Last in Line erinnern zwischen den Zeilen immer noch unweigerlich an das Vermächtnis ihrer eigenen Geschichte und ja, manches Riff könnte direkt aus der frühen Phase der Musiker stammen. Das war’s dann aber schon mit Namedropping, denn auf ihrem dritten Album zeigen
Last In Line mehr denn je von ihrer Eigenständigkeit.
"Jericho" ist ja auch druchaus kompakt und homogen. Ein gutes, von vorn bis hinten hochwertiges Album der, von Gitarrist Vivian Campbell ins Leben gerufenen All-Star-Truppe um ex-
Dio,
Ozzy,
Black Sabbath,
Lynch Mob und
Def Leppard-Vollprofis.
"Jericho" ist gut, aber es ist eben auch nicht mehr.
Geboten wird zweifelsfrei
solides, gekonntes, aber auch wenig spektakuläres Hard Rock Handwerk von der Basis. Mal knackiger, mal ruhiger, mal poppig, mal treibend, mal sphärisch, mal mehr Retro, als etwas zeitgemäßer, lassen
Last In Line ihre Kunst
ohne Fehl und Tadel, musikalisch top professionell und mit starkem Gesang von Andrew Freeman vom Band. Dass dabei nicht nur zwingend überragende Songs oder ganz große Hits rauskommen, lässt sich angesichts der durchwegs hohen Qualität verschmerzen. Gut genug, um zweimal hinzuhören sind Nummern wie das coole
"Burning Bridges",
"Hurricane Erlaucht" oder die Halbballade
"Wer Don`t Run" und das gelungene
"Bastard Son" allemal. Darüber, dass auf
"Jericho" aber ebenso viel durchschnittlicher Ballast vorkommt, darf die Vergangenheit der Protagonisten aber auch nicht wegtäuschen. Das geht beim wenig zündenden Opener los und hört bei vollkommen öden
"Dark Days", einem schaumgebremsten
"Ghost Town" oder purem
Altherrenrockdurchschnitt wie
"Do The Work" auf. Da macht sich schnell unspektakuläre Langeweile breit und genau deshalb ist
"Jericho" ein zweischneidiges Schwert.
Adeln muss man Last In Line für ihre zeitlose Herangehensweise, einige richtig coole Riffs und Songs und auch dafür, dass sie ihre Vergangenheit dabei kaum imitieren. Tadeln muss man die Herren indes dafür, dass "Jericho" mitunter langweilt, weil über weite Strecke einfach das gewisse Etwas fehlt, um aus einem soliden und guten, ein herausragendes Album zu machen.
Ganz im Gegenteil. Die Grenze von coolem Hard Rock "Marke-Zeitlos" hin zum belanglosen Altherren-Classic-Rock ist hier verdammt dünn…