Vor nicht einmal einem Jahr, haben mich
Sanhedrin mit ihrem Debut
"A Funeral For The World" regelrecht umgehauen. Nun steht schon Album Nr. 2
"The Poisoner" in den Regalen, eine baldige Tour durch Europa und jede Menge Sympathien im Underground zu Buche.
Gleich zu Beginn fällt auf, dass die Songs viel düsterer wirken, die ganze Grundatmosphäre weitaus mehr seventies Vibes atmet als das Debut. Erica Stoltz schraubt ihre tolle Stimme nicht mehr ganz in solche Höhen und auch der Gesangsstil wirkt oft etwas depressiver, fast melancholisch. Sofort schießen mir Vergleiche mit
The Devils Blood in den Kopf, erinnert vieles doch sehr an die Niederländer.
Natürlich gibt es auf
"The Poisoner" aber auch die gewohnt rifflastigen Tracks die den Brückenschlag zum traditionellen US Metal schaffen, obwohl eher die NWOBHM der größere Einfluss der New Yorker bei diesem Album zu sein scheint. Siebziger Classicrock, gepaart mit traditionellen Metal Klängen gibt es auch dieses mal zu hören, vielleicht nur etwas anders in den Anteilen vermischt.
Sanhedrin muss man aber schon bescheinigen, ihre eigene Nische gefunden zu haben, zumindest teilweise. Ich werde nämlich beim mittlerweile x-ten Durchlauf das Gefühl nicht los, die Suche des Trios ist noch nicht ganz abgeschlossen. So sehr wie mich
"A Funeral For The World" begeistert hat, lässt mich
"The Poisoner"hier und da doch etwas zwiespältig zurück. Großartige Songs die total begeistern auf der einen und einige Titel die so etwas dahin plätschern auf der anderen. Alles gut anzuhören und auch musikalisch stark umgesetzt, manche Songs wirken aber irgendwie nicht zu Ende gedacht. Hatte ich beim Debut zu jeder Sekunde dieses Gefühl, dass der jeweils nächste Song mich neu zu überraschen wusste, so ist es diesmal so, dass es mir alles etwas zu konstruiert klingt. Vielleicht war
"A Funeral For The World" zu stark und meine Erwartungshaltung deshalb selbst zu hoch.
Immer noch extrem beeindruckend ist die geniale Gitarrenarbeit vor allem im Solibereich, welche einfach unglaublich dicht ist und das tighte Zusammenspiel der drei Amerikaner, die es immer wieder schaffen, nicht wie ein Trio zu klingen.
Anspieltipps:
"The Getaway", das bedrückende Titelstück
"The Posioner" und
"Blood From Stone" welches ein absoluter purer Metal Song ist.
Ein schlechtes Album ist "The Poisoner" ganz sicher nicht, zu gut sind die musikalischen Fahigkeiten des Trios. Ich bezweifle aber, dass dieses Album den Langzeittest gegen den Erstling bestehen wird. Dies ist natürlich Geschmacksache. Es bleibt abzuwarten wie die Tour mit Gatekeeper die Band und vor allem die neuen Songs, auf der Bühne präsentiert.
Eines ist aber sicher, die Szene braucht mehr solcher Bands wie Sanhedrin, die ihren ganz eigenen Stil finden wollen.