkeit - leider.
Aus diesem Grund waere es mich ein absolutes Wunder, koennte
The Trophy mit
"The Gift Of Life" in irgendeiner Form fuer Aufmerksamkeit sorgen. Und um nochmals auf meine einleitenden Zeilen zurueck zu kommen - Qualitaet ist mir persoenlich tausend Mal lieber als Quantitaet.
Anmerkung: Bitte die fehlenden Umlaute bzw. das fehlende scharfe "S" zu entschuldigen. Meine momentane Tastatur hat diese Buchstaben leider nicht "im Repertoir".
The Trophy -
"Rescue Me"