Texas ist ein schönes Fleckchen Erde. Wenn man die Tatsache ausklammert, dass die Bush-Sippe dort hausiert, kommt aus dem „Lone Star State“ viel Gutes. Beispiele gefällig? Gut – J.R. Ewing, das Idol meiner Jugend, kommt aus Texas. Die Cheerleader der Dallas Cowboys sind wahrscheinlich die hübschesten Mädels dieser Erde. Nirgendwo sind Steaks größer und saftiger als in der Wiege des gepflegten Barbecues. Und schlussendlich haben Texaner den vergleichbar gleich „gschearten“, aber charmanten Dialekt wie wir Tiroler. Last but not least – um wieder die Kurve zu kriegen – kommt mit den Main Line Riders auch eine neue Sleaze-Rock-Truppe aus dem Staat, in dem man den Cowboyhut auch beim Liebesakt niemals abnimmt.

"Shot In The Dark" heißt das vollendete Werk, dass uns 10 dreckige, staubige Rock´N´Roll-Hufeisen auf die Läufe nagelt. Und wenn am Cover nicht groß Main Line Riders stehen würde, hätte ich doch glatt auf Neues aus dem Hause Buckcherry getippt. Nicht schlimm, bin ich doch ein großer Fan dieser Band und schätze deren selbstbetiteltes ´99-er Album bis heute sehr. Durch die enorme Ähnlichkeit des Songwritings und vor allem der Stimme von Leadsänger Mikey Mayham mit Buckcherry-Shouter Joshua Todd haben die Main Line Riders zwar nicht wirklich eine eigene Identität, aber Schwamm drüber – solange der Sound stimmt, bin ich der Letzte, der darüber zu motzen beginnt.

Obwohl produktionstechnisch ein bisschen dumpf und wenig druckvoll ausgefallen, gibt´s an den 10 Songs nicht wirklich Gravierendes auszusetzen. Die großen Hits befinden sich leider nicht auf "Shot In The Dark", aber wer Sleaze-Rock mag, wird sicher Gefallen finden an schwungvollen, geilen Songs wie "One Way Ticket To Love", "Pack Up Your Blues", "I Walk Alone" oder "We Are The Ready Ones". Highlight des Albums ist definitiv die Ballade "Here I Am". Erinnert der Song anfänglich mit seinem Akustikgitarre plus räudigem Leadgesang-Packet an alte Cinderella-Hits, bekommt der Song ab dem ersten Chorus, ab dem dann alle mitspielen dürfen, einen gewissen The Black Crowes-Touch. Lagerfeuer-Romantik pur. Hervorragend.

Fazit: Schön zu sehen, dass diese Art der Musik auch in den USA schön langsam zum Comeback ansetzt. Würden die Main Line Riders ihren Refrains noch ein bisschen mehr Hitfaktor und der Produktion ein bisschen viel mehr Bums verleihen, stünde wirklichen Höchstnoten nichts mehr im Weg. Trotzdem ist "Shot In The Dark" mehr als nur gelungen. 7 Punkte.