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Bevor Voivid 1988 mit "Dimension Hatröss" ein absolut wegweisendes und heute noch unübertroffenes Meisterwerk schufen, waren sie primär für brachialsten Lärm berüchtigt, den sie seit 1984 auf drei Alben, nämlich "War and Pain", "Killing Technology" und "Rröööaaarrr!" - zugegebenermaßen der beste LP- Titel aller Zeiten - zelebriert hatten. Wem damals Slayer's "Reign In Blood" oder Death’s "Scream Bloody Gore" zu wimpig und Possessed zu doof waren, dem blieb immer noch der Ausweg nach Kanada. Dort produzierten Voivod eine kaum goutierbare, knapp am Geräusch vorbeischrammende Thrash-Soundkulisse, die sich jedoch zunehmend Elementen des Psychedelic-Rocks bediente und somit die Voivod'schen Klangschöpfungen für den Durchschnittsbanger noch unerträglicher machten. Kaum jemand hätte den damals noch unter den lächerlichen Pseudonymen Snake, Piggy, Blacky und Away firmierenden Frankokanadiern zugetraut, die Metal-Welt eines Tages so umzukrempeln, dass kein Stein mehr auf dem anderen bleiben sollte. Denn genau das geschah mit "Dimension Hatröss", einem Album, das zwar niemals der große Verkaufsschlager wurde, durch seine absolut neuen Sounds dem Metal aber die lange benötigte Frischzellenkur verpasste.
Aufgesetzt auf ein durchgeknalltes Science Fiction-Konzept, das sich um den Voivod, ein von Drummer Away für das Coverartwork selbst entworfenes Gigereskes Maschinen-Organismus-Hybridwesen dreht, das auf seiner Reise durch Zeit, Raum und andere Dimensionen mit technologischem Fortschritt und seinen fatalen Konsequenzen konfrontiert ist, entführt Dimension Hatröss wagemutige Hörer tatsächlich in neue Dimensionen des Klanges. Was uns hier entgegenschallt, ist in der Tat schwer verdaulich, verrückt, schlichtweg wahnsinnig. Denn die Basis von Voivids Sound, brutaler, brachialer Thrash, rückt hier zunehmend in den Hintergrund, wird erweitert durch klangliche und rhythmische Experimente, wie sie anno 1988 in Metal schlichtweg unbekannt waren. Wo die Rhythmussektion aus Drummer und Mastermind Michel Langevin und Bassist Jean-Yves Thériault mit unerwarteten Taktwechseln die Hörer verzweifeln lässt, setzt der 2005 leider verstorbene Gitarrist Denis D'Amour ein Riffgewitter aus atonalen Akkorden und spacigen Gitarrenklängen ein, dass einem Mekong Delta schon wieder wie Polkamusik vorkommen muss. Vokalist Denis Belanger beweist, dass er zwischen wütendem Gebrüll und fiesem Sprechgesang auch durchaus in der Lage ist, durch Melodie Akzente zu setzen und verschafft den verschachtelten Songmonstren aus Gitarrenlärm und punktgenauer Rhythmusmaschinerie immer wieder durch unerwartet harmonische Gesanglinien und charmant französischen Akzent Wiedererkennungswert. Dass hier so mancher Kritiker 1988 verzweifelt nach Worten ringen musste, die dieses Album, das zeitweise mit Thrash so viel gemeinsam hat, wie Morbid Angel mit intelligenten Textkonzepten, adäquat beschreiben, erscheint rückblickend immer noch nicht verwunderlich. Denn "Dimension Hatröss" in irgendeine Schublade zu stecken, war schlichtweg unmöglich, der Versuch einer Kategorisierung gleichzusetzen mit einem journalistischen Himmelfahrtskommando. So prägten findige Schreiber den Ausdruck „Space-Metal“, der jedoch bei der Beschreibung von Voivids Musik auch nicht wirklich hilfreich ist. "Tribal Convictions" Trotz der beinahe „Hit“-Single "Tribal Convictions", einem Übersong, der mit seinen treibenden TomTom-Rhythmen das wohl beste Intro aller Zeiten sein Eigen nenne darf und schließlich in einem furiosen Gewitter aus atonalen Delay-Gitarren gipfelt, ist "Dimension Hatröss" ein Album, das sich nicht sofort erschließt, sondern viel Zeit benötigt, bis es endlich zündet. Voivods einzigartige Mischung aus Thrash, Punk, Psychdelic und Prog-Rock, verpackt in eine dreckige, aber durchaus druckvolle, mit unzähligen Effekten angereicherte Produktion von Harris Johns, ist nicht massenkompatibel und will es auch nicht sein. Doch wer wie der Professor (der zum damaligen Zeitpunkt noch nicht mal Maturant war) dieses Album über ein halbes Jahr mehrmals täglich gehört hat, wird es nie mehr missen wollen und es auch 20 Jahre später mindestens einmal pro Jahr aus dem CD-Schrank herausholen, entweder um sich selbst auf diesen abgefahrenen Science Fiction-Trip hinauszuschießen oder um den spießigen Nachbarn einen Schritt weiter an den Nervenzusammenbruch heranzuführen. Wenn auch dieses Album nie annähernd an die Verkaufszahlen von Metallica (deren Ex-Bassist Newstead zwischenzeitlich bei Voivod die 4 Saiten bediente) und Konsorten herankam, hört man auf jedem zweiten modernen Thrash-Album den Einfluss von Away, Piggy, Blacky und Snake und darf sie somit guten Gewissens auf eine Ebene mit den Frisco-Megasellern stellen. Ohne Voivod wäre der Metal heute zweifellos wesentlich farbloser und langweiliger. P.S.: Und das Beste an Voivod ist, dass die nachfolgenden Alben allesamt mindestens gleich geil sind! "Psychic Vacuum" Trackliste
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Reviews
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