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Enid - Metallic Fantasy Art
DarkScene:Eure Musik ist irgendwie eine Mischung aus Elementen der Klassischen Musik und Heavy Metal, könntet ihr euch vorstellen auch mal mit einem großen Orchester zu spielen?
Martin: Was für eine Frage... Natürlich ist es eins meiner ganz großen Ziele, irgendwann in ferner Zukunft eine CD ohne Keyboards mit einem großen Sinfonieorchester aufzunehmen. Aber aus verständlichen Gründen fehlt uns dafür im Moment einfach das Budget. Aber dass solch eine Idee im Bereich des Realisierbaren liegt, weiß ich spätestens seit der Arbeit an einer Filmmusik in den zurückliegenden zwei Monaten... DS:Wie verbindet ihr diese 2 verschiedenen Stile, was ist die Schwierigkeit? Martin: Schwierigkeiten sehe ich eigentlich nur darin, die beiden Klangkörper Band und Orchester zu einem sinnvollen Ganzen zusammen zu bringen. Letzten Endes kommt viel auf das Arrangement an, denn so verschieden sind die beiden Welten Metal und Klassik nicht; wichtig ist nämlich, dass das Orchester nicht zu einer Art Untermalung, einem Soundteppich für Distortion-Riffs wird, sondern, ebenso wie die Bandbesetzung, ihre eigene Sprache bekommt und vom Hörer bewusst wahrgenommen werden kann. DS:Oft wird euer Stil als "Metallic Fantasy Art" bezeichnet, ich würde euch aber nicht wirklich in eine Schublade stecken da eure Musik sehr vielfältig ist, wie seht ihr das? Martin: Das sehe ich ganz genauso. Diese Begriffe entstehen aber zwangsläufig, weil man seine Musik ja irgendwie beschreiben muss, um überhaupt eine kleine Vorstellung zu vermitteln. Fantasy trifft die Musik aber schon sehr gut, weil sie von romantischen Stimmungen lebt, die das Denken der Alltagswelt hinter sich lassen. Die Lyrics sprechen ebenfalls eine nicht alltägliche, fast philosophische Sprache, die nicht einfach zu entschlüsseln ist. DS: Ihr habt euer altes Label CCP verlassen, wieso? Alboîn: Bei dieser meiner Lieblingsfrage mache ich mir jedesmal wieder Feinde mit der Beantwortung. Eigentlich bin ich derjenige gewesen, der mit der Arbeit und dem persönlichen Kontakt zu CCP schon nach kurzer Zeit nicht mehr besonders zufrieden war. Wir hatten den Eindruck, eine Veröffentlichung sei im wesentlichen dazu da, wenig zu investieren und leidlich etwas daran zu verdienen, mit möglichst geringem Aufwand und wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Künstler. Überhaupt kam ich persönlich mir weniger als Künstler denn als Lieferant von Rohstoffen vor, durch deren Weiterverarbeitung das Label seinen Unterhalt sichern kann. Man vergleiche nur einmal die Verpackungen der ersten beiden Alben mit der des neuen Albums „Seelenspiegel“, der Unterschied beträgt Welten. Davon abgesehen hatten wir beide den Eindruck, das Engagement im Promotion- und Vertriebsbereich sei ausbaufähig und ausbaubedürftig; nach unserer Kritik, die wir nach der Veröffentlichung des Debüts „Nachtgedanken“ anbrachten, tat sich aber in dieser Hinsicht schlicht und einfach gar nichts, so dass wir die Konsequenz zogen und uns ein neues Label gesucht haben. Wie man sieht, eine Entscheidung, die wesentlich dazu beigetragen hat, wieder neue Energie in die Band zu schleusen. DS: Wie seid ihr zu Moritz Neuner gekommen? Könntet ihr euch vorstellen, ihn als fixes Mitglied zu engagieren? Alboîn: Ich lernte Moritz kennen, als ich ihn nach einem DornenReich-Demo zum Reviewen in meinem Fanzine fragte, irgendwann im Jahre 1997. Wir kamen ins Gespräch über alle möglichen Themen und tauschten mehr oder minder regelmäßig Briefe aus; als wir Ende 1999 zu der Überzeugung gelangten, dass wir einen Studiodrummer für das zweite Album engagieren sollten, kam ich auf die fixe Idee, Moritz zu fragen. Da er ein absolut liebenswürdiger Mensch und zudem ein extrem auf neue Herausforderungen bedachter Drummer ist, hat er ohne Zögern zugesagt. Nun hat er auch das letzte Album eingespielt und ist beinahe ein festes Mitglied, wenn man unseren seltsamen Maßstab in der Band zugrunde legt. Wir haben uns mittlerweile darauf geeinigt, dass Moritz für uns als Mitglied die Drums im Studio spielen wird, auf allen zukünftigen Releases. Für Livezwecke haben wir unseren Drummer Marlek. Quasi existieren zwei Bands von ENID, eine Studioversion und eine Liveversion. DS: Ihr hattet ja jetzt einige Wechsel in der Geschichte von Enid (Labelwechsel, neuer Drummer), in wie fern hat das eure Musik beeinflußt? Martin: Grundsätzlich beeinflusst ein Label- oder Musikerwechsel die Musik in keinster Weise, solange ich dafür verantwortlich bin, sie komponiere und arrangiere. Ich bin streng genommen sogar sehr froh, dass das so ist, nicht weil ich ein egoistischer Despot wäre, sondern weil es die Band selbst einfach vor Zwistigkeiten und langsamen, unnötig komplizierten Songwritingprozessen schützt. Der Labelwechsel hat mich im Gegenteil eher positiv motiviert, weil auf unserem alten Label einfach die Luft raus zu sein schien. Es hat sich einfach nichts mehr gerührt und wir waren mit dem Engagement absolut unzufrieden. Bei Code666 weht definitiv ein frischerer Wind und ich habe wieder das Gefühl, dass das Label seine Aufgaben der Band gegenüber wahrnimmt und uns unterstützt. DS: Eure Texte auf Seelenspiegel sind meist auf Englisch, aber in einem Song habt ihr die Sprachen gemischt und der Titeltrack ist ganz auf Deutsch, wieso das? Martin: Der Grund für die Sprachmischung ist einfach der, dass ich versuche, alle mir möglichen Formen des persönlichen Ausdrucks einzubeziehen. Dazu gehört auch meine Muttersprache, in der ich mich naturgemäß wesentlich leichter bewegen kann als in Fremdsprachen. Nichts desto weniger hat das Englische aber einen Klang, den ich zugegeben sehr mag, sowie er poetisch genutzt und nicht platt verhunzt wird. In "The forbidden site", dem sechsten Track auf "Seelenspiegel" habe ich die Sprachen deshalb gemischt, weil der englische Vierzeiler zu Beginn als große Zusammenfassung über dem Song steht (er wird auch am Ende des Songs erneut zitiert und spannt somit einen Bogen über das Stück) und die beiden deutschen Strophen eine atmosphärische Beschreibung einer Szenerie und eine Art Aufruf oder Lockruf beinhalten, die mit dem ersten Vierzeiler in Verbindung stehen. DS: Nochmal zu den Texten, sie sind sehr philosphisch, habt ihr da Einfluß von Philosphen? Martin: Nein, das kann man nicht sagen. Sie sind auch nicht in dem Sinne philosophisch, als dass sie philosophisch sein wollen, dass heißt eine geisteswissenschaftliche Intention hätten, oder eine Lehre verbreiten wollten. Der Begriff philosophisch verdeutlicht eben die relativ hohe Komplexität der Sprache. Ganz unkritisch sind die Lyrics aber dennoch nicht, wie jeder selbst herausfinden mag. Generell kann man aber sagen, dass die Texte auf "Seelenspiegel" neben einigen Passagen von "Abschiedsreigen" die philosophischsten Inhalte haben, da sie sich direkt oder indirekt mit dem geistigen Inneren eines wie auch immer gearteten Subjektes beschäftigen, das nach Sinn, Beistand, Zuflucht oder vielem anderen sucht... DS: Was ist der Seelenspiegel für euch? Alboîn: Schwer zu sagen... er ist natürlich für jeden sehr individuell, so wie jedes Bild in einem Spiegel auf denjenigen zugeschnitten ist, der ihn betrachtet. Für mich persönlich ist er eine 3D-Fläche, deren Inhalt vage erscheint und aus Konturen, Farben, Gerüchen und Geräuschen besteht, die stetig ihre Form verändern und in stetigem Fluss inbegriffen sind. Über die konkreten Inhalte will und muss ich schweigen, denn sie scheinen mir nicht greifbar und nicht erklärbar zu sein. Sie drücken mich aus und halten mir in Bildern vor Augen, wie es in mir und um mich bestellt ist. Blickt man tief genug, wird man daran wachsen. Ich denke, jeder sollte sich trauen hineinzuschauen, es wird zu etwas Überraschendem führen, dessen bin ich mir sicher. DS: Wenn ihr die Chance hättet einen Filmsoundtrack zu machen, welcher Film müßte das dann sein? Martin: "Du meinst sicher, welchem Genre dieser Film entspringen sollte? Hm, sicher, ein Fantasy-Film wäre mir sicherlich der liebste. Aber zunächst mal wollen wir mal strikt trennen. Ich habe erst mal nicht vor, ENID für Filmmusik zu missbrauchen. Ganz einfach schon deshalb, weil es Musik ist, oder für einen Stil steht, der schon vor einem etwaigen Film existiert hat und von daher zunächst für einen solchen nicht in Frage käme, zumindest aus meiner Sicht nicht; denn eine gute Filmmusik wird auf einen Film maßkomponiert und nicht andersherum (obwohl das auch ein ganz eigenes Gebiet ist, das man dann nicht mehr Film nennen kann (Musikvideos, etc.)). DS: Noch ein paar Anmerkungen vielleicht?! Alboîn: Ich erlaube mir einfach mal, nicht ohne ein Dankeswort an Dich zu schließen, und nicht ohne auf unsere Website hinzuweisen, auf der man einiges an interessantem Material finden wird, sei es graphisch, lyrisch oder musikalisch. Die Adresse: www.enid-webrealm.de. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Mehr von Enid
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