Anmeldung
Suche
SiteNews
Upcoming Live
Keine Shows in naher Zukunft vorhanden...
Statistics
291 Interviews
396 Liveberichte 198 Specials |
In Flames, Heaven Shall Burn
11.06.2025, Festung, Kufstein ![]()
Zeit meines Lebens predige ich Treue, Verlässlichkeit und dass wahre Liebe nie vergeht und das gilt nicht nur für das eigentliche Leben, sondern eben auch für die Musik. In Flames sind halt auch so eine alte Liebe, deren Entwicklung man vom ersten Ton ihres Debütalbums an mit gelebt und mit geliebt hat.
Dabei hat man gemeinsam einige absolute Sternstunden des Heavy Metal und Genre-Meilensteine genau so erlebt, wie die ein oder andere schwierigere Phase. Unüberwindbare Enttäuschung war aber nie dabei und der Weg, den In Flames von der schwedischen Melodic Death Metal Spitze an genommen haben, war zeitlebens gleichermaßen nachvollziehbar, wie ehrlich und nachvollziehbar. Im Gegensatz zu vielen ihrer Brüder im Geiste, haben sich In Flames in den letzten drei Dekaden vielleicht deutlicher in eine moderne Richtung entwickelt, dabei aber nie ihre Wurzeln verleugnet, nie einen Funken an Härte eingebüßt und absolut immer nach In Flames geklungen. Die Trademarks der großartigen Gitarrenmelodien, der zwingengen Riffs und Grooves hatten immer Bestand und mittlerweile haben die Schweden auch längst ihre eigene Nische erschaffen. Man kann den endlos harten und erdrückend fetten Sound mittlerweile wohl ebenso Death Metal, wie Modern Metal oder wie auch immer nennen. Eigentlich ist das furzegal, denn letztlich machen In Flames immer brettharten Metal, der Zeit ihrer Existenz vor allem live so heavy und zwingend ist, wie bei wenigen andere Bands. Kein Wunder, dass In Flames Paten für Generationen jüngerer Bands sind, und dass Anders Friden und Björn Gelotte mittlerweile auch eine generationenübergreifende Heerschar an Fans mobilisieren ist immer wieder herrlich anzusehen. Ebenso faszinierend ist auch heute wieder die Dichte an In Flames-Shirts. Gefühlt hat jeder zweite ein Shirt der Schweden oder eine IF-Cap an. So was sieht man sonst eigentlich nur bei Iron Maiden. "Scream for me, Kufstein!" ![]() Beginnen wir aber von Vorn! Die Sensationsmeldung, dass eine der ewigen und absoluten Lieblingsbands des Haushalts der Darkscene-Geschäftsführung auf der Festung Kufstein Halt machen würde, hat bereits vor einigen Monaten wie eine Bombe eingeschlagen hat. Dass am heutigen Mittwoch im Juni obendrein ein perfekter Sommertag das schöne Kufsteiner-Land verziert wie eine Postkarte, ist die Draufgabe. Die Schönheit unseres Landes und der sensationellen Location auf der Festung Kufstein begeistert indes nicht nur die knapp 3.500 Fans in der rappelvollen Arena, sondern auch die Bands. Bereits am frühen Abend bevölkern Metalheads alle Couleur die Kufsteiner Innenstadt. Schwaz ist Trumpf, das In Flames-Logo erscheint einem an allen Ecken und Enden. Hier in der schmucken Fußgängerzone und in den hübschen Gastgärten ist die Welt ja auch noch in Ordnung. Hier bekommt man noch sein Bier. Das soll leider nicht so bleiben, denn nachdem man nach gemütlichem Spaziergang im Burghof der Festung Kufstein ankommt, ahnt der geeichte Routinier bereits Schlimmstes. Dass die Festung bereits um 18:30 fast voll ist, ist saucool und lässt uns auf weitere Metal Shows in Kufstein hoffen. Dass gleich am Einlass genau ein Bierbon-Stand und ein Bierstand nebeneinander sind und vor beiden eine gefühlt nicht enden wollende Schlange durstiger Menschen steht, ist die Tragödie des Abends. Unter einer Stunde bekommt hier keine ein Bier oder Wasser und auch am Auerbräustand nahe der Bühne ist die Challenge nicht anders. Setzen, fünf! Schade für die Fans, schade für den Umsatz und den Gewinn. Man kann’s auch verkacken. Opfer dieser Tortur werden die Schweitzer von Paleface Swiss, die mit ihrem richtig guten Metalcore schon zu früher Stunde amtliche Stimmung im Pit entfachen. Da geht die Crowd gleich ziemlich steil und feiert die Eidgenossen für ihren top professionellen und heftig ballernden Sound zurecht ab. Wir kämpfen einstweilen um das goldene Getränk und erleben die Show unserer Nachbarn leider nur von der rechten Flanke aus. ![]() Heaven Shall Burn Dass wir nach mittlerweile einer Stunde immer noch in der Wartschleife des Hopfentrankes hängen, ist auch für die fulminant startende Heaven Shall Burn-Show schwierig. Der Bühnenaufbau der Deutschen ist mal aller Ehren wert und erinnert fast an Castle-Grayskull und die ganzen Pyros machen auch ein amtliches Headlinerflair. Dass HSB hier überhaupt auftreten können, ist eh schon ein kleines Wunder. Nachdem Sänger Marcus Bischoff beim Rock am Ring Festival durch einen Infekt massive Stimmprobleme bekommen hat, musste er abbrechen und aktuell pausieren. Binnen Stunden haben die Deutschen mit "Extreme Metal Vocal Coach" Britta Görtz (ex- Cripper, ex-Critical Mess und aktuell Hiraes) richtig amtlichen Ersatz eingelernt und so klingen Heaven Shall Burn auch heute richtig fett und amtlich. Die Bühnenshow ist richtig geil. Die Pyros flackern stattlich und die Band ist gewohnt energiegeladen. Ich bin kein echter Fan von Heaven Shall Burn. Live sind sie aber jedenfalls immer die Reise wert und das Brett das sie mit ihrem, gottlob nie zu anstrengenden, Mix aus Metal Core, Thrash und Death Metal bohren ist immer beinhart. Britta ist optisch, wie in Sachen Dynamik und Stimme eine klasse Frontsau und nimmt die Crowd von Anfang an mit. Mehr kann man aus so einer Situation nicht machen und so darf man es der Band auch verzeihen, dass sie sich mit ihrer Ersatzstimme erst acht Songs raufgeschafft hat und das Edge Of Sanity-Cover im Zugabenblock ein zweites Mal in die eskalierende Menge geballert wird. Heaven Shall Burn haben fett geliefert, die Festung richtig zum Kochen gebracht und werden zurecht wie ein kleine Headliner gefeiert. Das hellrosa Bandshirt mit dem Regenbogen müsste zwar trotz der guten Message trotzdem nicht sein, aber was solls… Coole Show jedenfalls und nachdem wir ja mittlerweile auch unser, den Umständen geschuldet leider einziges Bier der Nacht abbekommen haben, dürfen wir getrost "front of stage" in die sogenannte Gefahrenzone wandern, um mit In Flames in den Partyring zu steigen und den ganz großen Hits der Nacht zu lauschen. ![]() In Flames Es gibt wohl auch für alte Hasen schlimmere Stationen als die rappelvolle Festung Kufstein, wenn man gerade auf der Durchreise zum Nova Rock ist. Zur traumhaften Gegend gibt es laut Anders Friden in Tirol eben auch ein obergeiles Schnitzel zu futtern , ein weltklasse Ambiente im mittlerweile bis auf den gefühlt letzten Meter rappelvollen, mittelalterlichen Burghof der Festung Kufstein , Kaiserwetter und eine Crowd, die die In Flames-Abrissparty von der ersten Sekunde an vollends mitfeiert und für mega Stimmung bei dieser kurzen, aber umso würzigeren Party sorgt. Dazu gehören natürlich immer zwei: Fans und Band und In Flames (wer sie bereits mehrmals live erleben durfte, der weiß das) liefern. Sie liefern immer und sie fackeln mit ihren unbändigen Hits, ihren groovigen, modernen und ebenso rücksichtslos harten, wie hitverdächtigen Modern Death Metal Brechern jede Halle, jedes Stadion und eben auch jede Burg ab! Hier gibt’s kein Pardon. Von der ersten Sekunde an braten die Gitarrenwände ohne Rücksicht auf Verlust wie Horden von Panzern von der Bühne. Da kann der Schädel nur willenlos mitbangen. Wer hier nicht steil geht, der ist tot oder hat den Heavy Metal nie verstanden! Die Setlist ist kurz, aber schmerzlos und richtig gut. In Fames machen einen feinen Streifzug durch ihre Discografie. Dabei lassen sie die ersten drei Alben und das Meisterwerk "Colony" (zum Classic) zwar leider aus, ab "Clayman" (zum Review) wird man aber sehr gut und ausgewogen bedient. "Battles" bleibt dabei dankenswerterweise im Schrank und Hits fehlen angesichts der Dichte des IF-Backkataloges zwar endlos, aber das ist bei Bands dieses Kalibers leider unumgänglich. Hadern bringt da schon lange nix mehr und man freut sich stattdessen besser darüber, was man bekommt, denn das ist vor Allem in den ersten 50 Minuten nahezu makellos. ![]() "Pinball Map" schlägt uns "alten Fans" gleich mit der Faust in die Fresse und mit der Melodie ins Herz. Weltklasse, wie zeitlos gut die Songs von In Flames altern und wie sehr auch die älteren Nummern nahtlos in den neuen Klangkosmos der Schweden passen, ohne auffällig zu werden. Schmerzlos wird mit "The Great Deceiver" eine nagelneue "Foregone"-Nummer (zum Review) nachgelegt, um zu beweisen, wie nahe letztlich auch das neue Album den Roots der Band trotz aller modernen Wucht immer noch ist. Filigran und brachial gleichermaßen. Top Modern und erbarmungslos hart. In Flames haben längst ihren ganz eigenen Kosmos, und dass sie damit auch längst in der Oberliga spielen, das weiß auch der letzte Skeptiker spätestens dann, wenn zum sensationellen "Deliver Us" aber schon die ganze Festung Kufstein durchdreht. Spätestens bei diesem Monstergroove, dem Wahnsinnsriff und der grandiosen Melodie geht jeder durch die Decke. Hier kann man einfach nicht stillhalten und der hymnische Refrain dieses "Sound Of A Playground Fading"-Monsterhits (zum Review) wird von tausenden Kehlen mitgebrüllt. Mehr Hitpotential, DM-Härte und moderne Wucht geht in diesem Genre einfach kaum! Spätestens jetzt brennt hier das Verlies und den frenetischen Chor der tobenden und springenden Menge hören sogar die Gamsn am Wilden Kaiser hören. Mit dem schleppend groovenden Banger "In The Dark" legen In Flames dann die nächste neue Nummer nach. Live noch eine Spurmassiver und heavier, als auf Platte schiebt uns der Song mit seinem tiefliegenden Monsterriff und dem bärenstarken Chorus weiter zum frühen Höhepunkt der Show. Zumindest ist es mein persönlicher Höhepunkt, wenn die fulminante "Retoure To Remain"-Abrissbirne "Trigger" und einer heaviesten Songs ever für mein psychisches Wohlbefinden sorgen. Wie geil kann Metal sein: "Cloud Connected" ist purer Beton. Ein Hit für die Ewigkeit. Ein Brett. Ein Monster. Eine Hymne. Einer meiner absoluten Lieblingssongs für immer und ewig. Da könnt ich die Wände raufgehen und weil Anders und Björn das vielleicht wissen, bringen sie unseren Hormonspiegel damit genau jetzt auch vollkommen außer Rand und Band. ![]() Wenn man glaubt, eine Show ist bereits jetzt am siedenden Höhepunkt, dann kommt bei In Flames immer diese eine Draufgabe, die es in sich hat und die schon längst zu einem der größten Metal-Hits aller Zeiten avanciert ist: "Only For The Weak" ist das Maximum. Die Eskalation aller Emotionen. Das groovende Brett einer modernen Melodic Death Metal Hymne für die Ewigkeit. Mehr geht nicht. Alles steht Kopf. Alles springt und bangt. Jeder ist hier in Bewegung und wahrscheinlich wackeln sogar die alten Knochen im Burgverließ. Hier kommt keiner lebend raus! Wenn dieser Song endlos grooven würde, alle würden springen, bangen und tanzen, bis sie verenden und bis ihnen das Fleisch von den morschen Knochen fallen würde. Hier gibt’s kein Halten. Das ist die maximale Oberliga. Das ist der Peak aller potentiellen Emotionen. Mehr geht in Sachen Stimmung einfach nicht und alles was danach kommt, muss erst mal daran knabbern. Das brachiale "Meet The Maker" schlägt sich dabei richtig gut und hält den Topf dann auch hart am Kochen. Das Feuer lässt sich hier aber eh nicht mehr löschen. "State Of Slow Decay" mundet gut, das hochmelodisch groovende "Alias" entpuppt sich live diesmal als absolute Perle und "The Mirrors Truth" macht den infernal kochenden Moshpit und insbesondere den teils riesigen Circle-Pit auch nicht überlebensfreundlicher. Leider, das ist neben dem Bier-Desaster die einzig schlechte Nachricht der heutigen Party, geht es schon jetzt dem Ende zu. Das ungeheuer geile und unfassbar harte "I Am Above" trümmert zwar nochmals die volle In Flames Modern Death Metal Wucht in Extraklasse durch die Festung, nach dem immer wieder vollkommen eskalierenden "Take This Life" Flächenbrand, ist diese fette Vollbedienung aber wirklich schon nach knapp 70 Minuten vorbei. Schön, aber schade! ![]() Der einzige Wehrmutstropfen der heutigen Show ist somit die relativ kurze Spielzeit. Natürlich ist es eine co-Headlinershow mit Heaven Shall Burn und natürlich weiß man, dass auf der Festung (auf der es "immer" eine Dezibelbeschränkung und einen frühen Curfew gibt!) um 22:30 Uhr Schicht im Lärmschacht ist. Ein früherer Start hätte die notwendigen Minuten zu einer längeren Show aber locker möglich gemacht, denn der wahre Headliner waren und sind In Flames und so hätte der ein oder andere Song schon noch gut gemundet. Vor Allem wenn man weiß, dass In Flames in den Tagen zuvor auch immer wieder mal das überragende "The Quiet Place", "My Sweet Shadow" oder den legendären "Colony"-Banger "Coerced Coexistence" mit an Bord hatten. Sad but true. Next time! Grandios war‘s dennoch und für diejenigen vielen, die ihre Schuhe und Kleidung im Moshpit verloren und in die Luft geschmettert habe, ist es wohl eh besser so… Setlist In Flames: 1. Pinball Map 2. The Great Deceiver 3. Deliver Us 4. In the Dark 5. Cloud Connected 6. Trigger 7. Only for the Weak 8. Meet Your Maker 9. State of Slow Decay 10. Alias 11. The Mirror's Truth 12. I Am Above 13. Take This Life ![]() Letztlich war es ein perfekter Abend in einer perfekten Location in wunderschöner Umgebung und eine ausgelassene Party mit drei superb abliefernden Bands und über 3.000 klasse Fans alle Altersklassen. Eine ebenso ausgelassene, wie friedliche Werbung für den Heavy Metal und so darf man nur hoffen, dass wir nicht wieder eine halbe Ewigkeit warten müssen, bis auf der Festung Kufstein fette Riffs und harte Grooves zu hören sein werden. Zu In Flames darf man einmal mehr festhalten, dass sie immer noch und weiterhin eine der besten, glaubwürdigsten und coolsten Metal Bands unsere Zeit und einer der umwerfendsten Liveacts der letzten drei Dekaden sind. Zudem sind Anders und Björn noch immer zwei der lässigsten und sympathischsten ihrer Zunft. In Flames haben auch heute wieder allen bewiesen, dass sie das Kunststück vollbracht haben, ihren melodischen Death Metal über die Jahrzehnte glaubhaft und ohne Kompromisse auf neue Ebenen zu hieven, ohne ihrer eigenen Linie je untreu zu werden: In Flames haben unzählige Bands beeinflusst und es dabei geschafft, einen brettharten und modernen Death Metal zu kreieren, den keine zweite Band der Welt annähernd gleich spielt. In Flames sind einzigartig und wohl auch deshalb und mit all ihrer coolen Aura und ihren noch cooleren Designs und Merch haben es die Schweden immer weiter geschafft, die alten Fans zu halten und ein immer noch jüngeres Publikum zu rekrutieren, während sie selbst in Würde reifen und immer noch cooler rüberkommen, als der Rest der Konkurrenz. See you next time! "Scream for me Kufstein!" Für die Fotos der Band bedanken wir uns bei In Flames und dem Bandfotografen Oscar Dziedziela… ![]() ![]() ![]() ![]() @C |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
|||
© DarkScene Metal Magazin |