Wer die Entwicklung von
SOBER TRUTH in den letzten Jahren verfolgt hat, kam nicht umhin festzustellen, dass die Band sich seit Mitte der letzten Dekade zu einer konstanten Größe in der rheinländischen Metal-Szene gemausert hat. Dies ist in erster Linie Bandgründer Torsten ‚Stein‘ Schramm zuzuschreiben, der just zu diesem Zeitpunkt nicht nur seiner Combo eine Frischzellenkur mit blutjungen Musiker/innen verabreicht hat, sondern darüber hinaus mit seinem
"Taktart"-Netzwerk und neuerdings sogar seiner eigenen Radiosendung
"Metal zum Frühstück" ein paar ziemlich große Räder dreht. Diese große Leidenschaft spiegelt sich im neuen Album
"Laissez Faire, Lucifer!" ebenso wider.
Die Evolution der Band, die bereits auf den letzten beiden Longplayern
"Psychosis" und
"Locust" zu beobachten war, setzt sich hier in innovativen und unberechenbaren Songideen fort. So fällt es nun schwerer denn je
SOBER TRUTH in eine der gängigen Schubladen zu stecken. Man nennt den eignen Stil selbst
Prog Groove Metal, was auf den ersten Blick ein Widerspruch in sich zu sein scheint, nach Genuss der Musik jedoch zutreffend ist. Einerseits geht das Quartett sehr unkonventionell zu Werke und spielt auf dem neuen Album sogar mit mehreren Sprachen, andererseits gehen die Riffs häufig direkt in Kopf und Bein und beschwören teilweise sogar den mächtigen Prong herauf. So überraschen
SOBER TRUTH diesmal mit einem französischen Album- und mehreren gallischen Songtiteln, die sich bei zweitem Hinsehen als Intros entpuppen. Die Songtexte werden teilweise auf Deutsch vorgetragen, was im ersten Moment ein wenig ungewohnt ist, woran man sich aber schnell gewöhnt. Erfreulicherweise rollt Torsten das
Rammstein-R nicht allzu sehr und seine tiefgründigen Lyrics kommen so noch besser zur Geltung. Denn erneut geht es in den Texten um die menschliche Psyche, die noch vielfältiger ist als die Vocals, die einmal mehr alles aufbieten, was die Sprechwerkzeuge hergeben:
"Whispers, screams, growls and harmonies".
Dabei wünschte man sich zuweilen, dass Stein öfters mal auf seinen natürlichen Bariton zurückgreifen würde, der das abschließende ‚Taste‘ vom Debüt
"Riven" in einer wunderschönen Akustikversion erklingen lässt. Aber auch die beiden Youngster Aaron (Gitarre) und Jules (Bass) schlagen sich ein weiteres Mal hervorragend, wobei letztere sogar für die sehr ansprechende Optik von
"Laissez Faire, Lucifer!" (mit-)verantwortlich zeichnet. Insgesamt eine bemerkenswerte Visitenkarte, auch für das junge ACFM-Label. Anspieltipps: Das ruppige ‚Distinctive‘, die Gothic-Hymne ‚DNA‘ und der Hit ‚Planted Brains‘.