Es war einmal der kleine Jordi. Er wuchs behütet im spanischen Barcelona auf. Während seine Alterskollegen vor dem Nou Camp-Stadion campierten, um ein Autogramm von unserem „Goleador“ – dem Krankl Hansi – zu ergattern, saß Jordi daheim und übte verbissen am Klavier. Jordi war brav, angepasst und seine Eltern waren soooo stolz auf ihn, wenn er sonntags in der Kirche fein manierlich gekleidet für die begleitenden Orgelklänge sorgte. Aber irgendwann – der Teufel schläft leider nie – kam DIESER Tag. Der Tag, an dem die Idylle im Hause der SANDALINAS-Familie ein jähes Ende fand. Der Tag, an dem Jordi anstatt zum Klavierunterricht heimlich zu seinem Kameraden Emilio schlich – ja genau dieser Emilio – Jordi´s Eltern hatten ihn doch noch ausdrücklich vor ihm, dem schwarzen Schaf seiner Klasse, gewarnt – aber Jordi ging trotzdem hin. Die Versuchung war einfach zu groß. Viele Gerüchte rankten sich um den langhaarigen, rebellischen und mit hautengen Hosen bekleideten Knaben. Er höre des Teufels Musik. Er feiere schwarze Messen in seinem Zimmer. Das war noch das harmloseste Gemunkel über Emilio innerhalb der Kirchengemeinde. Und ausgerechnet der nette, allseits beliebte Jordi saß nun verbotenerweise in Emilios Zimmer und hörte zum ersten Mal in seinem jungen Leben IRON MAIDEN. Von nun an brach eine Welt für Jordis Eltern zusammen. Es würde nie wieder so sein wie zuvor. Denn nachdem Jordi dieses Schlagzeuggewitter, diese brachialen Bässe und vor allem diese lauten, verzerrten Gitarrenklänge eines gewissen Adrian Smith hörte, wurde als erstes das Klavier entsorgt und eine Gitarre musste her. Jordi übte und übte – Tag und Nacht – und wuchs in der Folge zu einem wirklich fähigen Shredder heran. Und als Jordi dann groß war, gründete er eine Band, firmierend unter seinem Nachnamen SANDALINAS, und nun 2008 gibt´s den zweiten Longplayer "Fly To The Sun" vom „Good Guy Gone Bad“ zu hören.

Viele bekannte Namen tummeln sich am Promo-Zettel. U.a. durften mitmusizieren: Patrik Johansson (YNGWIE MALMSTEEN), Mick Cervino (BLACKMORE´S NIGHT), Elias Holmild (DRAGONLAND), Derek Sherinian (DREAM THEATER), Chris Caffery (SAVATAGE) und Andi LaRocque (KING DIAMOND), der übrigens auch für die gelungene Produktion des Albums zuständig war.

Wie bereits erwähnt ist Jordis Gitarrenspiel außerordentlich gefühlvoll, songdienlich und trotzdem technisch hochwertig. Die Soli sind erstklassig. In dieser Hinsicht fehlt´s hier an nichts. Happern tut´s bei dem guten Jordi allerdings dort, wo´s weh tut. Nämlich beim Songwriting. So sehr sich Ausnahmesänger Rick Altzi, der seine tiefe, ausdrucksstarke Stimme wiederholt gekonnt in unverkennbarer Jeff Scott Soto-Manier in Szene setzt, auch bemüht – den überwiegend ziemlich lauen Kompositionen kann auch er nicht aus der Durchschnittlichkeit helfen. Zu viel Klischeebehaftetes, zu viel Vorhersehbares, schlicht zu viel langweiliges 08/15-Melodic Metal-Liedgut befindet sich unter den 12 Songs von "Fly To The Sun". So dauert es bis Song No. 5 "No Matter What", um das erste Mal einen halbwegs guten Chorus zu vernehmen. Im Anschluss daran folgt mit "As The Rain Falls" ein absoluter Ohrwurm. Mit Abstand der beste Song auf dem Album und leise kommt doch noch Hoffnung auf eine starke B-Seite auf. Dieses Fünkchen Hoffnung erlischt jedoch mit Songs wie "Double Cross" oder dem absoluten Reinfall "Ring Of Fire" leider sofort wieder. Einfallslos und einfach langweilig. Mit "Shadows In The Rain" versucht Jordi noch durch den Einsatz einer Powerballade den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Aber auch hier sei anzumerken, dass ich schon tausende bessere Balladen in meinem Leben gehört habe.

Fazit: SANDALINAS "Fly To The Sun" reiht sich in die elendslange Liste von Alben ein, die zwar handwerklich und produktionstechnisch einwandfrei sind. 1 ½ gute Songs sind für eine Kaufempfehlung aber eindeutig zu wenig. Die Qualität der restlichen Songs erreicht nie wirklich mehr als Durchschnittsniveau.