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Hardcore Superstar, The 69 Eyes, Crashdiet
11.04.2011, Backstage, München 
 
Wenn die Redaktionslieblinge zum Tanze bitten, streifen wir uns die Rock'N'Roll-Sonntagskleidung über und pilgern in die Weißwurstmetropole, um uns davon zu überzeugen, dass die Göteborger wieder mitten auf die Zwölf feuern...
Maggo
Maggo
(23 Live-Berichte)
Am 11.4. war’s dann also wieder einmal soweit – wenn die Redaktionslieblinge von Hardcore Superstar zum Tanze bitten, dann streifen wir uns natürlich die Rock’N’Roll-Sonntagskleidung über und pilgern zum gefühlten 2000. Mal in die bayrische Weißwurstmetropole, um uns davon zu überzeugen, dass der performancetechnische Schwächeanfall der Göteborger „Street Metaller“ aus dem Jahr 2009 im Salzburger „Rockhouse“ (zum Live-Review…) schlicht und einfach nur eine Eintagsfliege gewesen sein dürfte und hoffen, dass uns die sympathischen Schweden in ihrer unnachahmlichen Art wieder restlos überzeugend ihr Hitgeschwader mitten auf die Zwölf feuern.


Mit im Gepäck hatte man die Landsleute und Sleaze-Könige von Crashdiet als Opening Act und sozusagen als Auftakt der Aftershow-Party spendierten uns Jocke, Adde und Co. noch die Finnen The 69 Eyes. Dieses Paket tingelt unter dem Banner „Dark Decadence Tour 2011“ quer durch Europa und eine der letzten Stationen dieser Tour sollte also im Münchner Backstage abgehalten werden.

Die erste große Überraschung des Abends offenbarte sich dem DS-Tross gleich bei der Ankunft am Gelände des Backstage, wurde doch der anstehende Gig aufgrund des massiven Kartenvorverkaufs ins große „Werk“ verlegt, das dann doch locker so zwischen 1000 und 1500 Leute an Fassungsvermögen hat. Wenn man bedenkt, dass das Paket Hardcore Superstar/Crashdiet noch vor einigen Jahren im mickrigen „59 To 1“ Club in Downtown Munich seine Zelte aufschlagen musste, zeigt sich daran doch mehr als beeindruckend, dass die Glam-/Sleaze-Renaissance vom skandinavischen Mutterland dann doch endlich auch beim mitteleuropäischen Publikum angekommen ist.



Crashdiet

Die zweite große Überraschung des Abends stellte die Tatsache dar, dass die – speziell für die zahlreich anwesenden blutjungen Mädels - geheimen Favoriten Crashdiet gerade mal 35 Minuten Spielzeit zugestanden bekamen und die in diesem Paket doch eher deplatzierten „Gothic Sleazer“ der The 69 Eyes komischerweise Co-Headliner-Status zuerkannt worden ist. Aber egal – Punkt 20.00 steigen die Herren Martin Sweet, Peter London und Eric Young mit ihrem neuen – inzwischen dritten – Fronter namens Simon Cruz auf die Bretter, die die Welt bedeuten und von Beginn an war klar, dass hier eine Truppe am Werk ist, die definitiv Potenzial für den „ganz großen Wurf“ besitzt.
Die Symbiose einer stadiontauglichen Bühnenshow mit einem ganz klar Headliner-tauglichen Bühnenbild inkl. rauchender „sleaziger“ Ölfasser und Ähnlichem bot der – wie schon erwähnt – eher kurzen, aber umso intensiveren Darbietung der gutfrisierten Jungs aus Stockholm ein würdiges Ambiente. Neo-Shouter Simon Cruz erweist sich dabei als wirklicher Glückstreffer für die Band. Der Mann hat die Looks, der Mann hat die Stimme, der Mann hat die Attitude und der Mann hat jene fantastische Ausstrahlung, die ein Sänger einer solchen Band ganz einfach braucht.

Ob bei "Riot In Everyone", "Breaking The Chainz" oder "Queen Obscene" vom grandiosen 2005er Debütalbum, ob bei "In The Raw" vom nicht minder guten 2007er-Output "The Unattractive Revolution" (zum Review…) oder bei "Down With The Dust", "So Alive" oder "Generation Wild" vom gleichnamigen dritten Studioalbum (zum Review…) aus dem Vorjahr - Crashdiet feuerten eine unglaubliche Breitseite auf das sehr, sehr gut gefüllte „Backstage“ ab, machten zweifellos Werbung in eigener Sache und Lust auf mehr.

Als die Bengelz kurz nach halb neun wieder die Segel streichen mussten, war die gesamte Halle bereits auf voller Betriebstemperatur und in bester Laune, um sich nach der Umbauphase, die musikalische „Watschn“ von Hardcore Superstar abzuholen…

Hardcore Superstar

Um einundzwanzig-null-null entert das Göteborger Quartett zu den Klängen von Van Halen‘s "Dance The Night Away" die Bühne und wurde noch vor dem ersten gespielten Ton vom Publikum dermaßen lautstark abgefeiert, als hätten die Herren zuvor 100 Euro-Scheine in die Masse geworfen. Die Vorfreude war also nicht nur bei mir immens und bevor man dann auch nur noch ein zweites Mal blinzeln konnte, hauten uns die Lümmel mit "Sadistic Girls", "Guestlist" und "Split Your Lip" vom ebenso betitelten neuen Studioalbum (zum Review…) ein dermaßen krachendes Eröffnungstrio vor den Latz, dass man fast aufs Atmen vergaß. Hardcore Superstar waren wieder da – und sie hatten wieder ihre absolute Top-Form mit im Gepäck.


Drummer Adde – nicht nur optisch der europäische Tommy Lee – schlug auf sein Drumkit mit einer solchen Wucht und zugleich Präzision ein, als ob es ihm vorher backstage das letzte Bier weggesoffen hätte. Basser Martin fügte diesem schlagzeugtechnischen Inferno ebenso ungeheuer druckvoll die Basslinien zu diesem 75-minütigen Hitmelange hinzu und sogar „Nicht mehr ganz so“-Neo-Gitarrist Vic Zino (ist jetzt immerhin auch schon gut drei Jahre in der Band) füllt die übergroßen Fußstapfen seines Vorgängers Thomas Silver endlich befriedigend aus. Man setze diesem Ensemble dann noch das Sahnehäubchen in Person von Sänger Jocke Berg auf, der der unumstrittene Inbegriff eines Frontmanns ist, stelle sich eine Setlist ohne jeden Schwachpunkt vor und schon sieht man die Ingredienzien eines fulminanten Abends ganz klar vor sich.
"My Good Reputation", "Wild Boyz", "Dreamin‘ In A Casket", "Last Forever", "Bag On Your Head" oder auch der fantastische Partykracher "Last Call For Alcohol" - eh wurscht – was diese Truppe an diesem Abend praktiziert, ist ganz ganz ganz ganz nahe an der Perfektion angesiedelt. Diese Mischung aus Sleaze Rock mit doch nicht zu unterschätzenden Thrash-Einflüssen, die die Herren „Street Metal“ nennen ist auf Tonkonserve schon unwiderstehlich. Live in der Form von heute kommt die Chose wie von einem anderen Stern rüber. Nach dem regulären Gig spendieren uns Hardcore Superstar mit "Moonshine", der ersten Single vom neuen Album, und der abschließenden unumstrittenen Bandhymne schlechthin "We Don’t Celebrate Sundays" noch zwei Zugaben, bevor ein in jeder Hinsicht faszinierender Auftritt sich schon wieder dem Ende neigt. Unglaublich meine Herren… ich bekomme sogar beim Tippen dieser Zeilen wieder Gänsehaut, wenn ich an die Intensität und Energiegeladenheit dieses Konzerts zurückdenke!!!

The 69 Eyes

Nach dieser Wahnsinnsperformance von Hardcore Superstar war klar, dass es The 69 Eyes mit ihrer doch eher – sagen wir’s wie es ist – "lahmarschigen" Mischung von Gothic und Sleaze Rock nicht mehr einfach haben würden, auf dieser verbrannten Erde noch einen draufzulegen. Der Fairness halber – erstens weil mir diese Band zu 100% am Allerwertesten vorbeigeht und zweitens weil ich wie ungefähr die Hälfte der übrigen Anwesenden die Halle nach drei Songs verlassen habe, enthalte ich mich einem Urteil über die Show und die gezeigten Live-Qualitäten der Finnen. Die verbliebenen Fans hatten aber sichtbar ihren Spaß am Gezeigten. Für mich unverständlich, warum man diese Band auf so ein Package bucht. Aber egal.



Das abschließende Fazit dieser Show im Rahmen der Dark Decadence Tour halte ich kurz… WAS FÜR EIN GIG!!! Damit ist alles gesagt…
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