Eigentlich hätte sich Mike Tramp ein paar Seelen mehr im Publikum verdient, als die ungefähr 100 Anwesenden, die sich diesen Event nicht entgehen ließen. An was es liegt, dass immer weniger Leute gute Musik schätzen oder sich solche seltenen Highlights entgehen lassen, weiß ich nicht. Liegt es daran, dass die älteren Semester, die Mike Tramp noch von seiner Zeit mit White Lion her kennen müssten, wegen ihren "hohen Alters" oder ihrer zunehmenden Lethargie nicht mehr zu aktivieren sind und die Jungen, auch wegen des nicht vorhandenen Airplays in den Medien, nichts von guter Musik mitbekommen und nur das hören, was sie zu hören bekommen, oder ist es einfach die Vielzahl an Konzerten, die derzeit angeboten werden? Ich weiß es nicht, etwas von jedem, denke ich. Wenn man aber wieder bedenkt, dass in einer Millionenstadt wie München auch nicht mehr als 100 Leute dabei waren, war das heute erlebte für das kleine Nest Kufstein eh beachtlich!



Sei’s drum, selber schuld der nicht dabei war. Aber auch schon vor ein paar Jährchen, als der gute Mike bei einem Gratiskonzert im Komma Wörgl vor nur 90 Leuten rockte, konnte man nur den Kopf schütteln. Auch dieses Mal, bei einem absolut fairen Preis von 15 Euro fürs Ticket, sollte man denken dass dies im Haushaltsbudget doch noch drin sein müßte?! Blickt man ein paar Dekaden zurück, und führt man sich Augen wie viele Millionen Platten Mike mit seiner Combo White Lion verkaufte und vor wie vielen Zehntausenden er auf der Bühne stand, ist es einfach traurig, dass so ein 100% professioneller Musiker und sympathischer Mensch nicht mehr Menschen bewegen kann. Schade! Aber, wie er uns auch im Interview erzählte, es sei ihm egal, ob er vor 50 oder vor 50.000 Menschen spiele, denn er ist Musiker und er liebt es auf der Bühne zu stehen und die Leute mit seiner Musik zu bewegen und sie zu unterhalten. Wer kann schon von sich sagen, er habe das Hobby zum Beruf gemacht? Und das glaubt man diesem total netten und charismatischen Typ aufs Wort! Von so einer professionellen Einstellung könnten sich einige "Möchtegernstars" ein Stück abschneiden!



Zumindest war die Darkscene Crew mit Anhang und Freunden sehr gut vertreten und vertrat die rockende Zunft absolut vorbildlich. Treffpunk war der Kufsteiner Hof, wo man vor dem Konzert noch gemütlich ein Gläschen trank und wo wir für unsere treuen Darkscene Leser ein Interview mit Mr. Tramp führten. Nach einem einstündigen, sehr aufschlussreichen, interessanten und total sympathischen Plausch mit dem lieben Mike, war es dann etwas nach Neun und wir machten uns auf ins Q-West, wo dieses Konzert statt fand. Für mich war es das erste Mal, dass ich dort war und muss dieser Location meine Hochachtung aussprechen. Tolle Atmosphäre und ein gemütliches Ambiente. Leider gibt es von dieser Art von Clubs viel zu wenige!

Als wir ankamen, war die Vorband Crimes Of Passion (übrigens auch bei Saxon am 19.11. im Vorprogramm) schon auf der Bühne und rockte sich den Arsch ab. Auch wenn sie mit ihrem eher härteren Sound nicht ganz zum Hauptprogramm dieses Abends passten, konnten die Jungs überzeugen und die Stimmung unter den bis dahin anwesenden Gästen schon ein wenig anheizen. Ihr teilweise doch eher an Heavy Metal angelehnter Sound kam beim Publikum recht gut an und der Auftritt war ein echter Achtungserfolg für die Briten! Aber die meisten sind nun mal wegen Michael dem Tramper da. Und so war es dann um halb Elf so weit, als der heuer fünfzig Jahre (merkt man ihm gar nicht an) alt gewordene Mike mit seiner dänischen Begleitcombo und "Gotta Get Away" aus dem aktuellen Album "Stand Your Ground" fulminant los legt! Das Gutelaunegefühl der Jungs auf der Bühne sprang sofort mit den ersten Tönen auf das Publikum über. Unterstützt wird Mike von seinen Rock N Roll Cirkuz Mitstreitern Morten Hellborn an den Drums, Claus Langeskov am Bass, der schon seit Anfangszeiten dabei ist und dem absoluten Tier an der Sechsaitigen, Soren Anderson, der mit Mike der absolute Blickfang ist und wie ein Derwisch über die "übergroße" ( vier mal vier Meter oder so) Bühne fegt!!



Hauptaugenmerk des Programms des Vierers liegt bei den letzten zwei Mike Tramp And The Rock N Roll Cirkuz Alben, worüber ich doch ein wenig traurig bin, denn ich hätte mir den ein oder anderen Titel mehr von White Lion, Freak Of Nature oder seinem Solowerk Capricorn gewünscht. Dem war aber leider nicht so, das soll die Darbietung dieser Nacht aber um Nichts schmälern. Nach "Alright By Me" folgt mit "Little Fighter" der erste Löwen Titel, der sofort lauthals von den Leuten mitgegrölt wurde. "Come On" folgt, um mit dem grandiosen, sehr emotionellen, nachdenklichen "The Soldier Never Started A War" ein echtes Schmankerl nach zu schießen. In diesem, vom Vierer, in einer perfekten Performance interpretierten Song steckt so viel Kraft und Stärke drin, dass es einen die Gänsehaut aufzieht! Allein schon einem Soren bei seinem Gitarrenspiel zuzusehen, macht Spaß und ist allein schon wert, dabei zu sein. Zwischendrin wird immer wieder ein Späßchen eingelegt und Mike versteht es mit einer Leichtigkeit, das Auditorium zu unterhalten und es anzuheizen. Weiter geht es mit dem countrylastigen "Wish You Well", dem rockigen "Don´t Let Them Put It On You" und "The World Is Changing", alle drei von "Stand You Ground" (zum Review). Bei "Broken Heart", einem weiteren White Lion Hit (zum "Fight To Survive" Classic) wird wieder aus allen Kehlen mitgesungen, "All Of My Life" vom ersten Circuz Album rockt wieder richtig geil drauf los, Hände in die Höhe und mitsingen ist die Devise…Freak Of Nature ist mit "Rescue Me" auch vertreten, das in einer grandiosen Version performt wird.



Mit der, von allen erwarteten und lauthals mit gegrölten Jahrhunderthammerballade "When The Children Cry" geht es etwas ruhiger weiter. Ich für meinen Teil finde diese Version leider nicht ganz so stark als die Originalversion, was der Stimmung aber absolut keinen Abbruch erteilt, denn die ganze Halle tobt! Mit "No Tomorrow" und "Between Good´N Bad" schließt man das Hauptprogramm ab! Nach kurzer Pause entern die Jungs für zwei weitere Songs die Bühne. "Hymn For Ronnie", die für den leider zu früh von uns gegangenen Ronnie James Dio Tribute Hymne kommt extrem druckvoll, brilliert mit einem Wahnsinnstext voll Zizaten aus der Karriere des Ausnahmesängers, und wird von Mike unendlich geil gesungen. "More To Life Than This" mit eingestreuten Thin Lizzy "The Boys Are Back In Town" Phrasen schließt einen grandios, gelungenen Konzertabend nach eineinhalb Stunden schlussendlich perfekt ab!

Später mischen sich die Jungs noch unter das Publikum um Autogramme zu geben, Fotos mit den Fans zu schießen und etwas zu plaudern.

Fazit: Super Konzertevent einer grandiosen Band, die absolut professionell und sympathisch war und für eine tolle Stimmung sorgte. Noch den ein oder anderen White Lion, Freak Of Nature oder Capricorn Song und der Abend wäre noch ein bisschen abwechslungsreicher gewesen! Aber sonst TOP!!! Danke für die gute Unterhaltung!!

Fotocredits: Darkscene c/o Stefan Köck