So ganz lässt er einen nie los, dieser Reiz namens Nostalgie! Werfen wir dafür einen Blick zurück zur Deutschen Thrash Szene der auslaufenden Achtziger bzw. zur Schar der sogenannten zweite Reihe, die ihrerseits da und dort gehörig Potential aufwies, damit jedoch nie den entscheidenden Sprung in höhere Sphären verbuchen konnte, was meistens mannigfaltige Gründe (Label, Management, Durchhaltevermögen etc.) hatte. Nochmals zur Erinnerung: Der größte Teil des Kuchens wurde bald seitens
Kreator,
Sodom und
Destruction quasi bis in die Gegenwart gesichert.
Die historisch gesehen kaum weniger essentiellen Kapellen
Holy Moses und
Tankard stammen wie die dem Underground verbundenen
Grinder ebenso aus Hessen. Und siehe da: wenigstens dreißig Jahre nach Verschwinden (bzw. Umbenennung und stilistische Kurskorrektur zu
Capricorn) kommt der eingemottete Underdog zu Ehren, also im Sinne zweier schön aufgemachter Re-Releases. Zu Einem das schon vor langer Zeit hier gelobte Debüt
"Dawn For The Living", zum Anderen das vom Rezensenten schon damals gepriesene
"Dead End", welches nicht zuletzt anhand seines Andreas Marshall-Artworks ein satter Hingucker war. Und nach wie vor ist.
Mit knapp 37 Minuten Spielzeit wurde zwar etwas gespart, doch letztlich ist dieses 1989 zunächst nur als Vinyl (No Remorse Records, die CD kam erst ein Jahr später raus) erschienene Liedgut bis heute ein durchwegs erstaunliches. Dass der mit-stärkste und schnellste Track zu Beginn ausgerechnet
"Agent Orange" getauft wurde, war wohl eher Zufall als Kalkül: denn fast zur gleichen Zeit veröffentlichten die Ruhrpott Urgesteine
Sodom ihr Durchbruch-Album
"Agent Orange", dessen Opener eben auch diesen Titel trägt und im Vergleich einen ungleich höheren Bekanntheitsgrad bis heute genießt. Weitere Perlen sind das selbstredend düstere Titelstück
"Dead End", das hymnische
"Inside", das von tollem Refrain gezierte
"Just Another Scar", sowie das spannend aufgebaute Instrumental
"Why?". Via
"Train Raid" hat es immerhin noch ein Gute-Laune-Rock'n'Roll-Track auf
"Dead End" geschafft.
Der Rest dieser dreieinhalb Dekaden alten Platte ist retrospektive ansehnlich, aber zu wenig zwingend für eine spezielle Erwähnung. Eine Art Alleinstellungsmerkmal markierte schon damals die Stimme von Adrian Hahn, eine, die man aus tausenden problemlos raus hört, Drummer war übrigens ein gewisser Herr Stefan Arnold (langjähriges
Grave Digger Member).