Wie immer galt es jedoch zuvor noch, die Support-Bands anzuhören. Zum Glück muss ich hier nicht von „überstehen“ reden – auch wenn die beiden Supporter
Suckceed und
Clairvoyants nicht zu den besten Vorbands gehören, die ich in meinem Leben sehen durfte, wurden wir doch auf
Doro eingestimmt.
Die fünf Herren der österreichischen Band
Suckceed durften hierbei den Anfang machen. Obwohl ein Großteil des Publikums sich noch an der Bar aufhielt, und die Halle selbst nur mäßig gefüllt war, gab die Band sich redlich Mühe, etwas Stimmung in die Bude zu bringen; ganz mitzureißen vermochten sie jedoch nicht, was unter anderem an der doch etwas zu gewöhnlichem Mischung aus Standard-Rock und Metal lag. Mit etwas mehr Innovation beim Songwriting könnte aus den Herren jedoch durchaus noch eine überzeugende Band werden.
Leider stachen auch
Clairvoyants nicht gerade durch Kreativität hervor – zwar versuchte Frontmann
Gabriele Bernasconi (ja, tatsächlich ein Frontmann, trotz des feminin anmutenden Vornamens) die mittlerweile etwas größere Menge anzuheizen, so ganz wollte das jedoch nicht gelingen. Bei den vorgetragenen Eigenkompositionen der Band konnte man auch mehr als deutlich die ursprünglichen Wurzeln heraushören –als
Iron Maiden-Coverband begonnen, präsentierten
Clairvoyants zwar eigene Werke vom Debütalbum
"Word to the Wise", denen man jedoch anmerkt, woher die größte Inspiration für die Songschreiberei kam. Nichts desto trotz lieferten die Italiener eine gute Show ab, die uns ordentlich auf den Moment einstimmte, an dem endlich
Doro die Bühne betrat und uns mit ihrer Präsenz erfreute.
Und gleich mit dem ersten Song machte sie uns klar – auch nach 25 Jahren im Geschäft ist sie noch kein bisschen müde. Ohne lange Umschweifte legte die von ihren Fans liebevoll als
Queen of Metal betitelte Dame mit
"Earthshaker Rock" los, um fast nahtlos in
"I Rule the Ruins" überzugehen. Bereits während dieser ersten beiden Songs war die Stimmung in der Szene (bis auf ein paar langweilige Exemplare vom Typus „Ich stehe nur und gucke“ weiter hinten) hervorragend – als
Doro dann schließlich nach dem zweiten Song das Wort ans Publikum richtete, schien die Menge erst richtig zu explodieren.
Die Stimmung blieb das gesamte Konzert über auf dem gleichen, guten Level – dazu wusste auch
Doro selbst beizutragen, die nach einem Vierteljahrhundert im Geschäft wohl weiß, wie sie die Leute dazu bringt, ihr praktisch aus der Hand zu fressen. Mit einer Energie, die ihresgleichen sucht, rockt sie sich, unterstützt von einer aus versierten Musikern bestehenden Band, durch die Setlist, die einen guten Mix aus älteren Klassikern wie
"Burning the Witches", Nummern vom neuen Album
"Fear no Evil", wie
"On the Run" und einem Cover des
Judas Priest-Klassikers
"Breaking the Law" darstellt. Man könnte fast meinen, auf der Bühne springt ein 18-jähriges Mädel rum, wenn man
Doro zusieht – und ich kann nur hoffen, in ihrem Alter genauso fit zu sein. Auch stimmlich hat die gute Frau über die Jahre nichts von ihrer Energie eingebüßt – die Töne werden sicher getroffen, und trotz der bei Klassikern wie
"All we are" lauthals mitsingenden Fans geht sie nicht unter.
Dank der guten Stimmung, der Songauswahl und der hervorragenden Bühnenpräsenz von
Doro geht das Konzert leider viel zu schnell vorbei – und bald werden die Rufe nach einer Zugabe laut. Tatsächlich erscheint
Doro schon nach kurzem Rufen wieder auf der Bühne – und überrascht mich mit der Aufforderung an das Publikum, sich Songs für die Zugabe zu wünschen. Einer der am lautesten rufenden Herren wird erhört, und
Doro stimmt
"Herzblut" an – aber erst, nachdem sie den Namen des Glücklichen erfragt hat, der den Wunsch äußerte, und ihm den Song auch entsprechend widmete. Nach dem Song wurde das Wünsch-dir-was-Spielchen noch fünfmal wiederholt – wobei die Leute, die ganz vorne standen, deutlich bessere Karten hatten, erhört zu werden – ehe das Konzert schlussendlich wirklich zu Ende war.
Wie sich jedoch herausstellte, war es ratsam, nicht sofort den Heimweg anzutreten – denn trotz der Energie, die
Doro auf der Bühne zeigte, war sie nach dem Gig nicht zu müde, nach etwas Wartezeit zu den Fans zu stoßen und unermüdlich Autogramme zu geben und Fotos mit den Fans zu schießen. Nicht einmal ein verpatztes Foto stellte ein Problem dar – mit einem lockeren „Machen wir doch noch eins“ posierte die gute Frau auch ein zweites Mal, wenn es nötig war, und begeisterte die noch anwesenden Fans damit noch mehr von sich, als sie es mit dem hervorragenden Konzert getan hatte.
Fazit: Die gemachten Versprechen zur Live-Qualität von
Doro wurden gehalten – auch wenn man vielleicht nicht der größte Fan ihrer CDs ist, so überzeugt sie live mit hervorragender Songauswahl, sowie einer Energie auf der Bühne, die ihresgleichen sucht. Auch in punkto Fannähe könnte so manch „jüngerer“ Act sich eine Scheibe bei ihr abschneiden. Sowohl
Doro selbst, als auch die Mitglieder ihrer Band wissen, wie man die Menge ordentlich anheizt; der fast perfekte Sound rundete das Ganze noch ab und machte den Gig zu einem der besten Konzerte, die ich dieses Jahr besuchte. Einzig und allein das etwas zu lange Drum-Solo hätte ein bisschen kürzer gestaltet werden können – dem hervorragenden Gig tut dies jedoch nicht viel Abbruch, und ich hoffe, dass
Doro uns weitere 25 Jahre mit Alben und solch großartigen Gigs erfreut.
Setlist:
Earthshaker Rock
I rule the Ruins
Burning the Witches
You’re my Family
Night of the Warlock
Metal Racer
True as Steel
Above the Ashes
Für Immer
On the Run
Drumsolo
Celebrate
We are the Metalheads
Breaking the Law (
Judas Priest Cover)
All we are
Zugabe:
Herzblut
Fight
Always live to win
Love me in Black
Fight for Rock
Unholy Love