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8.0
Na endlich! - Geschlagene drei Jahre lang musste die Mittelalter-Rock-Fangemeinde auf neue Zaubersprüche der sieben Vaganten von In Extremo warten. Nun ist die Gier gestillt und der gespannte Geduldsfaden darf endlich wieder aufgerollt werden: "Sängerkrieg" heißt das neueste Werk aus der Schmiede des Berliner Septetts - und der Name ist Programm. Einerseits für die vereinten Gegensätze aus Mittelalter und Moderne, andererseits auch für den kreativen Wettstreit innerhalb der Band.
Schon im treibenden Opener "Sieben Köche" (wer da wohl wieder gemeint ist?) rockt und wummert dieses Prinzip deutlich aus den Boxen. Im hinteren Teil wechseln sich Gitarren und Dudelsäcke schön homogen ab. Überhaupt fällt die gelungene Abmischung sehr positiv auf: trotz des dichten Klangteppichs wirken die Stücke keineswegs überladen. Man kann das Album auf und ab hören, ohne davon Kopfweh zu bekommen (wichtiges Kriterium!). Zahlreiche Nummern werden wohl schon bald in den dunkler angehauchten Tanztempeln zu Headbang- und Staubsaugertanz einladen. Sänger Micha röhrt dazu wie eh und je in seiner charakteristischen, tief-rauen Stimme die vorwiegend deutschen Texte. Doch auch in fremden Zungen wird vierfach hier gesungen! Da wäre zunächst das zum lautstarken Mitgrölen einladende, spanische "En Esta Noche" mit einem Gastauftritt von José Andrea (Mägo De Oz), weiters mit dem französischen "Requiem" das wohl mittelalterlichste Stück des Albums. Im beschwörenden "Zauberspruch", der angeblich Krankheiten heilt, kommt erstmals Estland zum Zug. Vergleichsweise wie ein Griff ins Klo wirkt das Cover "An End Has A Start": einmal mehr entlockt mir die chronisch glücklose Kombination "Micha und Englisch" ein Schmunzeln. ;-) Als sehr tanzbar erweisen sich die "Flaschenpost" (musikalisches Phallussymbol) und die flotte Nummer "Frei zu sein", zu der auch ein schräger Videoclip kursiert. Die ruhige Ballade "Mein Sehnen" besticht mit sehr dezenten Harfenklängen, die dem Stück das gewisse Etwas verleihen. Wiederum treibend, ja regelrecht erotisierend erklingt "In diesem Licht", gefolgt von der an "Die Gier" erinnernden Ballade "Tanz mit mir", die sich in einem leidenschaftlichen Crescendo ins Ohr ergießt. Einen weiteren Höhepunkt kurz vor der eher mäßigen Abschlussnummer liefert das knackige "Mein liebster Feind": heavy, leidenschaftlich - geil! Fazit: Die Spielleute haben ein solides und eingängiges Werk für viele Geschmäcker, für Jung und Alt abgeliefert. Mehr oder minder authentische Mittelalterklänge sind auf dem insgesamt neunten Album von In Extremo (Frühwerke mitgerechnet) kaum zu finden, stattdessen 55 Minuten an metallischem Rock mit Dudelsäcken. Unter den 14 Songs (zwischen 2:40 und 4:42 Minuten Länge) zählen die Titel "En Esta Noche", "Mein Sehnen", "Zauberspruch" und "Mein liebster Feind" zu meinen Favoriten. Wirklich herausragende Höhepunkte wie dereinst "Ai Vis Lo Lop", "Herr Mannelig" oder "Vollmond" bleiben diesmal leider aus. Dennoch stellt "Sängerkrieg" meinem Geschmack nach eine willkommene Steigerung gegenüber den beiden Vorgängern "7" und "Mein Rasend Herz" dar. Auch wenn es für mich an die guten alten Klassiker ("Weckt die Toten!", "Verehrt und Angespien") nicht ganz heranreicht, können die sieben Vaganten von In Extremo in diesem Sängerkrieg immerhin 8 von 10 Wettkämpfen siegreich verbuchen. Weiter so! Trackliste
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