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Doro Pesch - Wir sind ein absoluter Live- Act
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Ich habe drei Jahre gegenüber vom World Trade Center gewohnt, bin jeden Tag da hin gegengen und hab meinen Kaffee getrunken. Das ist unglaublich, das Haus in dem ich gewohnt habe durfte man auch nicht mehr betreten, ich hab auch sehr viele Leute die ich kannte verloren.
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Dein neues Album hat mit FIGHT einen sehr kämpferischer Titel, beim Anhören merkt man, dass dein Stil etwas härter und moderner geworden ist. Wie siehst du das?
Doro: Jeder Song auf dem Album ist total anders, da gleicht sich kein Song dem Anderen, von ultra Hardcore bis zum super sensiblen Titelsong "FIGHT" ist da alles dabei. "I Will Fight By Your Side" ist eine Ballade, aber eine Antikriegsballade die mir sehr am Herzen liegt. Der Song "Undying" ist zwei Leuten gewidmet die nicht mehr unter uns weilen, ich glaube dass auf der CD das ganze Spektrum vorhanden ist, teilweise Modern, teilweise back to the roots. Auf jeden Fall ist alles Live aufgenommen, keine Computerspielereien, ich habe bei älteren Alben sehr viel experimentiert aber diesmal war es alles ohne Maschinen, das war so der Plan bei dieser Platte.
Du hast gerade die Computer erwähnt. Mit diesen Geräten kann man auch falsch gesungene Töne korrigieren, was im modernen Pop normal ist. Braucht man eigentlich kein musikalisches Talent mehr?
Doro: Das ist echt furchtbar, wir sind zum Beispiel ein absoluter Live- Act, und es ist bei uns total wichtig, dass alles genau so kommt wie auf der Platte und das ist dann fraglich bei den Leuten, die nicht so talentiert sind. Denn im Studio kann man da viel drehen, aber sobald das Live ist dann merkt man schon "Oh!", das kommt dann nicht so toll rüber. Ich muss sagen ich bin sowieso kein Fan von Konservenmusik, war ich noch nie. Ich meine so als Gag ist das ok, ich stehe da viel mehr auf das Handgemachte, das an die Seele und das Herz geht. Ich bin da eher ein Purist. Es ist toll wenn man was verfeinern kann, aber bei so Acts die gecastet sind da merkt man, dass das keinen Bestand hat. Ich bin noch immer ein Fan von den Leuten die mich damals inspiriert haben, RONNI JAMES DIO, das sind wirklich Leute die eine sagenhafte Stimme und ein enormes Talent haben. Aber jeder soll machen was er will, für mich hat Heavy Metal immer die totale Freiheit bedeutet. Technikt ist schon ok wenn man Sachen damit noch schöner machen kann.
Deine Band ist ja relativ weit verstreut, einige Mitglieder leben in New York und du lebst irgendwo zwischen New York und Deutschland. Wie organisiert ihr die Plattenaufnahmen?
Doro: Das ist eigentlich nichts besonderes, denn die letzten Platten habe ich auch in New York und teilweise in Pennsylvania aufgenommen. Etwas auch in Düsseldorf, das ist so dass wir dahin fliegen, wo wir die besten Möglichkeiten haben. Die Jungs waren jetzt den ganzen Sommer in Europa und fühlen sich auch hier sehr wohl. Ein Mitglied ist halb Ungar/halb Deutscher und kommt aus Nürnberg. Wenn wir aufnehmen ist das gar kein Problem, mit dem Flieger ist man in sechs Stunden in New York und Nürnberg ist mit dem Auto auch sechs Stunden, manchmal sogar mehr. Das macht gar nichts aus. Solange man fielgen kann denn nach dem 11.9. wurde es etwas brenzlig. Das hat auch die Platte etwas verzögert, weil man gar nicht wusste, ob man überhaupt noch fliegen konnte. Die Zeiten haben sich geändert, man steigt nicht mehr so unbedarft in den Flieger wie früher.
Für die Bandmitgleder aus New York muss sich ja nach dem 11.9. die Welt sehr verändert haben.
Doro: Ich habe drei Jahre gegenüber vom World Trade Center gewohnt, bin jeden Tag da hin gegengen und hab meinen Kaffee getrunken, da war so ein Magazin- Geschäft, da hab ich mir immer die ganzen Magazine weltweit angeschaut, ich war sehr oft da. Das ist unglaublich. Das Haus in dem ich gewohnt habe durfte man auch nicht mehr betreten, ich hab auch sehr viele Leute die ich kannte verloren.
Das ist auch nicht mehr das Selbe. Ich war auch oft da wo es noch gebrannt hat und jetzt wo nichts mehr da ist ist das schon beklemmend. Man ist auch nicht mehr so unbekümmert wie man früher war, das kennen die Amis nicht. Und man weiß auch nicht mehr was passieren wird, deshalb ist auch "I Will Fight By Your Side" am Album, ein Antikriegssong
Wenden wir uns wieder der Musik zu. Du hast schon viele Gastmusiker auf deinen Albem gehabt, Lemmy, Udo. Aber auch bei den Instrumentalisten ist es ein Who is Who. Welche Musiker haben dich bis jetzt am meisten beeindruckt.
Doro: Eigentlich jeder, jeder hatte bis jetzt so eine ganze eigene Magie, das kann man nicht so vergleichen, denn jeder ist für sich eine wahnsinns Persönlichkeit und hat seinen eigenen Stil. Es ist für mich wahnsinnig interessant zu erfahren wie jemand anders arbeitet, oder singt, wie es eben bei anderen abgeht. Da hab ich auch sehr viel gelernt.
Auf der letzten Platte hab ich mit Lemmy (MOTÖRHEAD) zwei Songs gemacht. Ich bin ein großer Fan von Ihm. Das ist echt der Wahnsinn. 1990 hab ich auch ein großes Idol von mir getroffen, Geene Simmons (KISS), der unsere Platte produziert hat. Ich bin mit KISS aufgewachsen und dachte nie dass man sich mal persönlich kennenlernt. Als wir da jeden Tag im Studio saßen und an der Platte gearbeitet haben, das war unglaublich. Pete Steele (TYPE O NEGATIVE) ist ein fantastischer Typ und super Sänger. Mit Udo haben wir gerade zusammen in Russland getourt und zusammen "Balls To The Wall" gesungen. Wir haben "Dancing With An Angel" zusammen aufgenommen, aber das hatten wir nicht richtig eingeprobt und der Veranstalter wollte dass wir unbedingt was zusammen machen, da haben wir dann "Balls To The Wall" gesungen. Wir sind auch gute Freunde geworden, wie eigentlich mit allen, mit denen ich zusammen gearbeitet habe.
Du hast alle die auf deinen Platten mitgearbeitet haben persönlich getroffen? Es ist ja heute so dass es Bands gibt die sich nur mehr beim Touren treffen.
Doro: Nein, das haben wir alle schön zusammen gemacht und uns getroffen.
Du warst ja damals mit dem Boxkampf bei RTL stark in den Medien vertreten. Ich habe gelesen, dass du verloren hast.
Doro: Ja, das fanden wir alle ein bisschen unfair, die Punktrichter waren da wohl ein bisschen voreingenommen. Und ich bin ja erst drei Tage vorher eingesprungen, wir waren da gerade auf Tour. Ich hatte aber das Gefühl, dass sich die Kampfrichter schon im Vorhinein einig waren. Das ging 85 zu 86 aus und wir fanden das nicht gerecht, aber so ist es halt im Boxsport, das hat man ja schon gehört. Es war aber ein super Abenteuer da dabei zu sein und es hat Spaß gemacht und auch ordentlich weh getan. Das würde ich wahrscheinlich auch nicht mehr machen, wenn ich auf Tour bin. Das ist schon höchst gefährlich.
Die Michaela Schaffrath hat ja schon drei Monate vorher mit Regina Halmich trainiert und ich nur drei mal, drei Tage. Da war gar keine Vorbereitungszeit.
Und du hast ja auch Revanche gefordert?
Doro: Ja, ja ,ja, ... Das hab ich gesagt, aber da hat sich bisher noch nichts getan. Aber das wäre dann schon gut, mit einer richtigen Vorbereitungszeit.
Die erste WARLOCK Scheibe erschien 1984 und das ist schon eine lange Zeit in der du im Musikgeschäft unterwegs bist. Was war bis jetzt dein Größter Erfolg.
Doro: Das war auf jeden Fall die "Monsters Of Rock" Tour 1986, eine größere Menschenmenge habe ich noch nie gesehen, so zirka 100.000 Menschen in England. Das war schon eine große Ehre denn damals musste man immer zuerst den englischen Markt erobern wenn man nach Amerika wollte. Das ist heute nicht mehr so. Das war der Wahnsinn auch mit den ganzen Größen, ich glaube OZZY OSBOURNE war Headliner und DEF LEPPARD, MOTÖRHEAD, BON JOVI, MICHAEL SCHENKER, SCORPIONS spielten auch, das war schon ein super Erlebnis. Dann auch die JUDAS PRIEST Tour 1986: Wir waren ja auch alle wahnsinnige JUDAS PRIEST Fans, wir sind da fast tot umgefallen als wir das hörten. Und auch die Produktion mit Geene Simmons, das war für mich persönlich ein wahnsinns Highlight.
Mit DIO sind wir auch auf Tour gegangen, zwei mal, das letzte Mal vor zwei Jahren in Amerika.
1986 waren ja die Hochzeiten von WARLOCK, aber ihr habt ja dann einen Rechtsstreit mit dem Manager gehabt.
Doro: Ich bin gerade wieder dabei um den Namen zu kämpfen, denn auf einmal durften wir nicht mehr unter dem Namen WARLOCK auftreten. Da war sowieso schon ein totaler Tumult. Denn da hatten der Manager und die Plattenfirma die Fäden in der Hand, nur nicht die Band. Das fing alles ganz harmlos 1983 an und es war dann auf einmal sehr schlimm, wie wir dann unseren Namen verloren haben. Die Plattenfirma hat vorgeschlagen, dass wir uns DORO nennen sollen, das war die einzige Möglichkeit den Plattenvertrag weiterhin zu bekommen...Es war die Hölle.
Seit deinem Karrierestart 1986 hat sich ja sehr viel getan, fürher mussten die Platten noch gekauft werden, heute bekommt man alles sehr leicht als MP3 übers Internet. Was denkst du über Tauschbörsen?
Doro: Auf der einen Seite finde ich es super, wenn Leute die Musik bekommen,die sie sonst nicht bekommen würden, zum Beispiel in Ländern wo nicht die Kohle dafür vorhanden ist. Auf der anderen Seite ist es unmöglich Qualität abzuliefern wenn sich alle Leute die Platten for free holen. Plattenfirmen verdienen kein Geld mehr, deshalb können sie keine guten Produktionen mehr machen und auch keine Promotion und das Level wird halt dann zwangsläufig gewaltig in den Keller gehen.
Ich denke aber, dass die Fans von unserem Genre mehr das ganze Paket mit Cover, Artwork und so weiter wollen und nicht nur den einen Song aus dem Internet holen. Es ist schon ein enormes Problem für die Plattenindustrie, im Pop- Bereich noch viel mehr als im Heavy Metal, aber da hätte man bestimmt vorher was machen müssen. Die Zeiten sind schlecht, alle beklagen sich dass viel zu wenig verkauft wird.
Sind Heavy Fans loyaler?
Doro: Sicherlich, das wissen wir denn die Fans halten schon seit so vielen Jahren zu uns. Echte Fans wollen auch das echte haben.
Du hast gesagt, dass du bei den "Monsters Of Rock" mit OZZY OSBOURNE gespielt hast. Auf MTV läuft ja die Serie "THE OSBOURNES" und dadurch ist OZZY jetzt wieder hoch in den Charts vertreten. Fürher höre man ihn nie im Radio, aber seit der Show werden seine Songs nur mehr rauf und runter gespielt.
Es ist auch am Bravo- Sampler vertreten. Wenn man dir so etwas anbieten würde, würdest du dein Privatleben für den Erfolg opfern?
Doro: Nein, aber eigentlich gibt es gar kein Privatleben, das ist nur das Leben im Tourbus aber bei uns geht es auch total chaotisch zu. Ich hab ja keine Familie, keine Kids, keine Hunde, keinen Mann, da ist nur das Tourbus Leben oder im Studio. Aber ich würde das nicht machen wollen, wenn einem immer Jemand mit der Kamara nachrennt. Ein Tag wäre ok, aber länger nicht.
Auf der einen Seite, wie wir damals angefangen haben Musik zu machen hab ich auch meine erste OZZY Platte bekommen. Dass er es geschafft hat sich so lange zu halten und jetzt wieder Erfolg hat, ist ein Highlight seiner Karriere.
Er sah schon immer so aus als ob er sein letztes Konzert gibt, schon vor 20 Jahren. Ich glaube Sharon, seine Frau, macht das Management gut, die ist knallhart.
Und zum Abschluss noch eine Klassikerfrage: Frauen und Metal.... Im Metal gab es bisher nur DORO, VIXEN und LITA FORD in den Achzigern. Vor dem Gotic Metal waren ja Frauen sehr selten in den Bands vertreten. Wie fühlt man sich da?
Doro: Ich kenn es ja nur von der Seite, ich fühlte mich immer sehr akzeptiert von den Fans, man ist halt Musiker und muss genauso kämpfen wie die Männer, ich finde es super, dass es heute mehr Frauen gibt. Das Musikgeschäft ist eigentlich für beide gleich hart. Ich habe da nie Probleme gehabt, ich bin immer mit Respekt behandelt worden, auch von den Leuten mit denen wir tourten.
Der einzige Nachteil war, dass man in Japan in den Achzigern als Frau keine Möglichkeit hatte, da war die Tür zu, aber das hat sich heute total geändert.
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