Sanhedrin veröffentlichten ihre CD zwar bereits im Mai 2018 über den Importweg (mittlerweile gibt es eine Vinylveröffentlichung bei Cruz Del Sur), deswegen aber dieses superbe Teil untergehen zu lassen, nur weil es bereits 8 Monate auf dem Buckel hat, gibt es keinerlei Gründe. Das aus den USA stammende Trio mit Frontfrau und Bassistin Erica Stoltz, bietet herrlichen leicht doomig und episch angehauchten US Metal mit etwas Classic-Rock Anleihen im Sound.
"Riding On The Dawn" (unten verlinkt) als Opener geht richtig nach vorne, wundervolles Riff und Gitarrenläufe prägen den Song und Erica’s Stimme brilliert fantastisch inmitten feinster Gitarrensolos, die auf diesem Album ohne Ende vertreten sind. Überhaupt ist die Musik und der Sound von
Sanhedrin sehr Gitarrenlastig und vor allem angenehm warm. Man vermisst zu keiner Sekunde eine zweite Klampfe, auch nicht während den perfekt dargebotenen Solis von Jeremy Sosville, der es gekonnt versteht einen vollen Klangteppich zu legen. Ob dies Live natürlich auch so rüber kommt bleibt abzuwarten. Allerdings wird man ein wenig auf den Irrpfad geführt, was die Geschwindigkeit des Opener’s angeht. Die restlichen Songs sind zwar allesamt auf dem gleichen hohen Niveau, drosseln aber das Tempo bzw. variieren es geschickt.
"Collateral Damage" ist so ein Beispiel dafür. Erst ruhigere Klänge zu Anfang, um dann mit leichten Stonereinflüssen den Song zu steigern um dann zum Ende hin noch zu explodieren. Überhaupt schaffen es
Sanhedrin viele verschiedene Einflüsse zu kombinieren ohne ihre eigene klare Linie zu verlieren, was auch nicht jeder Band so eindrucksvoll gelingen mag. Auch bei
"No Religion" geht es zu Beginn balladesk zu,
"Massive Receiver" ist ein weiterer straighter Knaller und
"Die Trying" ist eine epische Hymne mit einer tollen Atmosphäre und unglaublichen Gitarrensolo. Vieles an der Musik erinnerte mich anfangs spontan an
Warlord, dabei ist es weniger die musikalische Ausrichtung, sondern eher die, durch wunderschöne Melodien und Gesangslinien, erzeugte verträumte Grundatmosphäre. Die Drums (welche klasse organisch klingen) und Erica’s Bassspiel ergänzen durch ihr tightes Zusammenwirken die tollen Gitarrenmelodien hin zu einem Hochgenuss.
Mir war Sanhedrin bis vor kurzem überhaupt kein Begriff, nach diesem Melodienfeuerwerk aber hat sich dies schlagartig geändert und ich werde mit Neugierde und Vorfreude beobachten, wie der Weg dieser musikalischen Könner weitergeht.
Wer auf melodischen, verspielten US-Metal, Doom und etwas Stoner steht und gerne auch mal unterm Kopfhörer wegtaucht, dem sei dieses Album dringend empfohlen. "A Funderal For The World" klingt zwar beim ersten Hörgenuss recht eingängig, jeder weitere Durchgang lässt aber neues entdecken, was diesem Album einen ungeheuren Reiz verleiht, dem man sich nicht so schnell entziehen kann und auch nicht will.