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Kreator, Exodus, Death Angel, Suicidal Angels
03.12.2010, Arena, Wien 
Thrashfest 2010  
Thrashfest 2010 - Mit Kreator, Exodus und Death Angel waren Thrashgiganten aus 2 Kontinenten gemeinsam auf Tour! Grund genug für uns, aus der Hauptstadt zu berichten. Darkscene Goes Vienna!
RedStar
RedStar
(29 Live-Berichte)
Dass es sich bei diesem Tourtroß um einen echten Hochkaräter handelte, wurde spätestens dann klar, als die Auftrittsorte verkündet wurden. Nicht Innsbruck, Wörgl oder Kufstein stand auf der Roadmap, nein, die Metalprovinz wurde nicht „gethrasht“.
Dass dieses Konzept (das Beste aus zwei Thrashwelten - USA & Europa - zu vereinen) vielversprechend ist, bewies nicht zuletzt dieser Abend und zieht Nachahmer wie die nach einem ähnlichen Konzept aufgezogene Killfest-Tour mit Overkill, Destruction und Heathen nach sich.
Als nächstes fehlt noch eine Sodom/Anthrax/Forbidden oder Tankard/Testament/Sacred Reich – Tournee, dann könnte sich jeder Thrasher eingraben lassen...

Suicidal Angels
Aufgrund von Interviewaktivitäten konnte ich nur den Anfang der Suicidal Angels - Show mitverfolgen. Der Auftritt der hoffnungsvollen Griechen wird von fachkundigen Zuschauern jedoch als gewohnt sehr gut und routiniert beschrieben. Die neuen Songs vom kürzlich veröffentlichten "Dead Again"-Album fügten sich nahtlos in das „Geradeaus“-Liveset ein, der Auftritt als Anheizer konnte als Erfolg verbucht werden.

Death Angel
Aufgrund der ungünstigen Interviewzeit verpasste ich leider den Beginn der Death Angel-Show, die in weiterer Folge allerdings ein Thrash-Feuerwerk sondersgleichen zündeten. Angestachelt durch die zahlreichen und lautstarken „Death Angel, Death Angel“ – Rufe mutierte Sänger Mark Osegueda zum absoluten Frontmaniac. Zu den arschtight dargebrachten Thrash-Klassikern wie "Mistress Of Pain", "Voracious Souls" oder "Seemingly Endless Time" ließ er seine Dreadlocks durch die Luft fliegen. Welch geile (Live)Band sie sind und welche tolle Songs Death Angel im Repertoire haben, wurde an diesem Abend ebenso klar, wie dass die Kalifornier absolute Publikumslieblinge sind, die auch in der 2. Anheizerposition gebühren abgefeiert wurden. Selten habe ich folgerichtig so viele Gitarrenplektren und Drumsticks als Dank ins Publikum fliegen gesehen, toll!

Exodus
Beim vorangegangenen Interview mit Exodus – Chef Gary Holt wurde bereits klar, dass Mr. Bay Area Thrash Metal bestens bei Laune ist. Als die Mitbegründer dieser Musikrichtung & US-Thrash-Exponenten kurz nach 21 Uhr ihr rund einstündiges Set eröffneten, wurde der Spaß, den das kongeniale Gitarrentandem Lee Altus und Gary Holt in den Backen hatte, auch für die proppevolle Wiener Arena offensichtlich.

Mit unbändiger Spielfreude briet der US-Fünfer sein "Exhibition B"-Eröffnungsduo "The Ballad Of Leonard And Charles"/"Beyond The Pale" ins begeistert ausrastende Publikum, das vor der Bühne (ganz thrashlike) umgehend einen standesgemäßen Moshpit formierte. Exodus agierten auch an diesem Dezemberabend gewohnt homogen und servierten ein Thrashbrett sondersgleichen. Das Hauptaugenmerk lag naturgemäß auf dem Debutalbum & Thrash-Klassiker "Bonded By Blood", von dem gleich 3 Stücke gespielt wurden, Exodus B-Ware wie "Pleasures of the Flesh", "Impact Is Imminent" sowie "Force of Habit" wurde (zu Recht) im heutigen Liveset komplett übergangen.

Die Thrash-Haudegen lieferten seit dem fulminanten Comebackalbum "Tempo Of The Damned" ein Killeralbum nach dem nächsten ab. Folgerichtig war es teilweise beängstigend, mit welcher Leichtigkeit und Fingerfertigkeit der perfekt eingespielten Band die teils ausladend langen Riffattacken und Soli der Kracher vom geilen letzten "Exhibi B"-Album von der Hand gingen. Maximale Unterstützung erhielten die beiden Riffmeister von der sympathischen Rhythmussektion Jack Gibson und Drummer Tom Hunting, welche sich backstage als sehr umgängliche Zeitgenossen präsentierten (wie übrigens der gesamte Tourtross!), auf der Bühne allerdings für den nötigen „Wumms“ sorgten.

Zusätzlich wurde das Programm z.B. durch die Groovewalze "Blacklist" sowie den Party-Überhit "Toxic Waltz" angereichert, das vom Publikum erwartungsgemäß frenetisch bejubelt wurde. Während das Gitarrentandem Holt/Altus gleichsam die Riff- und Spaßfraktion darstellte, bangte, poste und kontinuierlich in Bewegung blieb, markierte Sänger Rob Dukes gekonnt das animalische Frontbiest, das sich auch nicht scheute, sich in eine auf die Bühne geworfene slowakische Nationalflagge zu hüllen. Dass er das Ding wahrscheinlich für eine einheimische Fahne hielt, kann und darf ihm an dieser Stelle allerdings nicht unter dem Deckmäntelchen des „einfältigen Amis“ angekreidet werden, da wahrscheinlich die meisten Österreicher den Unterschied zwischen Slowenien und der Slowakei nicht kennen, geschweige denn die Nationalfahnen erkennen würden.

Der gute Sound in der Wiener Arena ließ die fetten Thrash-Riffwände glasklar aus den Boxen brettern, der Moshpit brodelte, die Meute skandierte „Exodus, Exodus“-Sprechchöre und hatte ihren wohlverdienten „Good Friendly Violent Fun“. Fetter Punktgewinn für den Quasi-Co-Headliner!

Setlist Exodus:
- "The Ballad Of Leonard And Charles"
- "Beyond The Pale"
- "Children Of A Worthless God"
- "A Lesson In Violence"
- "Blacklist"
- "Bonded By Blood"
- "War Is My Shepherd"
- "The Toxic Waltz"
- "Strike Of The Beast"
- "Good Riddance"


Kreator
Um Punkt 22:30 Uhr hieß es Showtime für eine der Urväter des (deutschen) Thrash Metals. Dass die Ruhrpöttler auch nach über 25 Jahren noch voll im Saft stehen, bewiesen Kreator am heutigen Abend nach dem stimmungsvollen Intro mit dem Einstiegsdouble neueren Datums "Violent Revolution" und "Hordes of Chaos" mehr als eindrucksvoll.

Noch immer im Zeichen des exzellenten "Hordes Of Chaos"-Albums stehend ist es schier unglaublich, welche Liveenergie Kreator auch im Jahre 2010 noch entfachen können, was das sodann folgende Potpourri aus dem Backkatalog, das bei der Thrashmeute auf immense Resonanz stieß, unterstrich. Dabei fanden erwartungsgemäß Bandhits wie "People Of The Lie", "Betrayer" oder "Coma Of Souls" den größten Zuspruch. Aus der vieldiskutierten, experimentierfreudigen Zwischenphase in den Neunzigern wurde lediglich der live gut funktionierende Mitbrüller "Phobia" gezockt. Unverkennbar wiederum Mille´s kreischend-kauziges Organ, das seit Urzeiten ein Trademark der Thrasher ist, der das Publikum mit seinen typisch deutschen (für Kreator-Nichtmöger nervig-platten) Ansagen fest im Griff hatte.

Drummer Ventor thronte über dem Thrash-Inferno, das Mille und seine Mannen am Bühnenrand entfachten, hinter ihm auf der Leinwand wurden diverseste kultige, denkwürdige Kreator – Impressionen, Motive und Videosequenzen eingeblendet. Der zum Drumkit hinaufführende Bühnen/Treppenaufbau wurde von Mille auch für einige Ausflüge genützt, wohingegen auf der rechten Bühnenseite Basser Speesy für entsprechendes Stageacting und der mittlerweile fest in die Band hineingewachsene Sami Yli-Sirniö für Bewegung am linken Bühnenrand sorgte. Die energiegeladene Bühnenshow war flankiert von einer sehr geilen Lichtshow, welche die Bühne oftmals vollends in diabolisches Rot oder Grün tauchte.

Sehr geil der Zugabenteil mit den "Pleasure To Kill" – Klassikern "The Pestilence", "Flag of Hate" sowie der abschließenden Bandhymne "Tormentor", bevor die Zuschauer um 23.45 Uhr in die eisige Kälte entlassen wurden. Für die Anhänger der Essener ist es dabei immer noch eine Wonne, good old Mille dabei zuzusehen, wie er mit der Fahne in der Hand das Publikum zur Uralthymne (und unverzichtbarem Setbestandteil) "Flag of Hate" anstachelt.

Der große Anteil an jungem Publikum erklärt den derzeitigen Aufwind des Thrash Metals. Die Thrashfraktion hat es geschafft, auch das Jungvolk zu fesseln. Genau diese altersmäßige Durchmischung ist das Geheimnis des Erfolgs der aktuell wiedererstarkten Thrashwelle und garantiert (wie auch an diesem Abend) knackvolle Venues. Die Arena Wien (Fassungsvermögen der großen Halle immerhin 1.000 Personen!) präsentierte sich mit seinem hinten stufenartig ansteigenden Auditorium und der ausreichend großen Bühne als sehr geeigneter Veranstaltungsort für dieses Thrash-Konzert der Superlative.


Setlist Kreator:
- "Intro" (Johnny Cash "The Man That Comes Around")
- "The Patriarch/Violent Revolution"
- "Hordes Of Chaos"
- "Phobia"
- "Terrible Certainty"
- "Betrayer"
- "Voices Of The Dead"
- "Enemy Of God"
- "Destroy What Destroys You"
- "Amok Run"
- "Endless Pain"
- "People Of The Lie"
- "Pleasure To Kill"
- "Coma Of Souls"
---
- "The Pestilence"
- "Flag Of Hate"
- "Tormentor"

Es war ein exquisiter Konzertabend im Zeichen des Thrash Metal, bei dem sowohl die Anhänger des Ami-, als auch des Teutonen-Thrashs bestens auf ihre Kosten kamen. Seit der Sepultura/Sacred Reich/Heathen – Tour bzw. dem German Triple Sodom/Destruction/Kreator kann ich mich seit langer Zeit an kein solch hochkarätiges und denkwürdiges Thrash-Pack erinnern. Einzig das in Bälde heranrollende Destruction/Overkill/Heathen Package vermag an ein Monsterpackage wie jenes vom heutigen Tage heranreichen.

Ein ausführliches Interview mit dem Kreator-Mastermind Mille könnt ihr (ebenso wie ein Gespräch mit Exodus´ Gary Holt) in Bälde auf unserer Seite nachlesen.

Photocredits: RedStar @ Darkscene.at
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