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Possessed, Cattle Decapitation, Triumphant
21.07.2014, P.M.K, Innsbruck
Auch wenn im Jahre 2014 für einen Metal Fan ungleich mehr Unmögliches möglich scheint, als noch vor 20 Jahren oder mehr, gleicht es schon einem mittelprächtigen Paukenschlag, als man erfährt, dass die Genre Vorreiter, die Szene Mitbegründer und eine der Kultbands schlechthin, nämlich niemand geringerer als Possessed, auf Anraten der "Bühne Innsbruck" in der Ziroler Landeshauptstadt zur Death Metal Beichte bitten sollen.
Natürlich ist "Kult" heute in viel strapaziertes Wort und natürlich gleicht die Schlagzahl von Venom-, Possessed- oder Bathory Shirts heute längst jener von Motörhead, AC/DC oder Maiden. Kult ist cool und das nimmt mitunter H&M'sche Ausmaße an, aber auch wenn wir uns sicher sein können, dass nicht jeder der heutzutage in solch einem "kultigen" Shirt steckt, gleich ein Überzeugungstäter sein muss, ist es auch ein Sinnbild für die Unkaputtbarkeit der Metal Szene und ihren gefühlt x-ten Frühling. Alt und Jung kommen sodann natürlich auch artig zum ultimativen Death Metal Stelldichein im PMK Innsbruck und die Crowd der Nacht gleicht einer Kulisse aus den späten 80ern und frühen 90ern. Klassentreffen für Alteingesessene und der Nachwuchs ist ohnehin konzertfreudig wie selten zuvor. Sehr cool und genau so soll das sein, auch wenn der Montagstermin exakt am ersten Arbeitstag nach dem dringend benötigten Urlaub nicht gerade ein Traum ist. Zumindest sollte die Schlafquote der Nacht nicht ganz so kurz werden, wie eingangs befürchtet, da die US-Death-Grinder von Cattle Decapitation bereits im Vorfeld ihre Tourreise stornierten. Mir persönlich ist das total egal. Des einen Leid des anderen Freud und ich zähle mich hier eindeutig zu zweiter Gattung. Natürlich freue ich mich heute neugierig auf die Performance der Legende, der "Possessed-Coverband" um deren einzig verbliebenes Originalmitglied Jeff Becerra, mein Hauptaugenmerk der heutigen Nacht liegt aber ehrlich gesagt in erster Linie auf der Show unserer derzeit heißesten heimischen Death/Thrash/Black Aktie Triumphant. Wenn man um kurz nach 19:00 Uhr zum Vorab-Bierchen in die Rubin Bar startet sind solche Gedanken kurzerhand Schall und Rauch. Hier arbeitet auch zu Wochenbeginn keiner und hier hat auch keiner der Stammkunden den Montagabendhangover. Hier knallt sich die Basis unserer Sozialstaatsgesellschaft locker die üblichen Alltagsgeschichten-Bierchen hinter die Binde. Hier wird bestens gelaunt und in der Blüte des Lebens zu Schlagerklängen vollfett mit der Trappel über die Rumpel gerattert. Livehaftige Elisabeth T. Spira Geschichten sind somit das erste tragische Highlight am heutigen Tag. Aber diesen Irrsinn muss man einfach gesehen haben, um zu verstehen was ich meine. Also zurück zum Wesentlichen. Triumphant Bereits zu Beginn der Triumphant Show steht die Luft im rappelvollen PMK an der Decke und die Tiroler Underground Aktie lässt auch bei ihrer heutigen Show einmal mehr keine Zweifel an ihrer Relevanz aufkommen. Es ist ein erwartet energiegeladener und richtig cooler Set, den uns die Innsbrucker Überzeugungstäter um die Lauscher ballern. Triumphant stehen heute zwar nur knapp 35 Minuten zur Verfügung und auch der Platz auf der Bühne scheint der entfesselten Performance nicht ganz auszureichen (Sänger Bekim lässt mehr Haare in Omo's Bass, als viele der anwesenden Fans überhaupt noch am Haupt tragen), der Intensität des Auftritts tut all das aber keinen Abbruch. Auch die ein oder andere technische Schwierigkeit mit dem Mikrokabel, die sich nicht zuletzt durch das "wir wollen einfach immer alles zerreißen Gen" auftut, schmälert die optisch wie musikalisch beeindruckende old-school Show keineswegs. Vielmehr ist das Songmaterial des herausragenden Debütalbums "Herald The Unsung" (zum Vinyl Review und zum CD Review) auch livehaftig ein absoluter Knaller. Natürlich ist ein Auftritt im Vorprogramm von Possessed geradezu ein Traum für Triumphant, deren musikalische Essenz zu weiten Teilen auch in den Frühtagen des Death/Thrash der 80er Jahre liegt. Über mangelnde Motivation kann man bei den Jungs aber sowieso nie klagen und wenn man sieht, mit welcher Inbrunst diese blutjungen Hunde gekonnt und mitreißend in den Frühtagen der Szene wühlen und wie entfesselt sie auf der Bühne zu Werke gehen, lacht einem das Herz. Angeführt vom frenetisch bangenden und über die Bühne fegenden Frontwarrior Bekim Leatherdemon legen Triumphant mit "Fullmoon Over Transylvania" und dem herrlichen "Zivot Ispod Obrnutog Krsta" furios los. Vor allem das bosnisch vorgetragene und auf einem unverkennbaren early-Running Wild-Riff heranwachsende "Life Under The Inverted Cross" ist ein absoluter Live-Bringer und spätestens hier haben Triumphant auch all jene auf ihrer Seite, die sich anfangs noch skeptisch und überkritisch an ihrem Bierbecher festgehalten haben. Schon jetzt ist es richtig heiß im Bogen und wer's bis dato nicht geglaubt hat, der weiß spätestens jetzt, welchen Quantensprung Triumphant mit ihrem erneuerten Line-Up vollzogen haben. Genau das beteuert uns dann auch die erste Kostprobe der anstehenden, nächsten Scheibe. "Chant Of Lost Souls" bedient die "Erfolgsformel" der Band perfekt. Gnadenlos drauf los brettern tun viele. Seinen pechschwarzen Death/Thrash gekonnt mit klassischen Heavy Metal Zitaten versehen, kann jedoch nicht jeder. So ist es herrlich, wie das Eröffnungsriff dieser Kostprobe prägnant die Blütezeit des britischen Heavy Metal zitiert. Nach den vakanten NwoBhm-Gitarren bricht natürlich auch hier die rasende Hölle los und man darf schon jetzt gespannt sein, wie viele solcher Kaliber Triumphant beim nächsten Longplayer vom Stapel lassen. Es könnte ruhig so weitergehen. Nach "Devotion" und der unumstrittenen Bandhymne "Triumphant" , dem wohl bis dato auch genialsten Song der Band, ist aber leider schon Schicht im Schacht. Das Fazit ist aber jedem Anwesenden klar. Klasse Auftritt einer klasse Band und Triumphant sind ohne Zweifel reif für den nächsten Schritt. Mit einer großartigen Platte wie "Herald The Unsung", mit dieser Energie und Willenskraft und mit solchen Livequalitäten im Rücken, sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir unsere heimische Undergroundhoffnung auf etablierten Kultfestivals und vielleicht auch bald auf einer potenten Tourreise mit einem artgerechten Package erleben dürfen. Dafür heißt es natürlich hart weiter zu arbeiten, weiterhin am Boden zu bleiben und seine sympathische und bodenständige Einstellung bei zu behalten. Hoffen wir, dass die Jungs genau so weitermachen und genau so bleiben wie sie sind. Dann stehen ihnen die "Tore" früher oder später ganz weit offen... Possessed Nach weiteren Klassentreffengesprächen und der unvermeidlichen Stärkung in der benachbarten Schäbi-Pizzeria ist dann Zeit für eine Packung Nostalgie. Es ist schon eine kleine Zeitreise, wenn man sich die immer noch bahnbrechenden early-Possessed Songs über die mittlerweile kurz geschnittenen Matte föhnen lässt. Der Club ist mit knapp 200 Bangern mittlerweile rappelvoll und die Luftfeuchtigkeit sorgt für tropische Verhältnisse. Allein der bratende Gitarrensound entschädigt aber für alle Mühen. Natürlich sind die Songs der Amis heute bei Weiten nicht mehr so revolutionär, wie noch vor 25 Jahren und natürlich hat es was von "Geldverdienen", wenn man sich als "Legende" fast dreißig Jahre nach dem zweiten und letzten echten Album immer noch mühselig durch die Clubs des Globus tanken muss. Dem Spaß und auch der Klasse der Show tut das aber dennoch keinen Abbruch. Natürlich kann man sich auch ein wenig Mitleid kaum verkneifen, wenn man sieht wie hart sich eine Kultfigur wie Frontman Jeff Becerra als letzte Bastion dieser Institution tragischerweise im Rollstuhl durch seinen Job mühen muss. Der sichtliche Enthusiasmus der ihn und seine superbe Band jedoch antreibt, macht solche kritischen Gedanken dann aber auch schnell wieder wett und wenn man sich mit den "Gegebenheiten" des Hier und jetzt abgefunden hat, steht einer brettharten und durch und durch überzeugenden und pechschwarzen Thrash/Death Metal Messe oberster Klasse auch nichts mehr im Wege. Possessed sind zwar nicht mehr ganz die Band, die einst mithalft die Welt zu verändern, optisch und musikalisch erfüllen sie aber alle Ansprüche, die eine Legende zu erfüllen hat. Die Bühnenoptik ist 80er Jahre pur. Becerra hat seine stetig wechselnden Mitstreiter also auch für diese Tour wohlfein gecastet und gottlob ist auch der Sound der heutigen Show richtig fett und perfekt. Knapp 80 Minuten lang, sollten Possessed alle Register ihrer Existenz ziehen und natürlich sollten es in erster Linie die Songs ihres wegweisenden "Seven Churches" Album sein, die dem Publikum am Meisten einheizen. Was mit "Pentagram" entfesselt beginnt, endet mit dem unkaputtbaren "Death Metal". Neben sechs Songs des Debütalbums finden sich natürlich auch die guten Momente von "Beyond The Gates" und der EP "Eyes Of Horror" im Set wieder. Am hellsten loderten die Höllenfeuer aber wie erwartet bei den ganz großen Vermächtnissen der US-Legende. "Satans Curse", "Twisted Minds", "Evil Warriors" oder das immer noch großartige "The Exorcist" sind und bleiben das kleine Einmaleins der frühen Thrash / Death Bewegung und genau diese Songs sind es auch, die es Possessed bis heute und trotz ihres im Grunde so spärlichen Backkataloges möglich machen, für Headlinershows wie diese gebucht zu werden. In Anbetracht der der Hormone, die solche Klassiker in einem ausschütten, gefällt einem dann auch das nicht mehr ganz so neue, aber konstant als Vorbote zu einem etwaigen richtig neuen Possessed Album angekündigte "The Crimson Spike" weit besser, als es diesem guten Death Metal Ballermann wohl im Ernstfall auf Platte gelingen würde. Sei's drum. Spätestens beim mächtigen Finale denkt daran eh kein Schwein mehr. Es ist am legendären "Death Metal", diese geile Show würdig zu beenden. 1984 geboren war und ist wohl genau dieser Song einer jener Spermien, die prägen sollten, was in der Metal Szene der zu Ende gehenden 80er Jahre und in Folge bis heute noch kommen sollte. Weiter Ausführungen hierzu würden nie enden wollen, weshalb wir uns darauf auch nicht länger einlassen, da wir vielmehr von einer richtig starken Possessed Show und einem amtlichen Nostaglieflash erzählen können, der unumstritten eines der heimischen Thrash/Death Metal Highlights der letzten Jahre und eines jener Konzerte dargestellt hat, von dem man noch länger reden wird. In dieser Form kann die reaktivierte US-Legende im Übrigen auch gerne weiter existieren. Auch wenn sie wohl auch die nächsten 20 Jahre einzig und allein von ihrem großartigen Debüt Album leben und den Charme einer Coverband wohl auch nicht mehr loswerden wird.... Für die Livefotos bedanken wir uns einmal mehr bei unserem Kumpanen Christoph Marberger... |
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