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Kiss
20.05.2010, Stadthalle, Wien 
 
2009 meldeten KISS sich mit "Sonic Boom" zurück – und am 20. Mai hatten wir die Gelegenheit, die Kultgruppe in der Wiener Stadthalle auch live unter die Lupe zu nehmen.
Red Dawn Rising
Red Dawn Rising
(9 Live-Berichte)
2009 meldeten KISS sich mit "Sonic Boom" zurück – und am 20. Mai hatten wir die Gelegenheit, die Kultgruppe in der Wiener Stadthalle auch live unter die Lupe zu nehmen.



Taking Dawn:

Als Support fungierte die amerikanische Hard-Rock-Band Taking Dawn, eine mir bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannte Gruppe. Die vier Herren aus Las Vegas präsentieren soliden Hard Rock, ohne besondere Überraschungen; Gitarrist und Sänger Chris Babbit gibt sich alle Mühe, das Publikum anzuheizen, die Resonanz beschränkt sich jedoch eher auf die vorderen Reihen, während weiter hinten eher verhalten zugeschaut wird. Wohl eher ungewolltes Highlight des Auftritts stellt die Tatsache dar, dass der Refrain des letzten Songs, dessen Titel mir leider entfallen ist, sich verdächtig nach Bon Jovi’s "Runaway" anhört, aber natürlich soll das keine Unterstellung sein. Nach knapp 45 Minuten verlassen Taking Dawn die Bühne, um Platz für KISS zu machen; bevor wir die geschminkten Herren jedoch endlich live und in Farbe bewundern dürfen, vergeht nochmals eine gute Dreiviertelstunde, Zeit, die mit Nachfüllen der Bierbecher sinnvoll genutzt wird.



KISS:

Eigentlich stand ich dem Auftritt von KISS eher neutral gegenüber, mit der Devise "Wenn sie schonmal in Wien spielen, geh ich auch hin – einmal will ich die gesehen haben"; gleich vorweg kann ich jedoch sagen, dass die Band mehr als überzeugt hat. Der Auftritt beginnt recht spektakulär, mit den Anfangsszenen des Videos zum Sonic Boom Song "Modern Day Delilah" auf den zwei Leinwänden links und rechts von der Bühne; dieses wird vor Einsetzen des Songs durch die Bandmitglieder auf dem Weg auf die Bühne ersetzt, und schon bei diesem Anblick bricht das Publikum in Jubel aus, nur um noch lauter zu werden, sobald die Herren endlich auf der Bühne erscheinen. Passend zum Intro wird auch umgehend mit "Modern Day Delilah" losgerockt; nach dem Song wendet Paul Stanley sich an das Publikum und kündigt einige KISS Klassiker als die nächsten Songs an, zur deutlich hörbaren Freude des Publikums.

Dieses Versprechen wird auch gehalten; mit Songs wie "Crazy, Crazy Nights", "Calling Dr Love", "Detroit Rock City" und "Black Diamond" wird dem nicht unbeträchtlichen Albenkatalog der Band Tribut gezollt und dem Tournamen From the Beginning to the Boom alle Ehre gemacht. Auch der aktuelle Silbering "Sonic Boom" wird durch "Modern Day Delilah" und "Say Yeah" repräsentiert; die beste Resonanz kommt jedoch wenig überraschend bei den Klassikern. Optisch unterstützt wird die musikalische Darbietung durch die beeindruckende, fast schon pompöse Bühnenshow; Pyros, Konfettibomben und Hebebühnen sorgen für Action, und natürlich darf auch Gene Simmons’ Blutspucken nicht fehlen. Dass der Gute seine Zunge mehr heraussen als im Mund hat, muss wohl nicht extra erwähnt werden…

Glücklicherweise wird die bombastische Bühnenshow jedoch nicht dazu benutzt, von spielerischen oder stimmlichen Schwächen abzulenken; auch wenn die vier Herren stimmlich vor allem gegen Ende des Gigs nicht immer ganz so sicher sind, liefern KISS eine beeindruckende Performance, die so manch jüngeren Act vor Scham erblassen lässt. Die Band präsentiert sich als fest zusammengeschweißte Einheit, mit einer gehörigen Portion Spielfreude; Paul Stanley bringt das Publikum regelmäßig dazu, noch lauter zu werden, und auch der Rest der Band zeigt sich in Sachen Interaktion mit dem Zuschauer nicht gerade schüchtern.

Wie jedes gute Konzert ist auch dieses viel zu schnell vorbei, und die Rufe nach einer Zugabe werden laut, kaum dass KISS die Bühne verlassen haben. Hier ist den Herren zugute zu halten, dass sie sich nicht lange bitten lassen – es dauert keine fünf Minuten, bis die Band auf die Bühne zurückkehrt und den Wunsch des Publikums nach mehr Musik erfüllt. Wenig überraschend wird als erster Song "God Gave Rock’n’Roll to You" präsentiert, stimmungsvoll unterlegt durch Einblendungen von Bildern der Band aus früheren Tagen, sowie von den Beatles und Janis Joplin. Nach diesem Song bietet Paul Stanley uns an, den nächsten Titel in unserer Mitte zu spielen, allerdings nur, wenn wir laut genug seinen Namen rufen; beim dritten Versuch gelingt uns das auch, und mit Hilfe einer Art Seilbahn begibt Paul sich auf eine im Publikum errichtete Plattform. Bereits während der kurzen Reise dorthin stimmt der Rest "I was Made for Loving You" an; die Aufforderung, mitzusingen, wäre eigentlich nicht nötig gewesen, brüllt ein Großteil des Publikums sich ohnehin schon die Seele aus dem Leib. Als dritter Song wird uns noch "Rock'n'Roll All Nite" präsentiert, ebenfalls mit entsprechender stimmlicher Unterstützung durch das Publikum.



Unter frenetischem Jubel verlassen KISS nach diesem wirklich letzten Song die Bühne; kurz erlaubt man sich noch Hoffnung, dass vielleicht doch noch eine weitere Zugabe kommt, doch die angehenden Lichter in der Stadthalle beweisen das Gegenteil und nötigen die 14.000 Zuschauer zum Verlassen der Halle. Auch ohne weitere Songs stellt das Konzert jedoch eines der Highlights im Jahr 2010 dar; wie weiter oben erwähnt, wollte ich die Band zumindest einmal gesehen haben, dank der mehr als überzeugenden Show werde ich mir auch eventuelle zukünftige Konzerte bestimmt nicht entgehen lassen.

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