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Saxon
18.11.2016, Rathaussaal, Telfs
"Telfs Lebt!" Wieder mal und wie schon gewohnt präsentiert uns das Tiroler Oberland einen hochkarätigen Act für den Heavy Metal Herbst. Dass der Telfer Rathaussaal eine perfekte Location ist, hat sich in der Szene auch längst wieder rumgesprochen und das wissen mittlerweile auch jene, die einst in den frühen 90er Jahren Motörhead, Black Sabbath oder die Toten Hosen nicht mehr live erleben durften. Dafür sorgten zuletzt perfekt abgewickelte Shows von W.A.S.P., Skid Row, Mustasch oder den Pretty Maids. Der Sound in Telfs ist auch meistens klasse und die Getränkepreise sind ohnehin immer mehr als "heiß". € 2,50 für eine halbe Bier im "Heiligen Land Tirol" ist Nächstenliebe pur.
Girlschool Girlschool mit auf Europa Tour zu nehmen hat vielleicht auch was von "Liebe". Biff und Mannen kennen die königliche Damen seit den Frühzeiten der NwoBhm und wer weiß, was sie schon alles zusammen "getrieben" haben. Girlschool begleiten jeden Metalhead und so auch meine Wenigkeit bereits seit beinahe 30 Jahren. Dass ich dennoch keine Scheibe der mittlerweile greisen, aber bis auf einige dentale Abstriche, durchaus knackigen Damen besitze, spricht Bände. Nein, ich war und bin kein Girlschool Fan und nicht mal der beinharte Support unseres seligen Lemmy konnte mich davon überzeugen, einer zu werden. Dass der Auftritt der legendärsten britischen Frauenband ever dennoch recht kultig werden sollte, war trotzdem klar. Der Respekt für Girlschool ist allgegenwärtig, auch wenn es gerade auf musikalischer Ebene durchaus was von Benefizevent hat, wenn man die Originalmitglieder Enid Williams, Kim McAuliff und Denise Dufort heute sieht und hört. Das richtig große Album, oder den richtig großen Song haben Girlschool aus meiner Sicht einfach nie geschrieben, bis auf die etwas jüngere Jackie Chambers, sind die Damen aber mittlerweile allesamt um die 60 Lenze und müssen eigentlich auch nix mehr beweisen. Dafür liefern sie dann dennoch eine ziemlich lässige Show ab, deren Höhepunkte ich bei "Race With The Devil" und "Emergency" notieren darf. Dass Girlschool bei "Take It Like A Band" einen von Herzen kommenden Tribut an "ihren" Lemmy aussprechen ist nur gerecht und ein kleiner Höhepunkt einer netten, legendären und durchaus unterhaltsamen Show, die nach einer halben Stunde bereits vorbei ist. Auch gut. Girlschool mag man eben. Ihr größter Hit bleibt aber in jedem Fall, dass sie mit Lemmy in der Kiste waren und jeder davon weiß! (Hier gehts zur Girlschool Fotogalie!) Last in line Die heutige Nacht steht nicht nur im Zeichen guter Musik, sondern auch großer Namen. Nach dem Girlschool-Kult geht's weiter mit der Zeit- und Bildungsreise in die seligen 80er Jahre. Last In Line mag nicht jeder kennen, Eingeweihte wissen aber, dass die Show dieser Band eigentlich nur ein Erfolg werden kann. Gegründet vom irischen Gitarrenkönner Vivian Campell (der neben Dio insbesondere durch sein Wirken bei Def Leppard, Whitesnake zum absoluten Weltstar wurde, in den letzten Jahren aber leider mehrfach mit schwerer Erkrankung zu kämpfen hatte), gilt es für die Band das große Vermächtnis von Ronnie James Dio zu verwalten. Kein Wunder, ist der Rest der Truppe doch Teil der Mannschaft, die das 84er Dio Meisterstück "The Last In Line" eingespielt hat. Ok, Basser Jimmy Bane ist leider in diesem Jahr verstorben und auch Claude Schnell hat den Posten an den Keys abgegeben, Drum-Legende Vinny Appice (u.a. Black Sabbath, Heaven And Hell, Kill Devil Hill) ist aber noch immer an Bord und wenn man als "Tourbassisten" einen Mann wie Phil Soussan (u.a. Ozzy Osbourne, Billy Idol, Toto) vorzeigen darf, dann macht das nicht nur eine Soupergroup aus, sondern auch das perfekte 80er Feeling komplett. Solche Musiker wissen natürlich ganz genau wie der Hase läuft. Wenn so eine Band dann noch einen sehr guten Sänger wie Andrew Freeman in ihren Reihen hat, dann steht einer Dio-Party, die überall auf der Welt funktionieren wird, auch nichts mehr im Wege. Kein Wunder, dass Last In Line von Beginn an richtig abräumen und eine Stimmung entfachen, die man bei Support-Acts sicher nicht alle Tage erlebt. Die Songs vom "Heavy Crown" Debüt-Album sind gut und nett, die Dio Klassiker aber sind magisch und überragend. Auch wenn sich der ansonsten sehr gute Andrew Freeman nicht an alle hohen Töne heranwagt und diese lieber mal dem Publikum überlässt, sehen wir hier die perfekte und absolut würdige Post-Dio-Band. Der Rest ist unsterbliche Heavy Metal Geschichte: "Straight Through The Heart", "The Last In Line", "Holy Diver" und "Rainbow In The Dark" sind magische Manifeste, auf Ewigkeiten heilig und genial. Jeder singt mit, jeder hat Gänsehaut und jeder einzelne verneigt sich innerlich vor Ronnie James Dio. Unersetzbar, unvergleichlich und unvergesslich! Schön ist's trotzdem und mehr muss man dazu eigentlich auch nicht sagen. God bless Ronnie! (Hier gehts zur Last In Line Fotogalie!) Saxon Es geht Schlag auf Schlag und um Punkt 22:00 Uhr betritt die britische Legende einmal mehr Tiroler Bühnenboden. Innsbruck, Wörgl, Kundl und nun Telfs. Viermal in 15 Jahren, so genau wie Saxon hat sich noch keine englische Band das Tirolerland angeschaut und immer wieder folgen wir dem Grollen des "Heavy Metal Thunder". Eine ziemlich heavy ausgerichtete Saxon Show soll es heute werden. Mit Augenmerk auf einige härtere Songs ziehen Saxon durch die Lande. Der Sound ist bei den ersten Nummern zwar noch etwas übersteuert, die Performance der Briten ist aber einmal mehr gewohnt tight und überzeugend. Mehr als überzeugend ist auch, dass sich Sir Biff mit seinen knapp 60 Lenzen über die vollen 105 Minuten des Sets, trot gefühlten 46° C im Saal, nicht von seinem Mantel trennt: Mehr Metal geht kaum. Hut ab! Schwitzen rulez und Saxon rulen auch, auch wenn meine persönliche Setlist schon seit Jahren anders aussehen würde. Jüngere, härtere, aber eben auch etwas monotone Songs wie "Battering Ram", "Sacrifice" oder auch das ultrawuchtige "Killing Ground" sind zwar ohne Zweifel gut, hierfür geopferte Monumente ala "Dogs Of War", "Unleash The Beast", "Great White Buffalo", "Requiem" oder "Power And The Glory" vermisse ich aber immer schmerzlich und das großartige "Innocence Is No Excuse"-Album wird sowieso seit Ewigkeiten totgeschwiegen. Klar, das ist völlig subjektiv, mir waren Saxon aber immer schon lieber, wenn sie lässig, melodisch und groovig zu Werke geschritten sind. Schnelle, harte Songs hol ich mir woanders, auch wenn das neue "Let Me Feel Your Power" ohne Zweifel eine anständige Dampframme vor dem Herrn ist und amtlich überzeugt. Der Saxon-Set dennoch eine weitere gelungene Zeitreise durch knapp 40 Jahre Heavy Metal Geschichte und allein für Übernummern wie "And The Bands Played On", das epische "The Eagle Has Landed", ein immer wieder unfassbar cooles "Dallas 1pm" oder meinen kleinen Liebling "Solid Ball Of Rock" baue ich Saxon überall auf der Welt gern einen Altar. Welcher Idiot jemals die Idee hatte, dass Saxon eine Band sind, bei der ein Moshpit notwendig wäre, erschließt sich mir indes nicht. Der "Heavy Metal Thunder" trifft eben nicht jeden gleich. Biff hat er jedenfalls im Jahre 1951 richtig fett getroffen. Anders ist es kaum zu erklären, dass er bei den Zugaben noch eine Fankutte über seinen Mantel streift und dennoch richtig Gas gibt, um die Menge zu dirigieren. Seine charismatische Stimme hat in all den Jahren auch noch keine Abnützungserscheinungen erlebt und genau so wie der Rest der Band, lässt Sir Byford natürlich rein gar nichts anbrennen. Tim "Nibbs" Carter tobt am Bass einmal mehr wie ein Berserker, Doug Scarratt mimt den coolen, Paul Quinn den pragmatisierten Gitarristen und Nigel Glockler grooved wie ein Uhrwerk. Die Stimmung ist entsprechende ausgelassen und richtig bombig. Nach knapp 90 Minuten nehmen uns "20.000ft" und das geschmeidige "747 (Strangers In The Night)" mit in die ganz frühen Tage der NwoBhm, bevor eine weitere richtig gute Saxon Show mit dem für Lemmy angekündigten "Denim And Leather" und dem unverzichtbaren "Princess Of The Night" unter tobendem Jubel zu Ende geht. Apropos unverzichtbar: Der "Crusader" bleibt heute leider tatsächlich außen vor. Cool war's trotzdem. Saxon sind und bleiben eine der Legenden, die am besten gealtert sind und die noch heute Jung und Alt gleichermaßen begeistern können. In diesem Sinne: "Fill your heads, With heavy metal thunder" Saxon Setlist: 1. Battering Ram 2. Heavy Metal Thunder 3. Sacrifice 4. Solid Ball of Rock 5. Chasing the Bullet 6. Never Surrender 7. Stand Up and Be Counted 8. The Devil's Footprint 9. Strong Arm of the Law 10. Killing Ground 11. The Eagle Has Landed 12. Queen of Hearts 13. And the Bands Played On 14. Let Me Feel Your Power 15. Dallas 1 PM 16. Wheels of Steel --- 17. 20,000 Ft 18. 747 (Strangers in the Night) --- 19. Denim and Leather 20. Princess of the Night Unser Dank geht wieder mal an Telfs-lebt! und dafür, dass richtig geile Metal Konzerte in Telfs mittlerweile schon ein Fixbestandteil der heimischen Kalender sind. Wir freuen uns schon auf die nächsten Acts in "Telfs Rock City"! Die komplette Saxon Bildergalerie gibt es wieder mal bei unserem Mr. Barnes auf Freizeit-Tirol. |
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