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Dio, Serenity
02.08.2004, Komma, Wörgl 
Summer Metal Fest Wörgl - Tag 1  
Sensationell: Gott Dio live in Wörgl!
DarksceneTom
DarksceneTom
(142 Live-Berichte)
Die Zeiten ändern sich: Während man früher am Rande des pubertären Schüler- Existenzminimums alle paar Wochen nach München pilgern musste um anständige Metal Live Kost zu erhaschen, ist das holde Jahre 2004 wohl eines der bisher besten, die das heilige Land Tirol in Sachen Stormversorgung allererster Klasse je erleben durfte. Schön manierlich übers Land verteilt darf sich der geneigte Metaller nun also zwischen Wörgl, Innsbruck und dem Edyson Square Garden in Silz einpendeln und fast schon ein „Überangebot“ an geilen Gigs quer durch die Geschmacksrichtungen unsrer so geliebten Kunst reinziehen.

Nicht nur wegen der prominenten Namen der beiden Headliner war die Veranstaltung DIO/ANTHRAX sicher eines der absoluten Highlights dieses Jahres, und wenn man sich die Zuschauerströme (am Montag gaben sich anscheinend 800 DIO Maniacs die Ehre!), das vorzeitig gehisste "Sold Out" Banner und die oberabgefüllte Häuslichkeit des schwitzenden Kommas vor Augen hält, wird wieder mal deutlich, dass der Metal sicher nicht tot ist und Tirol auch abseits der üblich verdächtigen Brennpunkte eine massive Szene zu bieten hat.
(Tom)

Montag, 2. August:

SERENITY:

Ziemlich genau vor einem Jahr hatte meinereiner die Ehre das SERENITY Demo "Starsed V.R." unter die Lupe zu nehmen und bei der Gelegenheit ließ ich´s mir nicht nehmen, den Unterländern ein verdientes Lob für ihre Eigenproduktion auszufahren. Mit der Erwartung, selbige Mannschaft bzw. die Songs obgenannter E.P. als Anheizer für Herrn DIO in Empfang zu nehmen, trat man allerdings gehörig ins Fettnäpfchen, es sei denn, man hat sich vor dem Gig auf deren Homepage über die aktuellen Geschehnisse informiert. So wurden erst vor drei Monaten mit dem Frontmann Georg Neuhauser, dem Bassisten Simon Holzknecht (kam für Steff Wanker) und dem Gitarristen Thomas Buchberger (er ersetzt die beiden Vorgänger Matthias Anker und Stefan Schipflinger) drei junge, talentierte Musiker ins Boot geholt. Keyborder Mario Hirzinger, bis dato für die Leadvox zuständig, fungiert heute als Backgroundsänger.

Und diesen frischen Wind bekam das zahlreich erschienene Metallervolk vom ersten Ton weg zu spüren. Die neuen, wesentlich härteren Songs (welche für meinen Geschmack der Band wesentlich besser zu Gesicht stehen) und die positive Ausstrahlung der völlig umgekrempelten Prog/Powermetal Formation ließen keinerlei Wünsche offen - vor allem Georg Neuhauser, der mit seinen 22 Lenzen schon eine beachtliche Routine besitzt, sprüht vor Energie und bedankt sich für jede noch so kleine Geste der Begeisterung, auch weiß er zwischen den Songs gezielt und effektiv mit dem Publikum zu kommunizieren und reißt bei dieser Gelegenheit Toby Sammet´s (EDGUY), ähem... längeres Konversationsbedürfnis quasi als Gegenbeispiel an. Die brandneuen Tracks des im Oktober erscheinenden Debutalbums “Dead Man Walking“, “Forever“, “Thriven“, “Guiding Light“ und der Titeltrack “Engraved Within“ haben - ohne Übertreibung - das Zeug, sich zu wahren Leckerbissen zu entwickeln, ich würde meinen eine gelungene Melange aus den Vertonungskünsten der US Metaller LETHAL zu "Your Favorite God" Zeiten (Rhythmusarbeit), den zu Grabe getragenen CONCEPTION bzw. ein Hauch SOUL CAGES (Harmonien) und THRESHOLD - Georg hatte bei unserem Smalltalk danach mit den McDermott/Wilson Vergleichen kein allzu "großes Problem" (...).

Weiters erwähnenswert - der neue Mann an der Axt: Tom Buchberger erntete für die geil inszenierten Soli In “Engraved Within“ und beim abschließenden “Bleeding Tree“ (der einzig gespielte Song von der Demo-EP) seinen höchstpersönlichen Extraapplaus, wie muß der sich just dieses Moments wohl gefühlt haben ... wie der kleine Bruder von John Petrucci? Sei´s ihm vergönnt. Nicht zu vergessen wären die anderen Akteure wie Mario an den Synth, Basser Simml und Drummer Andi Schipflinger, die ihre Sache genauso solide meisterten, wenngleich sie eher zurückhaltend agierten. Nochmals zur Erinnerung: diese Konstellation besteht erst seit kurzem!
Das Urteil: Tolle Performance - guter Sound - sympathische Band. SERENITY stehen bereits neben SUBACID in den Startlöchern um die nächste Stufe, nämlich jene überregionaler Anerkennung zu erklimmen. Weiter so, Burschen!

www.serenity-band.com
(Werner)

DIO:

Nun denn nach einem sehr überzeugenden Beitrag aus heimischen Gefilden war also endlich Zeit für den kleinen Mann mit der großen Stimme, nach dessen live Performance man sich so sehr gesehnt hatte. Noch während der ersten Töne am hitzebedingt unumgänglichen Hopfenhalm saugend (genau dies sollte sich als größter Fehler des Jahres herausstellen) beglückt Ronnie James die in der oberen Halle kochende Menge bereits mit Highlights der Marke „Sign Of The Southern Cross“ oder „ Stand Up And Shout“ und lässt die Hormone aufkochen. Als sich der geneigte Verfasser dieser Zeilen dann nach oben quält, bleibt leider nix, als das vorzeitige Steckenbleiben im bereits auf halber Höhe der Zugangstreppe stagnierenden Menschenstau und die magere Erkenntnis, dass sich der heutige DIO Gig, ohne eine körperliche Ausnahmeleistung, zu der sich eben jener Verfasser, nicht zuletzt durch die tropischen Temperaturen im Komma, leider nicht im Stande sieht, wohl eher auf rein ohrale Ergüsse konzentrieren würde.

So weit so schlecht: Währenddessen knallt Master DIO, Kracher der Güteklasse „Don’t Talk To Strangers“, „Man On A Silver Mountain“ oder die Überfeger „Long Live Rock N Roll“ , „Rock N Roll Children“ durch die Gemäuer und dem Schreiberling rinnen nach dem Achselgewässer nun auch im Mund sämtliche verbliebenen Flüssigkeiten zusammen. Ein weiteres (gefrustetes) Bier später dann voll das Herz in der Hand schafft man es zumindest zeitweise die visuellen Vorteile eines live Gigs zu genießen, spätestens beim Totalversagen der Zehenspitzen und der traurigen Erkenntnis, dass man sich vor einigen Jährchen wohl auch bei solchen Shows in die erste Reihen gefightet hätte, ertränkt eben jener schreibende Geselle seinen nicht unbedenklichen Frust allerdings in einem weiteren Hopfenkumpane. In Folge zieht man sich (wieder auf der leidigen Treppe platziert wohlgemerkt) noch fabulös dargebotene Meilensteine wie „Holy Diver“, „Rainbow In The Dark“ und „We Rock“ rein, belauscht neidisch die frenetische Menge, die den absolut perfekten Sets des R.J.D. und Band zurecht euphorisch abfeiert und ergibt sich seinem traurigen Schicksal.

Was soll man also sagen: Auch wenn der hier beklagte Verfasser einen Großteils des Sets nur Audio genießen konnte und sich die optischen Erbschaften fast ausschließlich auf mittelmäßig bis sehr saftig gefettetes Haar der oberdurchgeschwitzten Meute im undurchdringlichen Hallenendbereich konzentrierte, bleibt nur eins: DIO mag altern wie er will und auch wenn die neueren Outputs des Herrn nicht mehr so begeistern: Er verfügt über eine der begnadetsten Stimmen aller Zeiten. er ist ein König und rockt auch in greisem Alter wie die Sau!

Die Moral von dieser G’schicht? DIO ist und bleibt ein großer unantastbarer Meister seines Faches, die Songs von RAINBOW bis BLACK SABBATH sind unsterbliche Klassiker und der Verfasser dieser Zeilen darf sich endgültig als nicht mehr ganz jugendlich und einen der (nicht wenigen) oberamtlichen Loser des Tages bezeichnen, die von dieser tollen Show nur einen Teil zu Gesicht bekamen......nur gut dass mir das nicht passiert ist ;-))))
(Tom)
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