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Steve Lukather - Das Business ist erbarmungslos, und Scheidungen sauteuer ...
Unglaubliche sechs! Gastspiele hatte Großmeister Steve Lukather heuer im Zuge der "All’s Well That Ends Well" Tour in der Alpenrepublik absolviert. Dem starken neuen Album (zum Review) folgte in der Wiener Szene Ende Februar ein tolles Konzert. Ein erwartungsvolles Publikum kam dabei in den Genuß einer aussergewöhnlichen Show, bei der Lukather gewiss nicht „Dienst nach Vorschrift“ machte. So wurde zu Ehren von George Harrison neben dem regulären Set auch eine Version von "While my guitar gently weeps" zum Besten gegeben. Gemeinsam mit Kollege Bernhard Högl (alias ‚bernsen‘) von Stormbringer.at lauschten wir über eine halbe Stunde lang gespannt den Ausführungen von Steve Lukather, der während des Gespräches aus seinem reichen Fundus an Lebenserfahrung schöpfte ...
DarkScene: Steve, Gratulation zuerst einmal zum fantastischen neuen Album "All’s Well That Ends Well" ... Steve Lukather: (fällt lachend ins Wort) Vielen Dank ... ja, ich hoffe, es hört alles gut auf. Bis jetzt läufts ok. DarkScene: Wir haben gesehen, dass du gleich sechsmal in Österreich spielst ... scheint, als hättest du eine enorme Fanbasis hierzulande ... Steve Lukather: Na ja, enorm ... ich spiele auf vielen kleinen Venues, aber zumindest mache ich das, was mir gefällt. Ach, und übrigens: ich habe österreichisch-osteuropäische Wurzeln von meines Vaters Seite. Ich bin also, im entferntesten Sinne, ein ‚fellow brother’. Soweit ich weiß, hat die Familie meiner Ur-Großmutter ihren Namen geändert, als sie in die USA immigriert sind. Ich glaube, der Name war ursprünglich ‚Lukasser, oder so ähnlich, und dann haben sie es einfach falsch geschrieben und es wurde Lukather daraus. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich etwa drei Jahre alt war, dass meine Ur-Großmutter ausschließlich Deutsch gesprochen hat. Also von meines Vaters Seite haben wir beide eine gemeinsame Geschichte ... und ich liebe Österreich, das immer gut zu mir war. DarkScene: Was ist das Geheimnis deines Erfolges? Steve Lukather: (lacht). Hm, ist schwer zu sagen. Ich bin einfach immer in Bewegung. Wenn du nie wirklich 'in' warst, kann man auch schwer aus der Mode kommen ... Natürlich, wenn ich ein Teen-Idol Popstar gewesen wäre, sicher, aber das war ich nie. Ich war immer Musiker, und kein Popstar. Das ist ein großer Unterschied. Natürlich hatte ich Hitalben. Das ist vielleicht auch der Schlüssel zu einer langen Karriere. Wie wird das mit Lady Gaga sein, wenn sie erst einmal sechzig ist? Nichts gegen Lady Gaga, sie kann singen und ihre eigenen Songs schreiben, aber sie ist nun mal eine Modeerscheinung. Du kannst einfach kein 55igjähriger Punk sein, oder? Ich meine, fett, glatzköpfig, das haut einfach nicht hin ... 35 Jahre später bin ich einfach noch da. Ich übe jeden Tag und folge keinen Trends. Dabei waren die MTV Jahre wirklich erbarmungslos. Jeder versuchte, dich auf Popstar hinzutrimmen. Für mich war das als ob ich ein Transvestitendasein fristen würde. Damit habe ich mich nie wohl gefühlt. 1977, mit neunzehn Jahren, und lange bevor sie es Grunge nannten bin ich mit langen Haaren und abgefuckten Jeans zu einem Fototermin für das erste Totoalbum gekommen. Ich kann mich noch genau erinnern, wie mein Manager und die Plattenfirma regelrecht ausgeflippt sind. Sie haben mir die Haare geschnitten und mich in diese Klamotten gezwängt, und du konntest in meinen Augen und meinem Blick genau sehen, wie ich mir dachte, was das doch für verdammte Idioten und Arschlöcher sind. Und zwölf Jahre später war dieser Stil dann natürlich total angesagt. DarkScene: Hast du eigentlich deinen Sohn Trevor, der ja mittlerweile 26 ist, jemals Gitarrenunterricht erteilt? Steve Lukather: Nein, nicht wirklich. Er hat einfach von selbst damit angefangen und ich glaube, dass er einfach dazu geboren wurde. Wir haben alle möglichen Instrumente zu Hause. Zuerst hat er angefangen auf Drums zu spielen, so wie das wahrscheinlich viele andere auch machen, bevor er sich der Gitarre zugewendet hat. Ich habe ihn niemals wirklich unterrichtet. Was ich aber gemacht habe, ist ihm Ratschläge zu geben. Wir haben gemeinsam Songs geschrieben und Sessions gespielt. Er nimmt gerade ein Album und spielt die eine oder andere Session mit anderen Leuten. Die Session Szene als solche ist aber tot und existiert nicht mehr. Wir werden aber sicher ein paar Konzerte gemeinsam spielen, wo er zu uns auf die Bühne kommen wird ... DarkScene: Du bist jetzt schon verdammt lang im Geschäft. Wie hat sich das Business mit den Jahren verändert, ist es vielleicht gar ‚ehrlicher’ geworden? Steve Lukather: Nein. Das Business ist total unehrlich. Heutzutage können Leute, die eigentlich nicht singen können, dank des Computers singen, und die, die nicht spielen können, spielen. Durch das Internet wird den Leuten in etwa 70 Prozent ihres Einkommens „gestohlen“. Nimm nur mein letztes Album "All’s Well That Ends Well". Ein Journalist hatte es ins Netz gestellt, und innerhalb von nur einer halben Stunde haben sich in etwa 30.000 Leute das Album runtergeladen. Zwar nur in mp3 Qualität, aber die Leute stört das nicht weiter. Da gibt es eine ganze Generation von Leuten, die glauben, dass das die Art und Weise ist, wie Alben halt heutzutage klingen. Ich komme noch von einer Schule, wo man akribisch am Sound eines Albums feilt. Und ich werde das noch bis ins Grab weiter so machen, meine Musiker bezahlen und in ein richtiges Musikstudio gehen. Du kannst "Dark Side of the Moon" nicht auf einem Laptop produzieren. Sorry, guys, aber das geht nicht. Es gibt mittlerweile die Tendenz, 'Abkürzungen' zu nehmen und die legendären zehn- bis zwanzigtausend Übungs- und Proberaumstunden einfach auszulassen, bevor man wirklich seine grosse Gelegenheit bekommt (Anmkg.: das wären dann im Schnitt zwischen fünf bis zehn Jahre lang sechs Stunden üben täglich). Heutzutage gehen die Leute zu diesen TV und Reality Shows und werden sofort Stars, aber nur für zwei Sekunden, weil sie keine Zeit für ihre Entwicklung haben. Nur weil man ein wenig singen kann, bedeutet das nicht automatisch, dass man bereit ist, über Nacht ein Star zu werden. Du wirst zur Maschine: sing diesen Song, zieh dir diese Kleider an, mach dies, mach das ... die besitzen dich. Sie geben dir zwar das Gefühl ein Rockstar zu sein, aber nach drei Jahren bist du fertig gefahren. Was machst du dann mit dem Rest deines Lebens? Oder du bist ein Teen-Idol, hast aber nie gelernt, zu spielen, also kannst du auch kein wirklicher Musiker sein. Ich meine, sie können einen Popstar aus dir machen. Aber um ein Musiker zu werden, das braucht Jahrzehnte an Hingabe und Übung ... DarkScene: Wie fing alles an? Steve Lukather: Mein erster Gitarrengott war George Harrison. Er hat heute Geburtstag, oder - besser gesagt - er hätte heute Geburtstag gehabt. ER ist der Grund, warum ich spiele. Wir haben viel zusammen gespielt, zum Beispiel spielten wir "With a Little Help from my Friends" zusammen beim 1992iger Tribute to Jeff Konzert (Anmkg.: Jeff Porcaro war Toto Gründungsmitglied und Schlagzeuger, bevor dieser am 5. August 1992 an den Folgen eines Herzstillstandes starb und Simon Philipps den Posten übernahm). Und wir wurden wirklich gute Freunde, aßen mit ihm und Bob Dylan gemeinsam zu abend ... alles Sachen, die ich mir niemals in meinem Leben zu träumen gewagt hätte. Bis jetzt war es ein interessantes Leben ... DarkScene: Du wirst auch auf einem Jason Becker Charity Konzert spielen (Anmkg.: Becker ist ein US-Gitarrist der von einer degenerativen Krankheit des motorischen Nervensystems, auch Amyotrophic Lateral Sclerosis, kurz ALS, betroffen ist. Bekannt ist er vor allem durch seine Platten mit Cacophony gemeinsam mit Marty Friedman und David Lee Roths 1991iger Release "A Little Ain't Enough" geworden)? Steve Lukather: Ja, das stimmt. Ich engagiere mich für die ALS Foundation, die mich gefragt haben, ob ich für das Benefizkonzert spielen würde. Und das sind ja wirklich alles gute Freunde von mir. Wir hatten gemeinsam gespielt, und das, obwohl ich kein Shredder bin ... Ich werde da auch eine kleine Ansprache halten und ohne viel Tamtam einfach ein Stück spielen. Ich will da als alter Knacker keinen langweilen (lacht). DarkScene: Wir haben gesehen, dass du auch wieder ein paar Toto Shows spielen wirst ... Steve Lukather: Toto gibt es zwar immer noch ... (überlegt) na ja, vielleicht auch nicht, aber jedes Jahr gehen wir für ein paar Wochen auf Tour um Mike Porcaro, der ja krank ist, zu helfen ... wir sind irgendwie vier Scheidungstypen die mitten in kostspieligen midlife Scheidungsgeschichten stecken (lacht). Also geben wir den Leuten, was sie wollen und spielen die Hits, was mir auch richtig Spaß macht, mit meinen alten Schulfreunden zu spielen, die ich ja immerhin schon seit meinem fünfzehnten Lebensjahr kenne. Simon, Steve Porcaro, mit denen ich ja zusammen in die Highschool gegangen bin, und all die anderen. Es macht Spaß, für vier, fünf Wochen im Jahr zusammenzukommen. Den Rest des Jahres kann ich mich dann ganz auf meine Soloprojekte konzentrieren. DarkScene: Was ist der Unterschied zwischen einem Clubgig so wie diesen hier, und einer Arena-Show...? Steve Lukather: (Wie aus der Pistole geschossen) Hier kann ich spielen, was ich will. Keiner erwartet von mir "Hold the Line" zu spielen, was ich auch niemals auf meinen Solotourneen gemacht habe. Und ich werde jetzt sicher nicht damit anfangen. Ich kann auf eine 22igjährige Solokarriere zurückblicken, mit einer Menge Soloalben und Nebenprojekten. Und dann gibt es eine Menge Fans, die zwar meine Musik mögen, aber nicht die Musik die ich mit Toto mache. Es gibt aber auch eine Menge Leute, die zu beiden Konzerten gehen. Und ich bin auch überrascht, dass so viele junge Leute zu meinen Konzerten kommen. Zwölfjährige Kids, die die Texte zu meinem neuen Album kennen. DarkScene: Du bist mittlerweile bei einem neuen Plattenlabel gelandet ... Steve Lukather: Mascot Records, die eine verdammt gute Arbeit machen. Auch Acts wie Black Country Communion sind bei denen unter Vertrag. Die haben das neue Album wirklich toll beworben. Bei meinen früheren Soloalben war die Tour eher wie ein kleines ‚Nebenprojekt’ ... ich bin einfach ein Workaholic. Wenn ich zwei Wochen frei habe, werde ich schon ganz kribbelig. Ich kann einfach nicht den ganzen Tag rumsitzen, TV sehen und mir dabei die Eier kratzen (lacht). Eine Woche lang vielleicht. Aber danach muss ich einfach aktiv werden. Das ist mein Lebenselixier ... und (sinnierend) wahrscheinlich auch der Grund, warum meine Ehe in die Brüche gegangen ist. ich meine, wenn man nie zu hause ist ... Ich liebe meine Frau noch immer. Sie ist eine wundervoller Mensch. 13 Jahre Ehe, Aus. ... die dreizehn ist für mich wirklich keine gute Zahl, sowohl meine erste, als auch die zweite Ehe sind nach dreizehn Jahren in die Brüche gegangen. DarkScene: Irgendeine Chance, dass es ein neues Toto Album geben könnte ...? Steve Lukather: Nein! Die einzige Möglichkeit, die ich sehen würde, wäre für eine Woche ins Studio zu gehen und einen einzelnen Song aufzunehmen. Wir leben im Internetzeitalter. Eine neue Toto Platte bedeutet sechs Monate Studio und eine Menge Geld in Form von Produktionskosten. Für was? Ich meine, du reißt dir den Arsch auf, und keiner macht wirklich viel Kohle, und dann ‚stehlen’ es die Leute. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, sechs Monate dafür zu verwenden ... Dafür werde ich im März nächsten Jahres wieder ins Studio gehen und, wahrscheinlich im Herbst, wieder ein neues Album aufnehmen. DarkScene: Wie entscheidest du, welche Songs es auf die Setlist schaffen? Steve Lukather: Ach, vor jeder Tour entscheide ich, was interessant wäre, zu spielen. Es gibt da so viele Sachen, aus denen ich schöpfen kann ... meine Solo-Sachen, Songs, die ich mit den Los Lobotomys eingespielt habe ... Auch immer wieder was anderes: ich habe zum Beispiel eine Version von "Shine on You Crazy Damond" für eine Tribute Platte eingespielt, ich spiele ein Gary Moore Stück, oder ein Hendrix Stück, das ich nie zuvor gespielt habe ... Heute zum Beispiel werde ich George Harrison zu Ehren "While My Guitar Gently Weeps" spielen. DarkScene: Stichwort ‚illegale Downloads’. Wie kann man heutzutage als Musiker/Band überhaupt noch Geld verdienen? Steve Lukather: Es gibt jetzt diese sogenannten ‚VIP Programs’. Du kommst früher, und Leute zahlen für ein ‚Meet & Greet’ und die verbringst etwas Zeit mit ihnen. Und ich verbringe eine Menge Zeit mit den Leuten. In einigen Städten sind das bis zu fünfundzwanzig, im Schnitt vielleicht aber zwischen fünf oder sechs, die sich solche Tickets leisten. Du musst dir einfach neue Einnahmequellen erschließen. Du kannst die Pandora einfach nicht wieder in die Büchse stecken. Es gibt nun mal das Internet. Es reicht, dass eine Person ein File online stellt und (SL macht eine ausladende Geste) ... Ich werde dir sagen was mir wirklich auf den Zeiger geht: Nämlich auf die Bühne hinauszugehen und Leute zu sehen, die dich filmen. Es ist wie Disney-Land zu besuchen. Warum willst du dir so was denn ansehen? Der Sound ist nicht gut und so weiter. Und dann stellen sie es ins Netz und prompt kommen die Kommentare: „You suck“ oder, "du hast da und dort einen Fehler gemacht oder falsch gespielt" ... Was soll das bringen? Und wir werden noch nichtmal dafür bezahlt. Du siehst da einen Song den du geschrieben hast der vielleicht 3 Millionen Views hat. Wenn das auf einer normalen Radiostation gespielt würde, wäre ich verdammt reich. Aber so bekomme ich nichts dafür. Leute können mich verspotten und kommen damit auch noch davon .... Versteh mich nicht falsch. Leute haben ein Recht darauf, Sachen auf youtube zu veröffentlichen. youtube ist großartig. Aber warum soll man nicht etwas für die Musik, die man geschaffen hat, zurückbekommen? DarkScene: Wenn es einen Ratschlag gäbe, den du angehenden Musikern empfehlen würdest, welcher wäre das? Steve Lukather: Wenn es dir wirklich ernst ist, dann investiere die zehntausend Stunden, von denen ich zuvor gesprochen habe. Ich meine, wenn du ein Gewichtheber bist, dann gehst du anfangs auch nicht ins Fitnesscenter und stemmst gleich zu Beginn die schwerste Hantel. Du fängst mit der kleinsten Hantel an und gibst nach und nach mehr Gewicht dazu. Und mit der Zeit, nach einigen Jahren, wirst du stärker und hast vielleicht jemanden, der dir zeigt, wie es geht und dir sagt, wenn du etwas nicht richtig machst. Du gehst da raus und stößt dir den Kopf an der Wand und lernst die Schläge einzustecken, zu lernen und zu kämpfen. Da führt kein Weg dran vorbei. Wenn du aber ein Popstar sein willst, dann gehe ins Fernsehen. Die Leute lieben es, zu hause zu sitzen und sich über andere, die sie im TV sehen, lustig zu machen. Den Leuten sind die aber so was von egal. Die wünschen ihnen sicher keine lange und erfolgreiche Karriere ... DarkScene: Vielen Dank für das Interview. Mehr von Steve Lukather
Reviews
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