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Night In Gales - Das Biest wird nochmals freigelassen.
Night In Gales - Das Biest wird nochmals freigelassen.  
Night In Gales sind mittlerweile eine handfeste Institution im Bereich der gepflgten Härtekost. Das jüngste Studioalbum, ein Re-Release und die anhaltende Topform der Deutschen sind Gründe genug dafür, dass sich unser Tobi Stahl mal ein wenig mit den Jungs unterhält...
TobSta
TobSta
(5 Interviews)
Am 29. September 2023 veröffentlichten Night In Gales ihren neuesten Dampfhammer "The Black Stream" bei Apostasy Records. Das achte Studioalbum der Band aus Nordrhein-Westfalen/Deutschland wurde von Fans und Presse sehr gelobt, auch ich vergab 9 von 10 Punkten für diesen Mix aus roher Brachialität und melodischen Arrangements, die mit den energiegeladenen Vocals von Frontröhrer Christian alles wegfetzt, was sich in den Weg stellt und "The Black Stream" zu einer Wonne fürs Gehör und zu einem Pflichtkauf für Genrefans machte und immer noch macht! Wer die Scheibe kaufen möchte, findet sie im Apostasy Bandcamp Store oder im Bandcamp-Store von Night In Gales.

Am 26. April 2024 werden die Jungs ihr zweites Studioalbum "Thunderbeast" (1998) in streng limitierten Vinyl-Varianten veröffentlichen, die sich schon jetzt gut verkaufen, da die Nachfrage schon im Vorfeld sehr groß war. Solltet ihr also kurz das Lesen dieses Interviews unterbrechen, um die heiße Scheibe noch zu bestellen, bin ich nicht sauer – aber dann weiterlesen! Die remasterte Fassung von "Thunderbeast" wurde von keinem geringeren als Dan Swanö bearbeitet. Diesen Meilenstein gibt es somit auch zum allerersten Mal als Vinyl.



DarkScene: Hallo nach NRW, hallo zu Jens von Night In Gales. Zunächst meine Glückwünsche zum Erfolg eures aktuellen Albums und natürlich auch Glückwünsche zum Re-Release von "Thunderbeast", dessen Vorverkauf fantastisch läuft. Habt ihr das so erwartet?

Jens Basten: Hallo Tobias. Also was die Reaktionen inkl. Chart Entry bei "The Black Stream" angeht, da waren wir schon sehr weggeblasen. Man hofft natürlich immer, dass man an den Erfolg des Vorgängeralbums anschließen kann, aber niemand kann dir das garantieren natürlich. Es ist immer superspannend bis zur ersten VÖ-Woche, und man liest natürlich sehr gerne all die netten Reviews.

Dass der "Thunderbeast" Vorverkauf jetzt auch gut anläuft ist natürlich auch sehr schön, war aber tatsächlich zu erwarten da es insbesondere in den letzten Jahren viele Nachfragen gab ob und wann es denn man endlich ein Vinyl Release dieses Albums geben würde. Das Album hat sich von unseren bisher 8 Alben am besten verkauft und die Single "Intruder" war für viele der erste Berührungspunkt mit uns, da er seinerzeit auf vielen CD Samplern vertreten war. Dazu hatten wir das Album ausgiebig betourt, u.a. per Europatour mit Dismember, Children Of Bodom und eine Minitour mit Death.

DarkScene: Wie kam es denn zu der Idee, zusammen mit eurem Label Apostasy Records eure zweite Platte “Thunderbeast” neu aufzulegen und zum ersten Mal überhaupt auf Vinyl zu veröffentlichen?

Jens Basten: Die Idee kam von Tomasz von Apostasy Records und bezog sich auf optional alle drei Alben, die über Nuclear Blast Records erschienen sind, also "Towards The Twilight" (bereits als Vinyl Reissue erschienen), "Thunderbeast" und "Nailwork". Hintergrund ist tatsächlich keine Geschäftemacherei im Zuge des anhaltenden Vinylbooms. Tomasz sagte mir, als wir vor ein paar Jahren über die Idee sprachen, er würde es machen da diese Alben das ganz einfach verdient hätten. Sowas hört man natürlich gerne, als Band alleine kann man das nicht mal eben so finanzieren, und daher sind wir Apostasy Records auch mega dankbar. Ein finanzielles Risiko steckt in solchen Aktionen immer.

DarkScene: Für alle, die damals noch nicht geboren waren oder auch Gothenburg Style Melo Death nicht so im Fokus hatten wie heute: wie war es damals für euch, eine der ersten deutschen Bands zu sein, die diesen Stil spielten und wer waren eure Vorbilder/Idole/Inspirationen?

Jens Basten: Es war eine ziemlich komfortable Situation damals. Wir waren die erste gesignte Band hierzulande in dem Subgenre, und dann gleich auf Blast, mit der großen Promo, Touren, Samplern in allen Magazinen usw. und all dem. Entsprechend hoch war die Nachfrage. Unsere Demo MCD Sylphlike hatten wir ja bis 1998 schon knapp 7000-mal in Umlauf gebracht, es ging einfach sehr gut ab damals. Alles, was aus Göteborg kam, lief hier in den frühen 90ern natürlich auf Heavy Rotation und wurde aufgesaugt. Es lag aber ach einfach in der Luft, es war an der Zeit, den melancholic Death Doom alá Paradies Lost, Anathema und Amorphis logisch weiterzuentwickeln. Es wurde schneller und technischer. Im Prinzip finden sich bei Dissection Twin Guitars, wie Sie schon Mitte der 70er bei Thin Lizzy zu hören waren und von dort aus auch Iron Maiden und Judas Priest beeinflussten, nur eben alles ein Bisschen düsterer umgesetzt. Der aufkeimende Black Metal aus Norwegen, Schweden und Finnland trug sicher auch dazu bei, dass die trad. Melodeath Vocals eine Lage höher angesetzt waren, als es beim üblichen Death Metal bis dato der Fall war.



DarkScene: Das Line-up von Night In Gales hat sich über die Jahre verändert. Wer war damals an Bord und wie sieht euer Line-up heute aus?

Jens Basten: 80% des Gründungs-Lineups sind heute noch in der Band, also Christian (Vox), Tobias (Bass), Frank und ich (Git). Unser erster Drummer Christian Bass (später Deadsoil, heute Heaven Shall Burn) stieg nach dem es mit uns steil bergab ging nach dem 4. Album und dem Dealende mit Massacre Records aus. Seitdem sitzt Adriano Ricci an den Drums.
Christian Müller verließ die Band damals rein aus Zeitgründen als sich der Deal mit Nuclear Blast ankündigte und Björn Gooßes übernahm das Mikro ab 1997. Er entschied wiederum, dass für Ihn nach unserem 5. Album "Five Scars" für ihn Schluss sei und formierte The Very End, die bis heute aktiv sind.

DarkScene: Wäre es nicht auch cool gewesen, die alten Sachen in aktueller Besetzung aufzunehmen und daraus eine Serie von Veröffentlichungen zu machen, oder wolltet ihr das nicht in Betracht ziehen?

Jens Basten: Cool ist sowas irgendwie schon. Das wäre in dem Fall aber einerseits relativ aufwändig das alles nochmal aufzuarbeiten, insbesondere das "Thunderbeast" Album war inkl. Aller Details und aufgrund des Umfangs recht komplex, und andererseits passen die alten Sachen nur teilweise zu Christians Stil und dem aktuellen Output (Apostasy Alben), sprich das hat aus unserer Sicht noch was Zeit, haha. Ein Projekt für die Rente sozusagen. Wir nutzen die Zeit jetzt lieber neue Alben zu veröffentlichen.

DarkScene: Vor "Thunderbeast" kam "Towards The Twilight" – euer Debütalbum – raus, dass ihr ebenfalls 2021 bei Apostasy als ReRelease veröffentlicht habt und das 1997 gute Bewertungen bekam. "Thunderbeast", damals bei Nuclear Blast veröffentlicht, wurde wegen des Sounds kritisiert. Wie war die Arbeit mit Dan Swanö an Album #2 und was dürfen Fans der ersten Stunde und natürlich auch die Fans, die während der vielen Jahre dazugekommen sind, erwarten, wenn sie die Platte auflegen oder die digitale Fassung streamen?

Jens Basten: Sowohl "Towards The Twilight" als auch "Thunderbeast" hatten einen eher ungewöhnlichen Sound, was daran lag, dass wir nicht so tief gestimmt waren und nicht mit den damals gängigen Produzenten zusammen gearbeitet haben. Wir wollten uns auch etwas vom schwedischen Einheitssound abheben, da wir ja stilistisch schon sehr nah dran waren. Dan Swanö hat für das Vinyl Remaster ein paar aus unserer Sicht notwendige kleinere Korrekturen vorgenommen. Die Gitarren wurden durch Boost des Mittenbereiches etwas nach vorne geholt, die Low- und High Ends etwas entschärft, denn die waren bei der Platte einfach überdimensioniert ausgeprägt, haha.



DarkScene: Wenn ihr auf die fast 30 Jahre Bandgeschichte zurückblickt, 1995 kam ja eure Debüt EP "Sylphlike" raus und verzückte die Szene – wie hat sich eure Musik entwickelt, wie seht ihr die Entwicklung im großen Universum der Metalszene generell und mit welchen Gefühlen schaut ihr in die Zukunft?

Jens Basten: „Früher war alles besser“ würde hier schon ganz gut passen. Aber ‚Alles zu seiner Zeit“ genauso. Will damit sagen, dass es damals als junge naive aufstrebende Band mit vielen tollen Chancen eine super Zeit war. Ebenso, wenn auch aus einer anderen Lebenslage heraus betrachtet und mit völlig anderen Erwartungen und Möglichkeiten als damals, macht es heute auch Spaß und Sinn für uns. Wir haben nur nicht mehr so viel Zeit, machen es noch aus dem gleichen Idealismus heraus wie 1995 und freuen uns einfach wenn unsere Alben in der Szene geschätzt werden. Wenn wir die Musik nur für uns machen würden, bräuchten wir Sie schließlich nicht veröffentlichen. Der Papier-Untergrund der 90er Jahre hat einfach viel mehr Spaß gemacht als das Social Media Zeitalter, es fühlte sich ganz anders, nämlich viel echter und ehrlicher an. Es gab da keine Fakeaccounts, Fake-Likes, 1,8 Millionen Death Metal Bands und selbst die großen Labels waren noch nicht so professionalisiert. Jeder dem „stamp back“ was sagt weiß was ich meine. Eine Zeit in der ein eigener Adressstempel und Briefpapier mit Logo und Adresskopf noch cool war. Ja ja so war das…, früher, damals. So, Schluss jetzt mit dem Geheule hier.

DarkScene: Habt ihr für nächstes Jahr, euren 30. Geburtstag, etwas geplant – hier könnt ihr es verraten, wir sind ja unter uns.

Jens Basten: Danke, dass Du mich dran erinnerst, wir haben solche Jubiläen nie auf der Mattscheibe. Aber ja, eine Idee haben wir und die werden wir auch angehen, wird aber nix verraten.

DarkScene: Ich habe nochmal ein Auge in die Shops geworfen und dort sind die 200 schwarzen Vinyls und die 200 grün-schwarzen Platten bereits weg. Lediglich von den 100 roten Scheiben sind noch welche da (Stand Mitte März 2024). Es haben also schon viele Fans und Sammler zugeschlagen. Gehen wir davon aus, dass auch die roten Platten bald weg sind: werdet ihr euch nochmals mit euren Labelpartnern von Apostasy unterhalten und gegebenenfalls eine weitere Farbvariante nachlegen?

Jens Basten: Der Eindruck trügt etwas wenn man nur im Bandcamp-Store nachsieht, denn 2 der 3 Farbvarianten werden vor Allem durch den Vertrieb vertrieben, also die Auflage ist wie üblich auf alle möglichen Online-Shops wie Amazon, EMP, Saturn, JPC, Napalm, usw. verteilt bzw. kann über jeden dieser oder auch über Plattenläden bestellt werden. Die rote Variante ist allerdings tatsächlich Bandcamp-exklusiv und von den 100 Exemplaren sind auch nicht mehr sooooo viele da, also da sollte man sich schon ranhalten wenn man eine ergattern möchte.



DarkScene: Werdet ihr noch weitere Alben aus dem Backkatalog veröffentlichen?

Jens Basten: Das steht und fällt immer ein wenig wie es so läuft. Also kauft alle mal fleißig die Vinyl Versionen von "Towards The Twilight" und natürlich "Thunderbeast", dann kann man bestimmt auch in naher Zukunft mit einem ersten "Nailwork" Vinyl Release rechnen.

DarkScene: Habt ihr denn schon Pläne in der Schublade zu einem Nachfolger für "The Black Stream"?

Jens Basten: Das will ich an dieser Stelle noch nicht näher beurteilen, ich will da jetzt nicht irgendwas versprechen, dass dann nachher nicht exakt so eintrifft.

DarkScene: Wo und wann dürfen wir euch wieder live erleben? Gibt es Sommerfestivals, bei denen ihr in diesem Jahr auftreten werdet?

Jens Basten: Wir spielen am 27.04.“ (also quasi die "Thunderbeast" Rerelease-Party) auf dem Rise from the Underground“ in Gelsenkirchen, am 03.05. in Moers im Dschungel und im November in Emden mit Blood auf dem Ear Terror Festival. Die großen Sommer Open Airs sind dieses Jahr irgendwie an uns vorbei gegangen, darum hoffen wir im nächsten bei dem ein oder anderen größeren Event wieder mit am Start zu sein.

DarkScene: Zum Schluss überlasse ich dir das Wort, bedanke mich für das Interview und freue mich auf den 26. April, wenn "Thunderbeast" in frischem Gewand meine Wände zum Beben bringen wird!

Jens Basten: Vielen Dank für den Support durch das DarkScene Metal Magazin!
Grüße an alle unsere treuen Follower da draußen. Einen extra Thanks an jene, die die Szene durch den Kauf physischer Tonträger, Merchandise und Konzerttickets am Leben halten! Schaut mal in unseren Bandcamp-Store, da gibt es jetzt ganz frisch eine neue Merchandise-Palette zum "Thunderbeast" ReRelease, also neu designte streng limitierte Shirts, Longsleeves, Sweater, Zipper, Flaggen, Patches, Leggins, Pins usw. Cheers!

Bandfotos: Sebastian Freitag, Promo Apostasy Records



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