Ganze sechs Jahre nach dem Release ihrer Einstands-E.P. musste man sich in Geduld üben, ehe
Sabire endlich ihren ersten Full-length-player präsentieren. Die Erlösung namens
"Jätt" nahm wahrscheinlich auch deshalb so viel Zeit in Anspruch, da Mastermind Scarlett eine feste Band zu formieren gedachte. Der raue und charmante Retro-Metal, den man blindlings in den zentralen Achtzigern bzw. in den rockkompatiblen Hotspots der USA verorten würde, erinnert nicht zuletzt an frühe Schandtaten von
W.A.S.P.,
Ratt und Co., da der Bandboss/Sänger/Songwriter dank seiner dreckig-heißeren Stimme dieses spezielle Schleifpapier-Charisma in den Mittelpunkt zu stellen weiß. Blackie Lawless lässt grüßen.
Das Album als Ganzes? Kann für mein Verständnis problemlos mit der umjubelten
"Gates Ajar" E.P. aus dem Jahre 2018 mithalten. Direkt auf den Punkt gespielte, mit Ecken und Kanten versehene, hitkompatible und vor allen Dingen stimmungsvolle Tracks sind es, die
"Jätt" zu einem kleinen Geheimfavoriten machen. Ein Werk, welches in einigen Bestenlisten zu Jahresende garantiert auftauchen wird. Natürlich: ohne Hang bzw. Bekenntnis zur Nostalgie Marke '80er wird sich das Stimmungsbarometer beim Interessenten kaum erhitzen, denn auch in Puncto Sounddesign wollte die Band offensichtlich das Flair einer Analogaufnahme
genau so kultivieren. Selbst wenn das Werk vielleicht um zwei, drei Nummern weniger letztlich stringenter gewirkt hätte, gehen das Gros der Stücke runter wie Öl, lässt kaum ein Klischee jener Oldschool-Rebellen-Nische außen vor und bedient in erster Linie Fans oben genannter Bands als auch jene aus der Ecke
Mötley Crüe,
Twisted Sister und
Zodiac Mindwarp.
Originalitätspreis werden die Überzeugungstäter ob dieser Retroschiene im Jahre 2024 keinen abstauben, selbstverständlich nicht, das war allerdings schon im Vorfeld völlig klar. Und dennoch entpuppt sich der lieblich abgestimmte Mix aus dreckigem Metal, Punk und Glam immer noch als vollwertiges Ohrenfutter, das gehört werden will.