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Korpiklaani, Unleashed, Moonsorrow, Varg, Arafel, Kivimetsän Druidi
17.03.2011, Hafen, Innsbruck
Nach dem §Neckbreaker´s Ball (zum Live-Review), dem Killfest (zum Live-Review), und der Power Of Metal-Tour (zum Live-Review), rollte das nächste massive Package des noch jungen Jahres 2011 über Tirol hinweg. Nach der Death Metal-Dröhnung, der Trash-Taufe und der Power Metal-Ölung sollte auch die vornehmliche jüngere Hörerschaft zu ihrem wohlverdienten Pagan-Paket kommen. Die Abonnement – Bands Equilibrium und Swashbuckle blieben dieses Mal daheim, Moonsorrow und Unleashed sollten für die nötige „Seriösität“ sorgen, zudem hatte man aus dem Twilight Of The Gods-Fiasko gelernt und versuchte mit dem Headliner Korpiklaani auf Nummer sicher zu gehen. Einem unterhaltsamen Abend im Zeichen von Trinkhorn & Plastikschwert stand prinzipiell also nichts mehr im Wege - aber oft kommt es anders als man es sich denkt….
Kivimetsän Druidi Die „Druiden des Steinwaldes“ durften pünktlich um 18.15 Uhr mit ihrem an Nightwish oder Battlelore erinnernden pathetisch-folkigen Bombastmetal§ auf die Bühne. Die finnische Band um die Koskinen-Brüder legte sich mächtig in´s Zeug – für mehr als Achtungsapplaus war das heutige Hafenpublikum aber nicht zu haben. Arafel Vor immer noch spärlicher Zuschauerkulisse konnten die exil-russischen Israeli um den neu zur Band gestoßenen, baumlangen ex-Equilibrium – Sänger Helge Stang zumindest eine Handvoll Fans mit Songs aus den bisherigen 3 Alben unterhalten und zumindest den einen oder anderen interessierten Zuhörer mit ihrem Folk-Black Metal, der weiblichen Aufhübschung Nasha an der Geige sowie wiederholtem Propellerbanging für sich gewinnen. Varg Um 19:40 wurde das Zeitalter der Wölfe eingeheult. Die Varg´sche Martial-Pagan-Metal-Mischung aus Amon Amarth (Viking/Hymnenanteil) Meets Turisas (Kampfschminke) Meets Onkelz (Texte) kam beim Jungvolk sehr gut an. Einen nicht unwesentlichen Anteil am Erfolg wird das auf Deutsch vorgetragene, einfach gestrickte Neue Deutsche Härte–Blut/Boden/Ehre-Sprachgut haben, das gut verständlich mitgegröhlt werden kann. Was bei Amon Amarth aber noch mächtig und cool aus den Boxen drückt, wirkt bei den simpel-eingängigen Wolfsgermanen-Hymnen allerdings doch etwas platt und provinziell. Der Ehrgeiz, es den Neidern und Vernaderern der Band zu zeigen, war dem Quintett aus Coburg förmlich anzusehen, das Publikum ließ sich nicht lange bitten und zog (auch mit dem ersten Circlepit des Abends) kräftig mit. Nach 35 Minuten verdrückten sich die Wölfe wieder in ihren Backstage-Wald und machten die Bühne frei für echten Viking – Metal erwachsener Prägung. Setlist Varg: - Wir Sind Die Wölfe - Schwertzeit - Wolfszeit - Blutaar - Viel Feind Viel Ehr - Wolfskult Moonsorrow Quasi als Gegengewicht zum feuchtfröhlichen Gehampel des Headliners pflanzten die 5 Finnen zur Prime-Time um 20.30 Uhr das Vikingbanner auf. Schon das stimmungsvolle Introgewaber kündete von der heidnisch-schweren Epik (die immer wieder an Bathory erinnerte), welche wuchtig in die leider etwas ausgedünnte Menge gedrückt wurde. Aufgrund des doch eher sperrigen, aber mächtigen und atmosphärischen Songmaterials sorgten die Finnen jedoch eher für offene Münder und Ergriffenheit denn für ausgelassenes Gepoge und Gebrülle. Blut-Corpsepaint, leicht diffuse, aber stimmungsvoll Bühnenbeleuchtung (Drummer und Keyboarder waren eher selten auszumachen) und dezenter Viking-Chorgesang verstärkte das apokalyptisch-ausladende Feeling, das die Finnen, die sich selbst augenzwinkernd als die"Ice Cold Finnish Pagan Mafia" ankündigten, verbreiteten. Die Finnen offenbarten an diesem Abend wiederum (z.B. beim überragenden "Sankaritarina") ihre große Klasse. Schade ist, dass sie sich mit ihren überlangen Songs und ihrem finnischen Textkonzept selbst die größten Feinde sind. Textsicherheit war bis auf vereinzelte „Hey, Hey“-Chöre sowieso nicht, da wohl keiner in der Halle des Finnischen mächtig war. Ein wenig getrübt wurde das Hörerlebnis durch den Soundmann, der es nicht schaffte, die Balance zwischen den Instrumenten zu finden und somit das Keyboard oftmals über die Gitarrenfront regierte. Mit dem Outro nach "Kuolleiden Maa" (der letzte Song vom aktuellen Album "Varjoina kuljemme kuolleiden maassa"), wurde perfekt die Verlorenheit und Leere nach dem einsamen Sterben des letzten Menschen auf Erden inszeniert. Nach 50 Minuten Dramatik und Ergriffenheit war dies ein intensiver, cooler Abgang einer mächtigen Band. Setlist Moonsorrow: - Kuin Ikuinen - Muinaiset - Sankaritarina - Kivenkantaja - Kuolleiden Maa Unleashed Nach dieser ergreifend-intensiven Show von Moonsorrow brauchte es eine erfahrene und tighte Band wie die Death Metal-Veteranen Unleashed, um den Abend würdevoll weiterlaufen zu lassen. Gut, dass auch die Schweden ihre Langschiffe am Innsbrucker „Hafen“ angelegt hatten. Obwohl durch seine Doppelbelastung ein wenig eingeschränkt, regierte der mächtige Fronter Johnny Hedlund auf der Hafenbühne und animierte „seine“ „Warriors“ im Publikum ein ums andere Mal zur bejubelungstechnischen Mitarbeit. Statt epischer Breite war nun die Brachialvariante der verklärten Wikingerromantik angesagt. Hörnerhelm Deathmetal-Style quasi. Die stilecht ganz in Schwarz gekleideten Schweden packten immer wieder den Propeller aus, das Stroboskop und der Bühnennebel ließen (z.B bei "Into Glory Ride") in Kombination mit dem schon länger nicht mehr gehörten DM-Gitarrensound schwedischer Prägung (wie ihn nur wenige Bands – Dismember, Entombed – hinbekommen) gar Erinnerungen an die glorreichen 1990er aufkeimen. Stakkatoriffer wie "Midvinterblod" und moderne Kracher wie "This Time We Fight" oder "Midvinterblot" polterten gewaltig aus den Boxen und offenbarten auch die §rock n´ rollige Seite der Schweden. Das Publikum zeigte sich trotz des zwingenden Songmaterials und der tollen Live-Präsenz des Quartetts bis auf ein paar unentwegte Banger weitgehend uninteressiert, sodass die Band nach "Hammer Battalion" nicht mal für eine Zugabe auf die Bühne zurückgeholt bzw. -gejubelt wurde und die zünftige, aber nur rund 40 minütige DM-Show somit ohne DIE Zugabe "Death Metal Victory" zu Ende gehen musste. Traurig. Setlist Unleashed: - Courage Today, Victory Tomorrow! - This Is Our World Now - The Longships Are Coming - This Time We Fight - Wir Kapitulieren Niemals - Don’t Want To Be Born - Black Horizon - Into Glory Ride - Midvinterblot - In Victory Or Defeat - Hammer Battalion Korpiklaani Als Grünzeug auf der Bühne aufgebaut wurde, schwante dem einen oder anderen Konzertbesucher schon Schlimmstes. Nach ewig langem Intro läutete das lässig-lockere "Päät Pois Tai Hirteen" das Zeitalter der verrückten Humppa – Finnen ein! Alle noch anwesenden Fans (keine sehr stattliche Zahl) fand sich vor der Bühne ein, um Brüller wie "Cottages And Sauna" oder "Journey Man" oder "Joudaan Viina" zu feiern. Wie schon beim letzten Mal hatte man aber irgendwie das Gefühl, die Band agiere etwas hüftlahm, die Songauswahl empfanden die meisten Besucher eher mäßig, das neue Album war mit 6 Nummern ("Tequila", Titeltrack, "Vaarinpolkka" etc. – somit fast die Hälfte des 13 Songs umfassenden Sets) bei rund einer Stunde Spielzeit überrepräsentiert. Die gelangweilten Minen der ganzen Band (bis auf die Gitarrenfront) konnte man schlussendlich auch in verschiedene Richtungen deuten (Fassungslosigkeit über wenig Publikumsandrang oder die dumpfe Pogomeute, Langeweile…). Da nützte auch das Charisma von Fronter Jonne Järvelä wenig, der hinter seinem Knochenschädelmikro seine Faxen machte. Wenigstens ignorierte die Band die vertrottelten „Wall of Death“ – Forderungen einiger Nichtsblicker. Die finnische Sauftruppe konnte die anwesenden Freizeitheiden noch einmal ein wenig animieren, Gassenhauer und Korpiklaani-Standards wie "Wooden Pints" oder "Vodka" abzufeiern. Gerade als man den harte Sound des „Rickenbacker“ – Basser wahrnahm, ratterte das Humpparudel zum Erstaunen vieler Anwesender den Motörhead-Brecher "Iron Fist" (Bonustrack auf der "Ukon Wacka"-CD) herunter. Kurz vor 24.00 Uhr fand die eher langweilige, einstündige Headliner-Show mit "Beer, Beer" ihr versöhnliches Ende, als Sänger Jonne erklärte, dass er Innsbruck für immer in sein Herz schließt?! Hinweis: Manche Konzertbesucher sollten kapieren, dass Metalkonzerte (und das gilt auch und vor allem für Pagan-Metalkonzerte!) keine Schaubühnen für ihre infantil-pubertären Oben-Ohne-Kraftspielchen sind und auch nicht zum blinden Aggressionsabbau von verstrahlten Irrlichtern organisiert werden. Bitte auf der Blutwiese treffen und sich die Schädel einschlagen und Metalkonzerte meiden! Leute wundert euch bitte nicht, wenn ihr als Metalfans nicht ernst genommen und belächelt werdet! --- Fazit: Das Ende der Fahnenstange im Pagangenre scheint wohl erreicht. War schon bei den letzten Pagan/Heidenfest ein kontinuiertlicher Besucherrückgang zu verzeichnen, so wagten sich am heutigen Abend wohl kaum mehr als 200-250 (also gleich wenig wie bei der so hochgelobten Power of Metal-Tour mit Nevermore etc.) Nachwuchskrieger in den Hafen, um das mit Moonsorrow und Unleashed aufgefettete Paganfest 2011 zu besuchen und geriet – zumindest in Innsbruck - zu einem optischen Fiasko. Ob der geringe Zuschauerzuspruch am derzeitigen Konzert-Überangebot, am zu wenig zugkräftigen Headliner, einer gewissen generellen Übersättigung, an den ewig gleichen Bands (die jedermann schon mal gesehen hat) aus dem Rock The Nation-Bandkarussell lag oder ob das seit langem totgesagte Genre nun endgültig seine letzten Wege geht, bleibt ungeklärt. Als Zusatz zum doch sehr eingeschränkten Headlinerkreis (Finntroll, Ensiferum) könnten Pagan/Heidenfeste neben alten Bekannten wie Eluveitie oder Alestorm vor allem durch die Verpflichtung und geschickte Einflechtung von Bands wie Enslaved, Skyforger, Primordial, Turisas oder Suidakra (Falkenbach weigern sich ja beharrlich live aufzutreten!) noch weitere Jahre bestehen. Dass sich Heidevolk, Arkona oder Dornenreich perfekt in die Pagantouren einfügten, hat die Vergangenheit ja bereits bewiesen. PS:§ Die veranstaltungserprobte Dame an der Getränkekassa hat bestätigt, dass bei Metal-Events weitaus die nettesten und freundlichsten Besucher von allen Veranstaltungen zugange sind! Dieses Lob sollte auch weitergegeben werden, das musste und sollte wohl auch mal gesagt werden! Fotocredits: Darkscene c/o Thomas Kernbichler |
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