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Harasai - Das deutsche Pendant zu Dark Tranquillity?
Harasai - Das deutsche Pendant zu Dark Tranquillity?  
Wo einst Thrash Metal Geschichte geschrieben ward, schleicht sich dieser Tage eine Death Metal Kapelle mit asiatisch klingendem Namen an, ihren skandinavisch gewürzten Todesmörtel über Grenzen Deutschlands hinaus zu etablieren ... Vorhang auf für Harasai und ein Interview mit Sänger Martin...
Werner
Werner
(52 Interviews)
DarkScene: Hallo Martin. Ich muss zugeben, bis vor zwei Monaten sagte mir der Name Harasai gar nix. Als mir aber euer neues Werk vertrauensvoll in die Hände gelegt wurde, hat sich das schlagartig geändert. Meine Meinung: ihr könnt mächtig stolz darauf sein.

Martin: Wir nehmen so was mit großer Dankbarkeit entgegen. Es ist nämlich nicht so, dass wir damit gerechnet hätten oder uns das in irgendeiner Form in den Schoß gefallen wäre. "Psychotic Kingdom" (zum Review) ist über nahezu zwei Jahre hinweg unter teils widrigsten Bedingungen entstanden und war keine einfache Geburt. Lange Zeit hat ja auch kein Hahn nach uns gekräht. Von daher ist die Tatsache, dass jetzt mehr und mehr Leute auch von außerhalb mit unserem Schaffen in Berührung kommen, wirklich sehr überwältigend.

DarkScene: Wie seid ihr auf diesen fernöstlich klingenden Namen gekommen und überhaupt: wie verliefen die Anfänge der Band bis heute?

Martin: Nachdem wir zu Schulzeiten die "Clayman" von In Flames entdeckt hatten war es quasi für uns keine Frage mehr eine Band gründen und Musik machen zu wollen. Mit dem Melodic Death Metal hatten wir dann sozusagen unser kreatives Ventil gefunden. Wir sind dann erstmal richtig in der Materie aufgeblüht und es gab Zeiten da jagte echt eine schwedische Neuentdeckung die nächste. Als es dann an die Namensfindung der noch zu gründenden Band ging durchstöberten wir unsere Plattenregale bis wir einige Songtitel bekannter Bands wie Children of Bodom und Arch Enemy und Pantera als mögliche Kandidaten auswählten.
Am Ende einigten wir uns auf Heresy und malten auch zügig ein passendes Logo mit umgedrehten Kreuz. So wirklich zufrieden waren wir damit nach einigen Monaten nicht mehr, so dass unser damaliger Gitarrist Sebastian vorschlug das ein wenig ins Japanische zu transportieren. So sind wir dann bei Harasai gelandet und dabei bis heute geblieben. Wir mögen den Namen einfach. In der Anfangsphase haben wir dann erstmal nur geprobt und auch einige Cover von In Flames, At The Gates und Iron Maiden einstudiert. In den folgenden 2 Jahren folgten 3 Demo CDs, die wir bei lokalen Konzerten und im Internet verbreiteten. Das erste Album "The I-Conception" folgte dann im Jahr 2010 kurz nach dem Ende der Schule bzw. dem Zivildienst.

DarkScene: Wie seid ihr zum Label Quality Steel Records gestoßen?

Martin: Ganz einfach: Wir haben uns beworben. So wie bei vielen anderen Labels auch. Es gab da das ein oder andere Angebot, wobei Quality Steel einfach durch die ehrliche Begeisterung für die Musik und einem realistischen Ansatz überzeugt haben. Hinzukommt, dass Malte & Dennis selbst Musiker sind und deshalb genau wissen welche Bedürfnisse eine Band wie uns hat. Bisher sind wir mit der Zusammenarbeit mehr als zufrieden.



DarkScene: "Psychotic Kingdom" klingt sehr ausgefeilt, Detail verliebt, aber gleichzeitig flüssig. Wie ging das Songwriting von statten? Spontan oder habt ihr sehr viel herum getüftelt? Darüber hinaus habt ihr mit einigen Akustikparts und sogar via Piano Klänge das Repertoire interessant erweitert – mit Risiko gewonnen!

Martin: Das eigentliche Songwriting startete kurz nach Abschluss der Aufnahmen von "The I-Conception". Der erste Song den wir fertigstellten war "Heretic Souls", "In Circles Forever" wiederum der letzte. An sich kann man sagen, dass die musikalische Entwicklung schlicht logische Konsequenz gewachsener Erfahrung und veränderter Hörgewohnheiten ist. Arne, der jetzt nicht nur Bass bei uns spielt, sondern eben auch das Piano und singt, ist ja auch erst nach den Aufnahmen zum Debüt zu uns gestoßen. Insofern haben sich die Möglichkeiten definitiv erweitert. Man wächst irgendwie jeden Tag ein bisschen. Die Songs, die dann in den jeweiligen Schaffensphasen entstehen, sind irgendwie in diesen Prozess einbezogen, als dass diese ebenfalls eine Entwicklung durchlaufen. Erst wenn dabei genug brauchbares Material für ein gesamtes Album zusammenkommt nehmen wir es auch auf. Wir wollten auf keinen Fall irgendwelche Nummern aufnehmen, die zwischen Tür und Angel entstanden sind. Das zog sich dann auch durch die gesamte Produktionsphase, die ca. 9 Monate andauerte. 6 Monate Aufnahmen, 3 Monate Mixdowm zusammen mit Seeb von Orden Ogan. Dadurch, dass wir immer an der Platte arbeiteten sobald Produzent oder wir Zeit hatten, konnten wir immer wieder in den Pausenzeiten an Feinheiten tüfteln oder das bereits Entstandende überdenken. Was die Akkustikparts anbelangt muss man sagen, dass es einfach ein Wunsch der gesamten Band war mehr in diese Richtung zu gehen. Man kann ja auch nicht immer nur draufballern. Da wird man ja irgendwann bescheuert bei.

DarkScene: Daher die logische Frage: aus welchen musikalischen Ecken kommen die einzelnen Harasai Members? Gibt es Nebenspielwiesen?

Martin: Arne spielt seit dem Kindesalter das Piano und hat nebenbei noch eine Alternative Rock Band am laufen. Yannick und Nico schreiben auch immer mal wieder Zeug für sich selbst, dass dann wahlweise mal Prog Metal oder old school Melodic Death ist. Patrick nimmt nebenbei auch sein eigenes Zeug auf und hat jüngst auch bei unseren Heavy Metal Freunden von Gloryful ausgeholfen. Abseits der Band bin ich da eher der Plattensammler und einfach nur Fan.

DarkScene: Wer ist hauptverantwortlicher Komponist? Wer kreiert die Textlandschaft?

Martin: Der Löwenanteil der Stücke kommt von unserem Gitarristen Yannick, wobei sein älterer Bruder Nico an den Drums auch immer wieder Riffs oder wie im Fall von "Three Kings" einen kompletten Song beisteuert. "Skywards We Fly" wurden wiederum von Arne komponiert und eingespielt. Sobald die Songs fertig sind mache ich mich dann daran einen Text zu schreiben und die Vocal Lines zu arrangieren. Das geht ja dann Hand in Hand.



DarkScene: Ihr kommt ja aus dem Ruhrpott, der ja bekannt ist wegen seiner urwüchsigen Thrash Szene. Sodom und Kreator seien da nur als Spitze des Eisbergs genannt. Macht euch dieses Art „Mekka“ der deutschen Härtnerszene insgeheim stolz? Wobei man bei euren Stilmitteln sicher von einer gewissen Verehrung der 90‘ er Schweden Szene reden muss …

Martin: Wenn man aus der gleichen Gegend kommt hat man natürlich auch zwangsläufig einen Bezug zu Kreator und Sodom, keine Frage. Mit letzteren haben wir auch schon mal in der Zeche Carl gespielt und der gute alte Grave Violator vermietet uns den Proberaum, wo wir im Gebäudekomplex an der Stauderbrauerei auch das neue Musikvideo aufgenommen haben. Insofern kann man schon von einer spezifischen, generationenübergreifenden Legacy des Stadtteils sprechen. Auf der musikalischen Ebene sind die Einflüsse aber allerhöchstens marginal vorhanden. Um ehrlich zu sein sind wir keine besonders großen Thrash Metal Fans. Die Namen der heiligen Bücher lauten dann schon eher "With Fear I Kiss The Burning Darkness", "Purgatory Afterglow" oder "Hatebreeder". Textlich und was die Attitüde angelangt gibt es sofern eine Parallele zu Kreator, dass man seine Augen vor sozialer Armut und Tristesse einfach nicht verschließen kann. Das fließt schon sehr in die Grundthematik der Lyrics mit ein. Heimat prägt nun mal einfach.

DarkScene: Stört euch es eigentlich, wenn in erster Linie Kapellen wie In Flames, Dark Tranquilltiy oder At The Gates als Referenzen genannt werden? In wie weit ist euch Eigenständigkeit wichtig?

Martin: Da wir selbst große Verehrer dieser Bands, insbesondere der Schaffensphase zwischen '93 und '97, nehmen wir diese Vergleiche erstmal mit einem großen Schmunzeln entgegen und können das oftmals auch irgendwie nicht glauben. Man ist zwar immer von seinen Einflüssen geprägt, aber wenn man einen Song schreibt geht man ja nicht hin und sagt: "Ich mach jetzt mal eben eine zweite Lunar Strain". Das würde sich für uns auch irgendwie nicht richtig anfühlen, da die Meilensteine von Dissection, Edge of Sanity, Dark Tranquillity usw. einfach nicht erreicht werden können. Wenn überhaupt ist es mehr eine Symbiose aus dem was wir an den alten Bands und ihrer Herangehensweise schätzen und den technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts. Eine heutige Produktion wird einfach nicht mehr klingen wie damals. Man kann zwar versuchen den Sound zu imitieren und dementsprechend in ein Boss Heavy Metal Pedal investieren und alles mit Hall zukleistern, aber es würde so oder so nachgemacht klingen. Deshalb versuchen wir das auch gar nicht und machen einfach nur Musik.

DarkScene: Übrigens: habt ihr eine Erklärung, weshalb seit geraumer Zeit wieder so viele Bands dem traditionellen Death Metal frönen? Speziell bei euch, man nehme nur mal die Senkrechtstarter Sulphur Aeon als Beispiel, geht im Moment die Post ab!

Martin: Eine großartige Band! Ich habe mir "Swallowed By The Ocean's Tide" (zum Review) auf Vinyl bestellt und kann von diesem Album nicht genug bekommen. Die haben aber finde ich auch einen eigenen Stil, auch wenn der sich aus traditionellen Elementen zusammensetzt. Und genau so sehe ich das auch. Es geht einfach nicht darum aus Imagegründen einen auf old school zu machen. Über 30 Jahre Metalgeschichte angefangen bei Black Sabbath und Thin Lizzy bis zum modernen Sub-Genresumpf geben einem ja die Möglichkeit die Sachen noch mal neu zusammenzupuzzeln und so einen vorher noch nicht da gewesenen Sound zu kreieren. Das Rad neu zu erfinden ist eh unmöglich und deshalb versuchen wir es auch nicht.



DarkScene: Was wäre euer Traum Package für eine ausgedehnte Europatournee, wenn ihr wie im Supermarkt spontan wählen dürftet?

Martin: Dark Tranquillity, The Ocean, The Black Dahlia Murder, Between The Buried And Me, Harasai.

DarkScene: Was habt ihr konkret in Sachen Tour, also für 2013, in Planung? Wird’s Abstecher in unserer Alpenrepublik geben?

Martin: Leider ist bisher noch nichts bestätigt. Da muss man einfach mal schauen ob sich so was ergeben kann. Klar wollen wir jetzt auch endlich mal eine richtige Tour spielen. Oftmals ist es aber so, dass man sich dafür zu absolut unfairen Preisen einkaufen muss um womöglich vor Leuten zu spielen die einen sowieso scheiße finden. Eventuell organisieren wir auch eine Underground Tour selbst. Da ist aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts spruchreif.

DarkScene: Wie kritisch siehst Du die Entwicklung für Künstler, die so ihr handgemachte Musik machen in naher und ferner Zukunft? Laufen "wir" Gefahr, nur den Konsum nur mehr per "Files" und Co. in Anspruch zu nehmen? Sind Vinyl und CD Sammler eine aussterbende Spezies?

Martin: Irgendwie ist es schon insgesamt eine sehr traurige Situation. Viele Leute meiner Generation scheinen den Blick für die Wertigkeit eines handgemachten DIY Produkts verloren zu haben, obwohl sie die Musik theoretisch mögen und hören. Für kleine Bands wie uns ist das natürlich problematisch, da wir mehr als jeder andere auf den Support der Fans angewiesen sind. Diese Entwicklung führt ja bereits jetzt dazu, dass die Labels kaum noch Mittel für die wirklich originellen Bands abseits der gängigen Trends und Schubladen ausgeben wollen. Da werden dann junge Bands, die möglicherweise noch 5 Jahre Entwicklung brauchen in irgendeiner Hysterie verheizt statt aufgebaut und so erst recht zugrunde gerichtet. Heutzutage kommen und gehen die Trends ja schneller als manch einer sich die Unterhosen wechseln kann. Und es wird auch nicht besser werden, da die folgenden Generationen nicht wie wir noch mit Tapes und CDs groß geworden sind und dementsprechend gar keinen Bezug mehr dazu haben. Noch ist es zum Glück nicht soweit und der Vinylmarkt erlebt ja ebenfalls gerade eine Renaissance. Ich finds immer noch am schönsten ein liebevoll gestaltetes Booklet in Händen zu halten und hoffe, dass die Leute denen "Psychotic Kingdom" gefällt es ähnlich sehen.

DarkScene: Zu den obligatorischen Schlussfragen: Wie heißen deine beliebtesten fünf Filmstreifen?

Martin: Fight Club, Requiem For A Dream, Butterfly Effect, Mulholland Drive, Memento.



DarkScene: Was wären die fünf Alben für die berühmte einsame Insel?

Martin:
At The Gates"With Fear I Kiss The Burning Darkness"
Ignite"Our Darkest Days"
Thin Lizzy"Bad Reputation"
Edge Of Sanity"Crimson"
Dissection"Storm Of The Light's Bane"

DarkScene: Was, abgesehen von "Psychotic Kingdom", läuft derzeit in deinen vier Wänden rauf und runter?

Martin: Die aktuelle The Ocean Scheibe "Pelagial". Ein wirklich sehr geniales Stück Musik mit dem sehr interessanten Konzept einer Reise von der Oberfläche bis an den Grund des Meeres. Seit dem Release, übrigens am gleichen Tag wie "Psychotic Kingdom", läuft das Teil hier nahezu ununterbrochen.

DarkScene: Welche Soundrichtungen kannst du überhaupt nicht ausstehen?

Martin: Deathcore, Djent, Slam/Brutal Death.

DarkScene: Vielen Dank für das Interview! Das letzte Wort übergebe ich Dir:

Martin: Vielen Dank an dich für die Ausgestaltung der Fragen und alle Leser des Darkscene Mags, die sich dieses ausführliche Interview durchgelesen haben. Ihr rockt!
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07.05.2013: Psychotic Kingdom (Review)
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