Am 10. April 2010 wurde es eng auf der Bühne der Szene Wien, als Haggard uns zum Auftakt ihrer Era Divina Tour mit ihrem Metal-Orchester beehrten und einmal mehr ihre Live-Qualitäten überzeugend zur Schau stellten.
Red Dawn Rising
(9 Live-Berichte)
Bevor wir jedoch in den Genuß der Musik von Haggard kamen, waren erstmal eineinhalb Stunden an Wartezeit zu überbrücken. Aus unerfindlichen Gründen gab es diesmal keinen Support-Act, der uns adäquat auf das Konzert eingestimmt hätte, und so wurde die Zeit bis 21:00 Uhr in der Bar der Szene totgeschlagen. Gegen neun verlagerten die anwesenden Fans sich nach und nach in die Konzerthalle, und nach kurzer Überbrückung einer kleinen Verspätung betraten die zahlreichen Mitglieder von Haggard endlich die Bühne.
Gleich vorweg: diese Band live zu sehen, ist allein schon deswegen ein Erlebnis, um mitzubekommen, wie sich die zwölf Musiker auf der doch nicht allzu großen Bühne der Szene aufteilen. Wie bereits bei den letzten beiden Konzerten im Zuge der "Tales of Ithiria"-Tour gelingt es jedoch, jedes Mitglied irgendwo unterzubringen, ohne dass andere Musiker unmittelbar durch Gitarrenhälse oder Geigenbögen gefährdet werden. Die Band nimmt sich noch kurz Zeit, um die Soundkanäle zu überprüfen, ehe Frontman und Mastermind Asis Nasseri das Publikum begrüßt und, nach einer kurzen Einleitung, sogleich mit dem Song "Tales of Ithiria" vom gleichnamigen, letzten Album losgelegt wird.
Obwohl die Szene deutlich sichtbar nicht ausverkauft ist, ist die Stimmung im Publikum vom ersten Ton weg hervorragend und bleibt bis zum Ende des Gigs auch auf diesem Level; dazu trägt auch die gelungene Songauswahl von Haggard bei, die Band präsentiert einen guten Querschnitt der bisherigen Alben und auch Publikumslieblinge wie "The Final Victory", "Per Aspera ad astra" und das allseits beliebte Cover von "Herr Mannelig" dürfen nicht fehlen. Während letztgenanntem Song gingen Asis Nasseri und Gitarrist Claudio Quarta übrigens auf Wanderschaft durchs Publikum und schafften es dabei, sich mit Fans fotografieren zu lassen, ohne mit dem Spielen aufzuhören – das nennt man wohl gelungenes Multitasking…
Ein besonderes Lob gebührt nicht nur der Band für die gelungene Songauswahl und die gut ausgewogene Interaktion mit dem Publikum, sondern auch der Abmischung – gerade bei Bands wie Haggard ist es unumgänglich, dass alle Instrumente gut zu hören sind, um die volle Wirkung der Songs genießen zu können, und genau dieser erstrebenswerte Zustand wurde entsprechend herbeigeführt. Keines der zahlreichen Instrumente ging unter, sowohl die Celli und Geigen, als auch Keyboards und der mehrstimmige Gesang waren immer gut zu hören. Dank der zahlreichen Musiker dauerte die Bandvorstellung vor der Zugabe übrigens circa dreimal so lang wie bei anderen Bands; da jedoch Gitarrist Claudio die Vorstellung mit gelungenen Metallica-Riffs unterlegt, wird die ganze Angelegenheit nicht allzu trocken.
Als Zugabe wird uns noch "Upon Fallen Autumn Leaves" präsentiert, danach endet der insgesamt etwas mehr als zwei Stunden dauernde Gig; wie nach jedem Konzert mischen Haggard sich danach noch unters Publikum und stehen bereitwillig für Gespräche und Fotos bereit. Dass die Musiker dabei wohl auch viel Lob einheimsten, überrascht nicht – auch beim dritten Mal live konnte die Band überzeugen, und nur wenig könnte mich davon abhalten, mir das Metal-Orchester auch ein viertes und fünftes Mal anzusehen. Und da Mastermind Asis während dem Konzert ankündigte, dass bereits an neuem Material gearbeitet wird, sehen wir Haggard dann vielleicht schon mit neuem Album im Gepäck.