Den Namen
Kee Marcello (bürgerlich Kjell Lövbom) braucht man sowohl Hardrock-Liebhabern als auch Anhängern der gepflegten Gitarrenbedienung wohl nicht vorstellen.
Easy Action und natürlich
Europe waren seine Arbeitgeber in den goldenen 80ies und seine Soli auf den beiden
Europe-Alben
"Out Of This World" (1988) und
"Prisoners In Paradise" (1991) zählen nach wie vor zur Creme de la Creme aller Tonfolgen, die je einen Marshall-Speaker verlassen haben und so war es auch kein Zufall, dass ich mit zarten 16 Jahren am 27.1.1989 während meiner ersten
Europe-Show nach dem livehaftigen Erleben des absoluten Jahrhundert-Solos zu
"Superstitious" beschlossen hatte, am 28.1.1989 in den nächsten Musikladen zu gehen und mir selber so ein Ding zuzulegen und Rockstar zu werden. Ganz so berühmt wie Kollege Kee wurde ich nie, aber zu meiner Entschuldigung wurde auch meine „Karriere“ kurz vorm internationalen Durchbruch nach einer skandalschwangeren und mehr als dekadenten Tournee im Stile von
Mötley Crüe durch die sogenannten „Martha“-Dörfer im Inntal in Tirol durch Kurt Cobain jäh im Keim erstickt. Danke Kurt. ;-)
Nach diesem kurzen historischen Exkurs, zurück zum guten Herrn Marcello. Mit
"Scaling Up" stellt der Virtuose sein neuestes Soloalbum in die Regale und ums gleich vorweg zu nehmen, dieses Album ist definitiv das Allerbeste, was uns der Mann, der jetzt in Göteborg residiert, seit dem
Red Fun-Album 1993 gleich nach Abschied von
Europe musikalisch serviert. Klassischer Hardrock mit moderner Note und zeitgemäßer Produktion sollte Definition genug sein, um zu erahnen, auf welche akustische Reise uns
Kee Marcello während der 12 Tracks auf
"Scaling Up" schickt. Edles Songwriting und feines Gespür für Melodien zeichnen diesen Silberling aus. Ob beim wuchtigen Opener
"Black Hole Star", ob beim gnadenlos geilen
"Soldier Down", beim Herzschmerz-Midtempo-Smasher
"Don't Miss You Much" oder auch beim delikaten
"California"... hier haben wir's mit Material für Feinspitze zu tun.
Ein besonders Schmankerl für
Europe-Fans offeriert Kee ebenso, indem er mit
"Wild Child" und
"Don't Know How To Love No More" zwei grandiose unveröffentlichte Songs aus den
"Prisoners In Paradise"-Sessions umarrangierte und neu aufnahm und damit zwei absolute Highlights aufs Album packen konnte, auch wenn man zugeben muss, dass Kee's Stimme dann doch ein wenig unter dem Level eines Joey Tempest rangiert. Trotzdem ziehe ich meinen Hut vor einer tadellosen Leistung auch am Mikro. Auch gitarrentechnisch zieht
Kee Marcello wieder alle Register mit seiner fast unvergleichlichen Fähigkeit Melodie und Feeling einerseits und auch wahnwitzige technische Finessen andererseits songdienlich homogen zu vereinen.
Schön zu sehen, dass einer meiner Jugendhelden noch genug Feuer unterm Hintern hat, um so ein fantastisches Hardrock-Album zu veröffentlichen. Gratulation Kee... alles richtig gemacht... danke dafür.