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Xenesthis - Im Netz der Spinne
Xenesthis - Im Netz der Spinne  
Wie viele heimische Bands können von sich behaupten, im Vorpogramm von internationalen Top-Acts wie Metallica, Slipknot oder Disturbed gespielt zu haben? Mit "Thou shalt not" hat die Wiener Formation Xenesthis ein starkes Album am Start. Darkscene interviewte für euch die sympathische Frontfrau Katrin Bernhardt.
Richman
Richman
(7 Interviews)
Von Vogelspinnen und antiken Rachegöttinnen. Die Wiener Formation Xenesthis hat mit "Thou shalt not" (Zum Review) ein Album am Start, das eindrucksvoll Zeugnis von einer lebendigen und erstarkten heimischen Musikszene ablegt. Eingängige Nummern mit hohem Wiedererkennungswert und technisch absult auf der Höhe der Zeit agierende Musiker. Vom ersten bis zum letzten Takt macht "Thou shalt not" mächtig Druck und Laune. Grund genug, Frontfrau Katrin Bernhardt zum neuen Album zu befragen ...

DarkScene: Wie ist eure CD-Release Party in der szene Wien am 14. Mai verlaufen? Wie waren die Reaktionen des Publikums auf das neue Album?

Katrin: Großartig. Wir hatten riesigen Spaß wieder mal gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Besonders wenn man auf einen Tag so lange hingearbeitet hat, ist das natürlich was ganz Besonderes. Die Leute sind super mitgegangen – und das, ohne die Nummern zu kennen. Gleich einige Male hab ich nach dem Konzert von Leuten gehört: „Das neue Album ist der Hammer, mit diesem habt ihr jetzt euren ganz eigenen Stil gefunden.“ Das freut uns natürlich riesig. Wenn man mit viel Leidenschaft an so einem Projekt arbeitet und die Songs selbst echt gut findet, ist es schön zu sehen, wenn der Funke dann auch überspringt.



DarkScene: Bitte erzähl uns vom Entstehungsprozess zu eurem neuen Album?

Katrin: Aufgenommen haben wir das Album Februar 2011 mit Norbert Leitner im uns vertrauten Hinterhofstudio in Wien. In etwa zwei Wochen war alles eingespielt, wobei wir nicht immer alle gleichzeitig anwesend waren. Wir kennen uns so gut und vertrauen uns und wissen auch, dass jeder sein Bestes gibt und wir einander nicht auf die Finger bzw. Instrumente schauen müssen. Danach setzt man sich natürlich nochmals gemeinsam hin und tüftelt miteinander noch am Sound.

DarkScene: Wie lange habt ihr für das Songwriting gebraucht, wie geht ihr prinzipiell ans Songwriting heran?

Katrin: Wir haben schon 2009 angefangen Songs für dieses Album zu schreiben, jedoch immer wieder Sachen verworfen, weil wir vom Metalcore-Genre weg wollten, aber einige Zeit gebraucht haben, um zum jetzigen Sound zu finden. Prinzipiell haben wir auch im Songwriting-Prozess einiges geändert. Kamen am letzten Album die Songs alle alleinig von unserem Gitarristen Raffael, so haben wir dieses Mal vielmehr im Team gearbeitet und sind weit öfters von den Gesangslinien als von den Gitarrenriffs ausgegangen. Manche Refrains habe ich ursprünglich am Klavier geschrieben und gemeinsam mit den Jungs, vor allem Thomas und Raffel, dann gemeinsam ausgearbeitet. Andere Male kam Raffael oder Thomas mit Ideen an und wir haben zu dritt geschaut, was für Xenesthis passt und was wir wie umsetzten wollen. Im Proberaum haben wir dann mit Andi und Mike den Song in seine endgültige Form gegossen, wobei sich auch hier beide nochmals eingebracht haben.

DarkScene: Was macht ihr im 'bürgerlichen' Leben? Seht ihr eine Möglichkeit, irgendwann einmal von der Musik leben zu koennen?

Katrin: Raffael und Mike sind Informatiker, Thomas ist Consultant, Andi ist Produktionsmaschinentechniker und ich bin Archäologin. Nein, um ehrlich zu sein, sind wir hauptberuflich Amazone, Schischuhfabrikanten, Löwen-Bändiger und Zahnseideaufroller und Radelpumper bei der Eisenbahn, aber das glaubt uns niemand und daher geben wir immer die zuerst genannten Berufe an. Von der Musik leben zu können, wäre definitiv ein Wunsch von uns – wie wohl von jeder Band die eine Menge Zeit und Leidenschaft in die eigene Musik steckt. Ob es möglich ist, wird die Zukunft weisen.

DarkScene: Was würdet ihr als eure wichtigsten Einfluesse bezeichnen?

Katrin: Wenn jemand Lacuna Coil, Scar Symmetry, In Flames, Deadlock und/oder Dream Theater mag, dann sollte bei Xenesthis für ihn auch auf jeden Fall etwas dabei sein.



DarkScene: Wie seid ihr eigentlich auf den Bandnamen gekommen?

Katrin: Als wir unseren Schlagzeuger Andi kennengelernt haben, hat er in einem der ersten Gespräche erzählt, dass er 5-6 Vogelspinnen, sogenannte Xenesthis, zuhause hat. Wir haben das spannend gefunden und waren gerade auf der Suche nach einem Bandnamen – voila!

DarkScene: Der Titel eures neuen Albums lautet "Thou shalt not". Was für eine Bewandtnis hat es damit?

Katrin: Mit „Thou shalt not“ beginnen im Altenglischen die zehn Gebote. Da auf unserem Cover eine der antiken Rachegöttinnen, Alecto, zu finden ist, fanden wir, dass das eine schöne Assoziation ergibt. Das Konzept der Sünde wie man es aus dem Christlichen kennt, gibt es in dieser Weise in der klassischen Antike nicht, aber sehr wohl gewisse Tabus, deren Bruch durch die Rachegöttinnen bestraft wird, die ihre Opfer mit Wahnsinn schlagen. Diese Thematiken von Rache und Vergebung, Hass und Liebe, Vernunft und Wahnsinn, hedonistischen Nächten und dem Kater danach, kurz die zwei Seiten einer Medaille, finden sich auch in den Songtexten wieder. Und schließlich bietet der Titel "Thou shalt not" auch jedem die Möglichkeit den Satz selbst zu vervollständigen und seinen eigenen moralischen Kodex aufzustellen und anderseits über die Tabus in unserer Gesellschaft nachzudenken. Wir leben in einer Gebots- und Verbotsgesellschaft. Immer mehr wird unser Leben reglementiert, überwacht und die eigene Freiheit beschnitten. Daher macht es durchaus Sinn, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.



DarkScene: Wer zeichnet bei euch eigentlich für das tolle Coverartwork verantwortlich?

Katrin: Die Rachegötting auf dem Cover wurde vom Mexikaner Erik Valdez y Alanis entworfen und ist eigentlich ein Teil einer dreiteiligen Serie, die Erinnyen zum Thema hat. Das restliche Artwork stammt von DaNi Hofer von Archetype Design. Wir haben ihm da nur eine grobe Linie vorgegeben.

DarkScene: Katrin, wie bist du zur Musik gekommen?

Katrin: Angefangen hab ich wie so viele mit Blockflötenunterricht im Alter von vier, mit acht bin ich dann auf Querflöte umgesattelt, nachdem ich eigentlich Schlagzeug lernen wollte, meine Eltern aber dagegen waren. Querflöte hab ich auch fast 10 Jahre lang dann gelernt und weiters sechs Jahre Klavierunterricht genommen. Nebenher hab ich Chor und in einer Schulband gesungen, hin und wieder in Popularmusikensembles gespielt und an ein paar Jazzseminaren teilgenommen. Also einfach ein paar Sachen ausprobiert. Nachdem ich nach Wien umgezogen bin, konnte ich dem meisten davon nicht mehr nachgehen, habe aber das Musik machen furchtbar vermisst. Und dann hab ich Raffael auf einem Studentenfest getroffen und Xenesthis hat in einer alkoholgeschwängerten Nacht ihren Anfang genommen.

DarkScene: Was für Musik befindet sich gerade auf deinem mp3 Player?

Katrin: Xenesthis, Xenesthis, Xenesthis. Nein, du wirst lachen, aber ich besitze im Moment gar keinen mp3-Player. Dementsprechend lege ich zuhause nach wie vor ganz altmodisch CDs auf und manchmal auch die alten 70er-Jahre Platten meines Vaters. Wenn ich mich auf YouTube rumtreibe, höre ich mir auch diverseste Sachen an. Das geht von melancholischen Singer-Songwritern-Nummern, über Jazz, Rockabilly, Elektronik, Pop, schön dreckigem Rock bis hin zu derb lautem Metal. Hauptsache, der Song ist gut. Ich hab da keine Berührungsängste was Genres betrifft und finde, dass jede Art von guter Musik ihre Berechtigung hat. Ich mag mich nicht selbst einschränken auf gewisse Genres oder ein paar Bands, denn da draußen gibt es dafür viel zu viel herausragende Musik.

DarkScene: Lass uns über die österreichische Musikszene reden, in der sich in den letzten Jahren ja einiges getan hat. Wie stellt sich die Lage für dich derzeit dar?

Katrin: Meiner Ansicht ist die österreichischen Musikszene im Metalbereich so aktiv wie nie zuvor. Es gibt in Österreich wirklich sehr viele Metalbands, die tolle Musik schreiben und auch ihre Aufnahmen, Bühnenperformance, Artwork usw. professionell umsetzen. Einige Bands hätten, wenn sie im Ausland und nicht in Österreich beheimatet wären, sicherlich schon weit größere Erfolge aufzuweisen. Lange Zeit war ja österreichische Musik auch bei den Einheimischen nicht unbedingt beliebt. Das ändert sich langsam. So hab ich auch schon gehört, dass Leute stolz sind Österreicher zu sein, weil wir eine österreichische Band sind. Es scheint, als käme da ein Bewusstsein auf, dass Musik von lokalen Bands nicht schlechter sein muss, als internationale Acts, sondern dass diese Bands einfach noch weniger bekannt sind. Leider stehen aber die Chancen auch ganz gut in Österreich, dass sie relativ unbekannt bleiben. Es gibt ja in Österreich z.B. keinen Radiosender, der Metal spielt, wie das in anderen Ländern der Fall ist. Dass Österreich dafür zu klein und der Markt nicht da ist, wie etwa in den USA, lasse ich nicht gelten, denn auch in einem kleinen Land wie Griechenland findet man im Radio diverse Metalsender. Auch die Förderungen für CDs sind für diese Musikrichtung recht begrenzt, da setzen die Entscheidungsträger eher auf Mainstream-Pop, mag er auch noch so belanglos sein. Das Problem sehe ich daher nicht darin, dass es keine gute österreichische Musik gibt, sondern eher in der Frage, wie bringt man die gute Musik zu den Leuten? Wenn Strukturen fehlen, kann man als Band mit viel Engagement zwar einiges wettmachen, aber eben auch nicht alles. Nur hilft es eben aber auch nichts, den Kopf hängen zu lassen. Die österreichische Metalszene lebt und es gibt nur ein Credo, das Sinn macht: Sein Ding durchziehen, an sich selbst und seine Musik glauben und das Maximum an Spaß rausholen.

DarkScene: Wie geht es jetzt weiter (Tour/Konzerte, etc.)?

Katrin: Im Moment sind wir auf die Arbeit im Zusammenhang mit unserem Label Come Clean Records konzentriert, um auch einen internationalen Vertrieb zu sichern, Pressearbeit zu machen und das Album in die Welt hinauszutragen. Weitere Konzerte in Österreich und im benachbarten Ausland sind für Herbst geplant. Sobald die Dates bestätigt sind, werden wir sie natürlich auf unserer Homepage www.xenesthis.com bekanntgeben.

DarkScene: Vielen Dank und alles Gute für die Zukunft!



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