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9.0
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Hörer mit einem Live-Album zu begeistern. Man kann möglichst originalgetreu spielen, besonders energiegeladen, oder aber spiel- und gesangstechnisch versiert und voller Improvisationen. Die mittelalterliche Spielmannstruppe Blackmore's Night (der Name ist eine Kombination der beiden Nachnamen des berüchtigten Gitarreros Ritchie Blackmore und der Engelstimme Candice Night) hat die letztere Variante gewählt, um das der Renaissance zugeneigte Publikum gleich mit einem Doppelalbum von stattlichen 95 Minuten Länge zu verzaubern.
Gleich zu Beginn des aufgezeichneten Konzertes wird der Opener "Shadow of the Moon" von einem längeren instrumentalen Intro eingeleitet und dann auch gleich in Überlänge gespielt, gespickt und verziert von manch einer improvisierten Einlage. Damit macht sich auch gleich die besondere Stimmung dieses Werkes breit: die Songs klingen so, als seien sie voll verspielter Freude dargeboten worden (und bestimmt war es auch genauso!), und keineswegs etwa nach Schema F der Reihe nach lieblos heruntergespielt. Wenn nach den Stücken der Applaus verhallt, wird es mucksmäuschenstill im Publikum, und Candice Night erzählt etwas über die folgende Nummer, bringt kurze Anekdoten und lacht gelegentlich auch mal herzhaft, was insgesamt sehr sympathisch wirkt. Bei "Fires at Midnight" allerdings klingt anfangs eines der zahlreichen Instrumente etwas verstimmt, und auch Fräulein Night singt dazu (im Gegensatz zu sonst) nicht ganz so zauberhaft wie eine Nachtigall. Dafür glänzt das Stück wiederum mit Überlänge und Improvisationen am laufenden Band, diese gottlob aber nur mit wohlgestimmten Instrumenten. Den Abschluss der ersten CD bietet mit dem sehr gelungenen "Soldier of Fortune" ein Deep Purple-Cover, das an Meister Blackmores einstiges Schaffen zurückerinnert. Neben seinen virtuosen Gitarrenkünsten glänzen auf dem gesamten Werk auch die zusätzlichen Stimmen und weiteren Instrumente über weite Strecken, insbesondere die zauberhafte Violine. Die zweite CD beginnt mit der vergleichsweise regelrecht metallischen Rainbow-Nummer "16th Century Greensleeves", setzt mit einem sehr entspannenden Instrumentalstück fort und führt über eine zum Träumen einladende Version von "I Still Remember" und ein weiteres Instrumental zur Abschlussnummer "Writing on the Wall", die etwas schräge Klänge beinhaltet. Insgesamt gefällt mir der erste der beiden Silberlinge allerdings eine Spur besser. Anekdote am Rande: der Rückseite des Promo-Covers zufolge ist aus dem Track Nr.6 der ersten CD ein Lied über gewalttätige Erdtrabanten geworden ("Under a Violent Moon"), es dürfte sich hierbei jedoch um einen klassischen Druckfehler handeln. :-) Einige Nummern sind besser als die Originale, einzelne Passagen naturgemäß etwas schwächer, und insgesamt fällt vor allem die den Auftritt durchgehend begleitende, magische Atmosphäre positiv ins Gewicht. In einer Einzelwertung würde ich der ersten Scheibe 9 Punkte und der zweiten gute 8 Punkte verleihen. Aber mein gesamtes Urteil soll im bestehenden Zweifelsfalle verdientermaßen für die Artisten ausfallen. Blind kaufen werden die Doppel-Live-CD (die auch in einer edleren Special Edition mit zwei Bonustracks vorliegen soll) vermutlich eh nur die leidenschaftlichen Fans, was wahrlich keinen Fehler darstellen kann; und allen anderen kann das Riskieren eines oder besser beider Ohren ohnehin nur empfohlen werden. Denn abfallen werden sie Euch bestimmt nicht: sie könnten nur schlimmsten- bis bestenfalls dem einzigartigen Zauber von Blackmore's Night unterliegen! Trackliste
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Reviews
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