1974 war eines der letzten guten Jahre des frühen Rock und Pop; während die
Beach Boys ihren
"Endless Summer" ausriefen und die Charts stürmten und
Rush,
Judas Priest sowie
Kiss ihre Debütalben lieferten, zeigten sich
Deep Purple mit
"Burn" und schließlich
"Stormbringer" ein vorerst letztes Mal als einheitliche Truppe. Ganz langsam tut sich eine Welle härterer Musik am Horizont auf und schon in wenigen Jahren galten für unsterblich erklärte Bands wie eben die Meute um Ritchie Blackmore als ausgemusterte Randerscheinung.
Einer, der sich seit kurzem auf dem Weg dahin befand, ist der König aller modernen Musik,
Elvis Presley. Sein Ausflug in die Filmindustrie und der damit verbundene körperliche Verfall waren trotz des gelungenen "Comebacks" nicht wegzudiskutieren. Mit seiner umjubelten Rückkehr in die Heimat Memphis setzte er sich ein Denkmal, auf das er wohl selbst gar nicht aus war. Statt der Ruhepause wurden gleich neue Lieder aufgenommen und ein Konzert im Mid-South Coliseum für die Nachwelt erhalten. Zusammen mit dem Auftritt im Madison Square Garden (Kult!) und der Hawaii-Show (bis heute unerreicht!) stellt das Memphis-Livealbum die Krone des Bühnenschaffens des Kings dar.
Zunächst fällt auf, dass statt dem Künstler die Halle auf dem Cover zu sehen ist; eine Entscheidung des Managements, das Elvis' Outfit für zu peinlich hielt und einen Rückgang der Verkaufszahlen befürchtete. Aus heutiger Sicht kaum nachzuvollziehen, kann man sich Elvis ohne seine weiße Tracht doch kaum noch vorstellen, aber damals war man eher weniger extravagante Auftritte, durchaus auch in Leder(um klarzustellen, wer diese Art Outfit in die Musikindustrie brachte!) gewohnt.
Eine zweite Entscheidung auf der Original-LP ist das Kürzen um fast die Hälfte der Lieder und hier setzt die Wiederveröffentlichung an. Die Legacy-Edition von
"Elvis Recorded Live On Stage In Memphis" bietet nicht nur ein ausführliches und liebevoll gestaltetes Booklet, sondern auch Lieder wie das grandiose "All Shook Up", das für das countrylastigere Publikum raus gekürzt wurde. Selbst der Megahit "Suspicios Minds" musste im Original leiden...
Nun ist das Konzert in Gänze, auch mit dem tollen "Also sprach Zarathustra"-Intro, zu bewundern!
Als Extra gibt es ein vollständiges Konzert in Richmond, das eine ähnliche Setlist aufweist, von daher eher etwas für Fans und Entdecker sein dürfte; nominal kommen wir hier aber auf 52 Lieder; 4 davon aus den Sessions des selben Jahres. Für rund 10 Euro eine natürlich lohnende Anschaffung! Leider markiert dieser erneute Höhenflug auch den Anfang vom Ende der Ära
Elvis, der noch ein Mal mit dem tollen
"Moody Blue" einen grandiosen Schwanengesang abliefern konnte.
Seine Zeit war (leider in mehrerer Hinsicht) langsam vorbei, doch sein Einfluss AUCH auf die Rockmusik ist eminent. Die Energie seiner Shows ist auch für jedes spätere Metalkonzert eine Blaupause!