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Cover  
Despair - Decay Of Humanity (CD)
Label: Century Media
VÖ: 1990
Art: Classic
Werner
Werner
(1250 Reviews)
Nach dem durchaus gelungenen, allerdings teils unausgereiften ’88 Debüt "History Of Hate", auf dem noch Century Media Labelgründer Robert Kampf am Mikro zu hören ist, stieß der Fünfer zwei Jahre später urplötzlich in Gefilde vor, in welche nur die wenigsten Mitstreiter aus der Speed/Thrash Liga sich hin wagten. Dazumal. Das Engagement von Andreas Henschel, seines Zeichen Sänger vorliegender Langgrille und dem nicht weniger interessanten Nachfolgealbum "Beyond All Reason" (1992) bewirkte einen gewissen Schub nach vorne in einem Genre, das erst einige Jährchen später von anderen Kalibern erst so richtig salonfähig gemacht wurde. Despair - Protagonisten, von denen heute kaum einer noch spricht …

Mit Hang zu komplexen Strukturen vertonte Stücke, in ihrem Inneneleben ebenso vielfältig und dennoch einem gewissen nachvollziehbaren Fluss untergeordnet, hat jenes kaum beachtete Kleinod der damals ansonsten etwas stagnierenden Speed/Thrash Szene über all die Jahre nichts an Reiz eingebüßt. Ein Insidertipp der galanten Art. Kreativer Pulsgeber dieser vor 15 Jahren aufgelösten Ruhrpottcombo war ein gewisser Waldemar Sorychta. Bereits hier als junger Saitenquäler das Rohdiamantendasein eben hinter sich gelassen, merkte man deutlich das Bestreben eines individuellen Stils sowie die außergewöhnliche Gabe des Komponierens, was Jahre später mit Voodoocult und Grip Inc. noch einiges mehr an (kommerziellen) Früchten tragen sollte.

Woher der Mann seine Inspiration hat? Nicht unwesentlich aus dem Flamenco und Klassik Metier, wie er mir vor vier Jahren im Grip Inc. Interview verriet. Ich vergöttere seine fast schon als magisch zu bezeichnende Attitüde an der Axt, die ebenso auf dem aktuellen Enemy Of The Sun Debüt, quasi die Nachfolgeband ob des Grip Inc. Starensembles (feat. Dave Lombardo) zu hören ist. Sein Können weitete der mit polnischen Wurzeln in Deutschland lebende gleich auf den Produzentenjob aus, was dem für damalige (Budget-) Verhältnisse transparent- ausbalanciertem Sound eindrucksvoll zu entnehmen ist, auch wenn der Mix von "Decay Of Humanity" auf Iced Earth Stammproduzent Tom Morris zurückgeht.

Das Talentdasein bezog sich keineswegs nur auf Sorychta allein, so stellt auch das powervoll- verspielte Drumming Markus Freiwald einen herrlichen Ohrenschmaus dar, der immer wieder durch originelle Ideen satte Farbtupfer hinterließ. Henschel’s Vocals indes gehören da eher der Kategorie „Geschmacksache“ an, entpuppen jene sich weder als richtig aggressiv noch als betont melodisch … ja, ja schon eigenwillig. Und dennoch irgendwie passend zur Despair’schen Mucke. Das Gespür für das gewisse Etwas nebst des Einpflanzens sämtlicher Feinheiten und das Lenken songdienlicher Dynamik sind die Quintessenz dieser acht Track starken LP, die mit Songs wie "Delusion", "A Distant Territory", "Silent Screaming" und "Radiated" retrospektive deutlich macht, dass Despair einen kleinen, aber beachtlichen Beitrag zur damals noch zumeist im Underground schlummernden Progressive Szene leisteten.

Trackliste
  1. Decay Of Humanity
  2. Cry For Liberty
  3. Delusion
  4. Victims Of Vanity
  1. A Distant Territory
  2. Silent Screaming
  3. Radiated
  4. Satanic Verses
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