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Sabaton, Accept
05.02.2017, Zenith, München 
 
Der Triumphzug der Schweden geht unaufhörlich weiter und allen Unkenrufen zum Trotz, haben sich die sympathischen Herren innerhalb von 10 Jahren vom kleinsten Drecksclub in die größten Hallen Europas katapultiert...
DarksceneTom
DarksceneTom
(142 Live-Berichte)
Sabaton und kein Ende in Sicht! Der Triumphzug der Schweden geht unaufhörlich weiter und allen Unkenrufen zum Trotz, haben sich die sympathischen Herren innerhalb von 10 Jahren vom kleinsten Drecksclub in die größten Hallen Europas katapultiert. Harte Arbeit, unermüdliches Touren und treffsicheres Songwirting haben Sabaton zu einer der großen Metal Bands unserer Zeit gemacht.

Wer das bisher nicht geglaubt hat oder einfach nicht glauben wollte, der muss es spätestens 2017 zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. Wer eine Legende mit Headlinerstatus mit auf Tour bitten darf, wer Accept im Vorprogramm präsentiert, der muss übergroßen Status erreicht haben. Wenn man die Schlange sieht, in der sich heute vorm Zenith in München tausende Banger aller Altersklassen hunderte Meter lang die Beine in die Botanik wundstehen, dann weiß man, dass Sabaton ganz oben sind und nur noch auf Bands wie Metallica oder Iron Maiden aufschauen müssen.
Unfassbar, wie voll das Zenith heute ist. 6.000 Fans feiern eine ausgelassene, aber wie bei Sabaton gewohnt, sympathische und friedliche Metal Party, bei der sogar die Besoffenen freundlich bleiben und grinsend durch die Menge waten!
Es ist also alles gerichtet, für einen unterhaltsamen Sonntagabend:



Twilight Force

Einen kleinen Dämpfer gibt’s aber leider. Hat es der Verfasser dieser Zeilen bisher erfolgreich vermieden, sich das Kitsch-Ensemble von Twilight Force anzutun, steht er nun um Punkt 18:55 Uhr vor vollendeten Tatsachen und mitten in der Menge, als die Schweden mit voller Dragon-Power loslegen. Der Running-Gag der Kameradschaft ist jetzt schon vorprogrammiert, aber auch durch die rosarote Brille ist es kaum möglich Twilight Force Positives abzugewinnen. Klar sind die Jungs musikalisch fähig und ihre Songs werden Freunde finden. In Wahrheit ist hier und heute aber allein der schwülstige Drachen- und Regenbogen-Backdrop fehl am Platz. Rhapsody für Arme hör ich meine Begleitungen murmeln und sie haben Recht. Twilight Force sind nett, aber sie sind locker 15 Jahr zu spät am Start um auch nur einen Pfifferling zu gewinnen. Da helfen weder die klassische Rollenspiel-Besetzung, inklusive selbstgebastelter Ritter- und Mönchskostüme, noch die aufgeklebten Elfenohrwaschl der Gitarristen. Leute, das ist allein optisch einfach nur peinlich. Noch dazu kommen das schunkelige Kopfwippen der Seitenfraktion, schlagertaugliches Händeschwenken und kindliches Möchtegern-Theater Stageacting.

Eine halbe Stunde kann grausam lang sein, wenn man klebrige Fanfaren und Doppelbasshymnen über sich ergehen lassen muss, die zwar durchaus gut gemacht und tauglich, am Ende der Reise aber nicht mehr als das sind, was sich ein Luca Turilli im Schlaf ausdenken würde. Dass Frontman "Chrileon" trotz seines Schwertes gut singt ist das eine, dass Keyboarder "Blackwald" seine komplett vom Band kommenden Spoken words-Passagen hingegen mit total schlechter Synchronisation versemmelt das andere. Der Sound überschlägt sich im Übrigen auch immer wieder, weshalb wir diese kindliche, kitschige und "nette" Performance mit dem Hinweis beenden, dass "nett" bekanntlich die kleine Schwester von "Sxxxxxe" Ist.



Accept

20:00 Uhr - Primetime: Alle Kinder bitte ins Bett. Es ist endlich Zeit für Heavy Metal und die Solinger Stahlschmiede zeigt uns einmal mehr von der ersten Sekunde an, wo der ganz große Stahlhammer hängt. Umrahmt von einem fetten Industrie-Bühnenaufbau und starker Lightshow, wird der 1-stündige Accept-Set zum erwarteten Triumphzug und einer Wohltat nach der zuvor gehörten, halben Stunde Himbeersaft-Metal.
Der Sound von Accept ist wuchtig, fett und laut. Perfekt! "Stampede" und "Stalingrad" preschen genau so schnörkellos, saftig und souverän nach Vorn, wie die weiteren Hits einer der besten und wichtigsten Metal Bands der Geschichte. Der Einstiegs-Doppelpack sitzt wie die Faust aufs Auge, das unsterbliche Riff von "Restless And Wild" und das legendäre "London Leatherboys" gehen runter wie Öl. Es ist ebenso selbstsicher, wie auch mutig, von Sabaton, sich Accept ins Vorprogramm zu parken. Die Deutschen räumen vollends ab, das Publikum geht steil und es herrscht absolute Headlinerstimmung. Anstatt "The Final Journey" hätte zwar gern ein anderer Song von "Blind Rage" im kompakten Set sein dürfen, spätestens wenn die unsterbliche Melodie von "Princess Of The Dawn" einen der größten Metal Hits ever einläutet, spürt man davon aber ohnehin nichts mehr.

Erhaben und mächtig. Eine Hymne für die Ewigkeit! Ein Meilenstein, genauso wie das rasante "Fast As A Shark" und das unsterblich majestätische "Metal Heart". Die Stunde Accept vergeht wie im Flug. Perfekter Sound, perfekte Band, perfekte Show. "Teutonic Terror" hat mit seinem Monsterriff längst Klassikerstatus inne und wenn "Balls To The Wall" nochmal den ganz großen Hammer rausholt, um diesen großartigen "Support-Slot" einer immer noch fett im Saft stehenden Legende abzuschließen, dann bleibt im tosenden Jubel der Menge nur ein Fazit:
Thats how the big boys do it!



Sabaton

Es benötigt eine anständige Portion Selbstvertrauen, wenn man nach Accept als Headliner vor 6.000 Fans auf die Bühne tritt. Diese Stimmung zu toppen scheint schwer, wer Sabaton-Shows kennt und weiß wie steil das Publikum geht, der ahnt aber jetzt schon, dass die Schweden noch einen drauf setzen würden. Bereits bei der coolen Version von "In The Army Now" geht das Zenith durch die Decke. Die fette Videowall strahlt beim "March for War" von der Bühne, Pyros und Explosionen krachen durch die Fachwerkshalle. "Ghost Division" geht einmal mehr ab wie die Hölle und die Fans fressen Sabaton von Beginn an aus der Hand.
"Sparta" läutet den ausführlichen "The Last Stand" Teil (zum Albumreview) der Show ein. "Sparta! Hellas!" Die Spartaner stehen Spalier auf der Bühne. "300" lässt grüßen, wenn Joakim mit Schild und Helm in bester König Leonidas-Manier mit seinen Spartanern über die Bühne stampft. Coole Show und "Blood Of Banockburn" mit seinem schottischen Dudelsackthema und dem treibenden Rhythmus löst erwartet Party pur im Publikum aus. Leider ist der Sound vor allem zu Beginn der Show nicht so fett und wuchtig, wie bei Accept. Das soll sich rasch bessern, etwas lauter wäre aber durchaus fein gewesen.



Die Show ist einmal mehr top-professionell und klasse. Der einzige Scheiß ist – wie eigentlich immer – die Dummheit der Fans, die von Anfang an der Band und ihrem Schaffen mit stupiden "Noch ein Bier"-Sprechchören ans Bein pinkeln! Glaubt es doch endlich mal: Sabaton wollen das nicht und diejenigen Fans, die wegen der Musik vor Ort sind, wollen das auch nicht. Lieber zwei oder drei Songs mehr, als dieses Geplänkel. Diesen, aus Witz und guter Laune entstandenen Scheiß, werden Sabaton scheinbar nicht mehr los und scheinbar finden diesen Klamauk auch immer noch gut die Hälfte der Fans wirklich immer noch lustig. Bei einer Liveshow einer Band, die Album um Album veröffentlicht und sich beinhart nach oben getourt und gearbeitet hat, geht es um die Musik. Aber manche werden es nie kapieren.
"Swedish Pagans" mit seiner unwiderstehlichen Melodie rückt genau das jedenfalls schnell wieder deutlich in Vordergrund. Es geht ja. Die Masse geht auch ohne Biersprüche wieder steil. Ebenso wie beim mächtigen "Carolus Rex", dem überragenden neuen "The Last Stand", beim richtig starken "Lost Batallion" und seinem epochal inszenierten Intro.

"Union (Slopes of St. Benedict)" und das unverzichtbare "Gott mit uns" (Sabaton täten gut daran, den Text im Original und ohne deutsche Version zu präsentieren!) peitschen die Stimmung weiter nach oben. Schon jetzt ist klar, trotz der massiven Hitdichte der ersten vier Alben konzentrieren sich Sabaton auf ihre neueren Songs und lassen verdammt viele Hits im Koffer. Schön, wenn man trotzdem abräumt. Spricht für den Back-Katalog und ja, "Lion From The North" kanns genau so, wie schmerzlich vermisste Überhits ala "Uprising", "Screaming Eagles", "40:!" oder "Galipoli", "Coat of Arms" oder "The Art Of War".

Unweigerlich steuert die Show dem Ende zu. "Final Solution" in einer akustischen Version und mit cool von der Bühne gefilmten Lichtermeer ist nett, aber verzichtbar, zumal Joakim kein begnadeter Sänger ist. Besser ballert uns da schon das amtlich knallende "Resist And Bite" um die Ohren. Der "Heroes"-track (zum Review) ist schon jetzt einer der ganz größten Sabaton live-Hits. Das Gequassel dazwischen hätte Joakim meiner Ansicht nach zwar gern wieder mal gegen den einen oder anderen Song tauschen können, aber was soll's. Das offizielle Ende markieren "Night Witches" und das live so richtig perfekt funktionierende "Winged Hussars".



Break. Zugaben. Protechnik deluxe untermalt das "Churchill's speech"-Intro, das wir ja durch Maiden's "Live After Death" ganz tief in der Blutbahn haben. "Primo Victoria" ist der unausweichliche Triumphzug. Hier und heute, immer und überall. Den Rest erledigen der Samurai und die Cowboys. Das kitschig nette "Shiroyama" zwingt die Masse mit seiner Melodie in die Knie, während das fetzcoole "To Hell And Back" das fette Finale einer absolut würdigen Headlinershow markiert, die eindrucksvoll beweist, das Sabaton mittlerweile in der absoluten Oberliga jener, wenigen "jüngeren" Metal Bands spielen, die Hallen > 5.000 locker ausverkaufen und richtig zum Kochen bringen.

Dass es deshalb noch nicht die beste Sabaton-Show gewesen sein muss, die ich je erlebt habe, tut da wenig zur Sache....Innsbruck 2016 (zum Livereview) und London 2011 (zum Livereview) bleiben in meiner kleinen Sabaton-Welt definitiv unerreicht. In Punkto Stimmung und Performance ....

Setlist Sabaton:
In the Army Now
The March to War

1. Ghost Division
2. Sparta
3. Blood of Bannockburn
4. Swedish Pagans
5. The Last Stand
6. Carolus Rex
7. Union (Slopes of St. Benedict)
Diary of an Unknown Soldier
8. The Lost Battalion
9. Gott mit uns
Dominium Maris Baltici
10. The Lion From the North
11. The Final Solution (Acoustic)
12. Resist and Bite
13. Night Witches
14. Winged Hussars
----
15. Primo Victoria
16. Shiroyama
17. To Hell and Back
Dead Soldier's Waltz
Masters of the World


Aufgrund der Verhinderung unseres Fotografen, haben wir Fotos von Frankfurt am Start. Für diese tollen Bilder und die unkomplizierte Abwicklung, bedanken wir uns ganz herzlich bei Frank Weichert-Photography:

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