Ein langjähriger Gefährte hat zuletzt mal mokiert, dass meine Wenigkeit zu viele gute Noten vergibt. Das liegt natürlich erstrangig daran, dass ich mir in meinen Mittvierzigern nicht mehr jeden Dreck anhöre, mein Hauptaugenmerk auf das obere Drittel der Qualitätsliga lege und zumeist nur beschreibe, was ich auch wirklich mag und woran mir liegt. Um die Würze nicht zu verlieren, hab ich mir aber nun vorgenommen, mitunter wahllos an neue Releases zu gehen und siehe da: Mit
Grimner kann ich meinen Freund gleich erfreuen.
"Urfader" ist nämlich sozusagen "urfad"!
Nicht, dass die Schweden total daneben liegen. Ihr heidnischer Pagan-Folk-Sound Marke
Månegarm und
Korpiklaani ist aber wirklich nicht das, was man sich im späten 22er Jahr noch erhofft. Das ist zwar fraglos
handfest guter Paganfest-Durchschnitt, aber eben auch die nächste Kinderlandvariante von echten Könnern wie
Finntroll oder
Moonsorrow. Zu
Grimner kann man gern mit Helm, Horn und Schild gehen. Dazu kann man sich auch einen Met-Rausch reinstellen und wer weiß, vielleicht schwingt man zu später Stunde zu harscheren Bangern ala
"Ur Vågorna", stimmungsvollen Fantasystories wie
"Hämtad av Valkyrior" oder tanzbaren Schunklern wie
"Västerlend" sogar das Tanzbein. Nüchtern wird’s aber schwierig. Da kann Sänger und Gitarrist Ted Sjulmark mit
King Of Asgard doch deutlich mehr überzeugen. Da gibt‘s halt auch weniger Klarstimme, weniger Chorgesang, weniger Flöten und Mandolinen und die holzige Produktion ist schließlich auch nicht fördernd.
Das feine Coverartwork kann den Wikinger letztendlich dann auch nicht wirklich vorm Ertrinken retten. Totaler Schiffbruch klingt zwar anders, glorreiche Beutezüge aber auch und erwachsender, atmosphärischer Viking- oder Pagan Metal sowieso.
Grimner sind gutes Mittelmaß, nicht mehr und nicht weniger!