Man kann nicht behaupten, dass der Markt für christlichen Heavy Metal (in Europa) überfüllt sei – oder auch nur präsent. Nach
Stryper und einigen klassischen Standards wie
Bloodgod,
Messiah und
Holy Soldier wird es meist recht dünn – der Aufgabe, das zu ändern, nehmen sich nun
True Strength mit ihrem dritten Album an. Seit dem ersten musikalischen Lebenszeichen 2014 hat sich in Sachen Klasse der Kompositionen einiges getan und so ist
"Sanguinary Vivification" vielleicht der erste entscheidende Stoß am Markt.
Die erforderlichen Grundkenntnisse für den Kauf sind leicht gezählt: der Inhalt der CD ist genauso plakativ und offensiv der frohen Botschaft gewidmet, wie das zwar schöne, aber auch platte Albumcover. Selten hört man mal ein Lied und bekommt nicht direkt die Worte des guten Buches an die Ohren. Dazu ist die Produktion maximal in Ordnung, eher aber semi-optimal, einer Power Metal-Produktion aber mit zugedrückten Augen angemessen. Erinnerungen an die gruseligen
Hammerfall-Sounds der frühen 2000er werden leider hier und da wach.
Wichtig ist für den Interessenten natürlich der musikalische Gehalt und hier kann man Entwarnung geben: alles ist mindestens sehr solide, man bekommt darüber hinaus eine ganze Stunde Material für sein Geld und seine Gebete. Der längste Song,
"A Grave Among the Rich and the Wicked" geht sogar bei über 12 Minuten über die Ziellinie – erinnert dabei auch nicht selten an
Warlord's
"The Holy Empire" und hätte diesem auch gut zu Gesicht gestanden. Die restlichen Kompositionen sind irgendwo zwischen
Jacob’s Dream und besserem Euro Power/Heavy Metal einzuordnen; oftmals wirkt die Band dabei unentschlossen, ob sie sich lieber bei melodischen
Jag Panzer und
Vicious Rumors, oder aber bei
Primal Fear und
Sabaton sieht. Im Zweifel für den Angeklagten, daher überwiegt Ersteres.
Ein echter Brecher wie
"Steel Evangelist", der Titeltrack des Vorgängeralbums, fehlt leider, aber
am Ende des Tages des Herrn darf sich weder der gläubige Christ, noch der skeptische Atheisten-Metaller um sein Geld betrogen fühlen. True Strength legen mit "Sanguinary Vivification" eine kurzweilige und sehr hörbare Scheibe vor, die an unentschlossenen Tagen gerne den Weg in den Player finden darf.