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Anthrax, Fozzy
07.08.2013, Kulturfabrik, Kufstein
Sensationell: Anthrax spielen eine exklusive Club Show in Kufstein und wie man es erahnen konnte, wird schon einen Tag vor der Show in der KuFa der "Sold Out" Banner gehisst! Das freut den Metalhead und alteingesessenen Mosher natürlich, auch wenn das Hirn dem Herz gleich die Rute ins Fenster hängt und die tropischen Verhältnisse abmahnt, die dem heiligen Lande Tirol seit einem knappen Monat konstant Temperaturen weit über 30 Grad beschert. Den Versuch zu starten, Oliven anzupflanzen und Palmen anzusetzen wäre wohl gesünder, als sich in das prognostizierte Dampfbad der Kufa zu begeben. Aber wer braucht in seiner Freizeit schon das Hirn? Moshen lautet somit die Parole und auf die Rahmenbedingungen wird beim Wiedersehen mit einer der ersten und größten Thrash-Lieben des Lebens sowieso geschissen!
550 (aus)verkaufte Tickets in einer Semi-Location wie der KuFa sind eine stramme Ansage. Es hat was von "Loslassen", was man heute als "echter" Fan, dessen Präsenz und Berichterstattung von Leidenschaft, nicht von trockenen Fakten, genährt ist, erlebt. Nach wenigen Minuten ist man hier und heute eh komplett durchnässt, das Shirt durchtränkt wie frisch und ungeschleudert aus der Waschmaschine. Alles egal. Augen zu und ohne Rücksicht auf Verluste durch. Das hat was. Frischer Schweiß in frischen Klamotten stinkt ohnehin nicht. Entschlacken ist angesagt und wenn man dann schon mal so richtig im Saft steht kann eh nix mehr passieren. Den Kreislauf ein wenig im Auge zu behalten muss die Parole für die weiblichen Besucher sein und das große "Pfui" des Abends geht wieder mal an all jene, die sogar heute das bereits "getragene" und angeschwitzte Ekelshirt zum Konzert ausführen. "Smells like hell meine Herren!" Frisch geduscht ist eben nur halb gewonnen, wenn man sich danach in den miefigen Stoff reinpresst. Aber was solls…. Die Temperaturen und vor allem die Luftfeuchtigkeit sind bereits in der Bar der KuFa nahezu unfassbar. In der Halle hingegen ist es schon bei Fozzy beinahe grenzwertig, weshalb ich hier ehrlich gestehe, dass ich die wirklich saftige Performance von WWE Star Chris Jericho trotz aller Klasse und meines nicht gerade geringen Interesses nicht komplett durchgezogen habe. Auffällig war dennoch, dass Chris und seine Fozzy-Mannen offensichtlich nicht nur in den USA angesagt sind, sondern mit ihrem Modern Metal auch in Europa punkten können. Kein Wunder, dass fünf der sieben Songs vom richtig starken letzten Studioeisen "Dust And Bones" (zum Review) stammen. Diese Scheibe hat Jericho endgültig als Erstligarocker etabliert und der Klasse Songs wie dem fetten "Spider In My Mouth" oder dem astreinen Hit "Sandpaper" kann man kaum entkommen. Der Sound ist klar und ebenso fett, wie die wasserführende Ebene, die mir schon nach wenigen Minuten am Buckel steht. Zudem ist Jericho livehaftig nicht nur ein pfundiges Muskelpaket und bestens gelaunt, sondern er beweist sich auch als super Sänger mit einer kraftvollen Röhre und starker Aura. So ist es nur gerecht, dass er und seine Band für einen richtig würzigen Set amtlich abgefeiert werden…. Setlist Fozzy: 1. Spider in My Mouth 2. Sandpaper 3. God Pounds Nails 4. Shine Forever 5. Sin And Bones 6. Enemy 7. Blood Happen Das heutige "Dampfbad from hell" hat natürlich auch seine Vorteile. Geschätzte 4-5 Liter Radler kann man als "geeichter" Nullpromillelenker durchaus vertilgen, um sich dennoch sicher zu sein, dass man aufgrund des Oberflächenwasserverlustes der Körperhaut mit null Promille ins heimische Bettlein schweben kann, ohne die Karre mal wieder auf den Kopf zu legen. Außerdem steht schon jetzt fest, dass diese Anthrax Party richtiggehend historisch werden sollte, denn solche Verhältnisse hat man trotz jahrzehntelanger Konzertkarriere (das überausverkaufte Slayer Konzert im Sommer 2005 im Innsbrucker Hafen ist das einzig vergleichbare, das mir einfällt) schließlich noch nicht oft erlebt. Während sich die ersten verschwitzten Fratzen in der Pause vor Anthrax wie Zombies vor die Halle schleppen und man richtiggehend erleichtert ist, dass extra für die heutige Show "Widereinlass" erlaubt wird, um reihenweise Kreislaufkollapsen vorzubeugen, heißt es für den Mosher um Punkt halb Neun durchstarten. Rein in die Sauna und hoffen, dass Scotti Ian und Mannen ihren, beim Interview im Vorfeld verdeutlichten, Groll über die kleine und niedere Bühne der KuFa halbwegs verdaut haben und dennoch ein amtliches Set präsentieren. (die Band zeigt sich über die Schönheit Tirols beeindruckt und natürlich ist die KuFa kleiner als jedes Gästezimmer von Scotties Schwiegerpapa, aber ein Profi muss das packen…) Startschuss ist dann um exakt 21:35 und Anthrax gehen gleich so in die Vollen, dass einem nach wenigen Sekunden Hitze, Luftfeuchtigkeit, Matte und Körpernässe einfach scheißegal sind! Wer kann es uns verübeln. Wer mit einem grandiosen "Among The Living" Hattrick zu Beginn durchstartet, der reißt alles nieder. "Among the Living", "Caught in a Mosh" und "Efilnikufesin (N.F.L.)" sind unsterbliche Kracher coolen US Thrash Metals. Besser waren Anthrax nie und solange ich nicht im Rollstuhl sitze, werd ich es nicht schaffen, bei diesen Knallern still zu stehen. Die Halle tobt und die Hitzeschlacht ist in vollem Gange, während mit dem feinen "In The End" eines der Highlights von "Worship Music" präsentiert wird. Guter Song, aber eben kein Klassiker, den man bis in die Zehenspitzen intus hat. Da ist ein jeher sensationelles "Deathrider" schon ein anderes Kaliber! Der Hochofen brennt, die Band (mit Aushifsdrummer Jon Dette und Neo-Gitarrist Jonathan Donais) marschiert und Belladonna ist gut gelaunt und sehr gut zu Stimme. Indianer kennen eben keinen Schmerz und Hitze sollten sie auch gewöhnt sein. Meinreinem, der halt kein Indianer und auch keine 16 mehr ist, kommt dann das mehr als verzichtbare "T.N.T." (…kein Schwein braucht im Jahre 2013 ein AC/DC Cover und schon gar nicht von so einem abgedroschenen Song) gerade recht, um kurz mal Frischluft zu tanken, bevor mit "Indians" die nächste Granate gezündet wird und der Mob zurecht weitertobt! Mittlerweile rinnt das Wasser endgültig von den Wänden der KuFa, wie das Blut in der Schlussszene von "Django Unchained". Das ist Clubatmosphäre! Das ist Thrash und auch auf die Gefahr hin, dass die Herren Ian und Co. heutzutage wohl lieber auf großen, komfortablen Bühnen stehen: Das ist die Basis! Das waren die 80er Jahre. Genau in solchen orgiastischen Szenarien ist der Thrash Metal herangewachsen und Anthrax warn mittendrin. 80er Jahre Backflash! Zurück in die Zukunft! Die Veranstalter erkennen die "Hitze der Schlacht" und beginnen die potentiellen Leichen im Moshpit durch vehementes Schlauchspritzen zu waschen. Hat man in einer Halle dann auch noch nicht oft gesehen, aber was soll’s. Es folgt der nächste Killer einer leider kurzen, aber superben old-school Setlist. "Got The Time" geht immer und ist meiner Meinung auch nach der letzte Höhepunkt der Show. "Fight em Till You Can't" stinkt im Vergleich zum Rest des Sets etwas ab und die ultimative Partyparole "Madhouse" und auch "I Am The Law" sind heute, vielleicht auch durch die Hitze und Ermüdung der Band, in ihrer verlangsamt und irgendwie elangebremsten Darbietung zwar herausragend gut, aber nicht so recht der totale Partybringer am letzten Anschlag. "Antisocial" ist dann sowieso nur noch der souveräne Abschluss einer, mit knapp 80 Minuten etwas verkürzten Moshparty, die zwar nicht bis in letzte Detail restlos überzeugte, aber dennoch richtig geil und ohne Zweifel unvergesslich war. Es war nicht das grandioseste Anthrax Konzert das ich je erlebt habe, aber dennoch muss man den Hut vor den nicht mehr ganz so jungen Herren ziehen, die sich bei diesen Temperaturen (auf der Bühne war es definitiv noch heißer) und bei subtropischen Luftfeuchtigkeitsverhältnissen abmühten und amtlich Gas geben. So war zwar heute leider kein "Medusa" und leider auch nicht "The Devil You Know" (der beste Song der aktuellen Platte) dabei (wer beim Line-Up mit Belladonna in der Tat auf Songs der Bush Ära hofft, muss mit dem Hinweis auf totale Themenverfehlung auf die Eselsbank), aber am Ende macht das für Anthrax Maniacs wenig unterschiend. Das hier und heute war eine richtig geile Clubshow, definitiv unvergesslich und ich denke, dass am Ende der Show auch keiner bös war, dass er diese Hitzehölle dann auch wieder mal verlassen konnte. Mein T-Shirt war jedenfalls am nächsten Morgen immer noch so nass, dass man es sechs Stunden nach Ende der Show beinahe hätte auswinden können! Geil irgendwie…. Setlist Anthrax: 1. Worship Intro 2. Among the Living 3. Caught in a Mosh 4. Efilnikufesin (N.F.L.) 5. In the End 6. Deathrider 7. T.N.T. (AC/DC cover) 8. Indians 9. Got the Time 10. Fight 'Em 'Til You Can't 11. I Am the Law -- 12. Madhouse 13. Antisocial Unser Dank für die Livepix geht einmal mehr an Alex Schrattenthaler! |
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