3. Januar 2006: Weltjugendtag in Wörgl?
Nicht ganz, auch wenn der erste Eindruck diese Vermutung sehr nahe bringt. Hunderte euphorische Nachwuchsmetaller pilgern ins ausverkaufte Wörgler Komma, mischen sich unters schwer in Unterzahl scheinende Bangervolk reiferen Semesters und sorgen für ein eigenwillig, aber positives Flair in und vor der Halle.
Altersdurchschnitt: maximal 19 - Stimmung: Absolut Genial!
ONE MAN ARMY:
Spätestens seit Erstberührung mit der Brachialvorabkeule “So Grim So True So Real” war die Vorfreude auf den heutigen Support Act
ONE MAN ARMY riesig. Für den, im Sommer 2004 von ex
THE CROWN Röhre Johan Lindstrand ins Leben gerufenen, Thrash Fünfer scheinen die ersten beiden Monate des noch so jungen Jahres ohnehin als wegweisend, da neben ihrer ersten Tour auch noch das sehr massive Debüt
"21st Century Killing Machine" auf die Gemeinde losgelassen wird und somit alle Zeichen auf Sturm stehen. Anfangs mit etwas schwächelndem Sound zu kämpfen, marschiert die Army um „Deathrace King“ Lindstrand jedenfalls von Minute zu Minute kompakter, brutaler und siegessicherer durch ihren halb-stündigen Set, schmettert von „Killing Machine“ über das bereits heftig vom (schon recht zahlreichen) Publikum geforderte „So Grim So True So Real“, bis zum final brachialen „Bulldozer Frenzy“ absolut hochwertige Death/Thrash Kanonen ins Volk und weiß durchwegs zu überzeugen.
Arms Up For The Army!
EKTOMORF:
Eigentlich wollte ich mir die Truppe aus Ungarn ja gar nicht wirklich antun, eigentlich hatte ich sie schon zuvor als billigen
SEPULTURA Clone abgestempelt und eigentlich hatte ich ja auch recht...obwohl ich
EKTOMORPH irgendwie aber auch wieder unrecht tat !?!
Fett, ultraagil und energisch stampften sich die Plattenseebrasilianer durch ihren Set und animierten das absolut ausrastende Publikum zu wüsten Moshpits und kollektiven Sprungcollagen. Superb muss ich sagen. Angetrieben von perfektem Sound knallte der Hungaro Vierer sein – absolut und zu jeder Sekunde von Mid-Neunziger
SEPULTURA bzw.
SOULFLY Grooves, Riffs und Vox beeinflusstes und mit dezenten
MACHINE HEAD Anleihen gewürztes – vollends und aggressivst abknallendes Programm in die propfvolle Räumlichkeit und drückte sogar dem beinharten Old School Fan den ein oder anderen Zucker aus der Genickmuskulatur. Tadellos meine Herren, das enthusiastische Publikum zollte Granaten wie „Fuck You“, „Set Me Free“ oder „Destroy“ gebührenden Respekt und am Ende der erbarmungslosen Vorstellung musste selbst meine, anfangs sehr skeptische, Wenigkeit den vier Ungarn Beifall zollen.
Wenn auch auf Platte weiterhin wenig notwendig, kann man EKTOMORPH live definitiv jedem empfehlen und so bleibt nur die kleine Frage, ob Frontlümmel Zoltán Farkas die Max Cavalera Bildchen nun neben, hinterm oder gar im Bett versteckt hat....
CHILDREN OF BODOM:
Knapp nach 21:30 – früh genug um ihre vielen Minderjährigen Fans nicht zu allzu spät ins Bettchen zu schicken – war’s dann also Zeit für die COBHC!
Intoniert von coolem „Twist And Shout“ Intro fetzten die Finnischen Überflieger um die sichtlich gut gelaunte Frontratte Alexi Laiho mit „Living Dead Beat“ auch gleich standesgemäß los und verwandelten das Komma in ein Tollhaus bangender Bodom Jünger. „Follow The Reaper“, „Hate Me“, „Silent Night Bodom Night“, „Needled 24/7“, etc. etc. – nur Hits wanderten aus den Boxen, die Band zeigte sich (bis auf den wie immer wie eine Schlaftablette agierenden Keyboarder JANNE WARMAN) überaus spielfreudig, agil und wohl auch beeindruckt vom fantastisch abfeiernden Publikum, zockte ihren (bis auf die relativ verzichtbaren Soloeinlagen) perfekten „Hatecrew Deathroll!“ in knappen 80 Minuten auf höchstem Niveau und hinterließ ausschließlich strahlende Gesichter in die noch junge Nacht.
Perfekter Sound, perfektes Publikum, perfekte Performance: CHILDREN OF BODOM waren an diesem Abend jeden einzelnen Cent wert, untermauerten ihre Ausnahmestellung und ernteten den überschwänglichen Jubel absolut zurecht.
Klasse!
Setlist: Children Of Bodom
Intro (Twist & Shout)
Living Dead Beat
Sixpounder
Silent Night, Bodom Night
Hate Me!
We’re Not Gonna Fall
Angels Don’t Kill
"Drum Solo"
Bodom After Midnight/Bodom Beach Terror
Follow The Reaper
"Alexi/Janne Solo"
Punch Me I Bleed
Hate Crew Deathroll
Are You Dead Yet?
"Roope Solo"
Chokehold
Downfall
Outro (Fight For Your Right To Party)
Was bleibt ist die Erinnerung an eine weitere absolut hochklassige Heavy Metal Party im Wörgler Komma und die, immer wieder erneut auftauchende Frage, warum das Publikum im Tiroler Unterland ein weiteres Mal um Längen besser, enthusiastischer und für die aufrockenden Bands weit motivierender war, als jene, teils lahmarschige Metal Kommune, die sich in Innsbruck immer wieder ihr Stelldichein gibt.......