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9.0
Kann ein Mann eine Szene bezwingen? Und muss das zwingend durch gute Musik passieren? Wer könnte dieser ominöse Mann unbegrenzter Macht sein? Niemand Geringerer als Jon Mikl Thor, der Rock-Warrior persönlich! Seit rund 40 Jahren marschiert er durch die Welt der harten Musik und hinterlässt nichts als Verwüstung und seine überschaubaren Heerscharen huldigen ihm exzessiv. Vergesst den Thor aus langeweiligen Mythen oder zweitklassigen Comics; hier kommt der Leibhaftige!
Comic sind ein gutes Stichwort. Diese Unterhaltungsform lebt nicht von ihrer Sinnhaftig-und Tiefgründigkeit, sondern von großen, pathetischen Bildern und wurde erst spät als Kunst anerkannt. Und mehr noch als jegliche Bücher sind Comics völlig überzeichnet; ein Charakter hat wenige und festgefahrene Eigenschaften, von denen er niemals abweicht, ganz egal, ob man nun "Spiderman" oder Stephen Kings "Der dunkle Turm"-Reihe liest. Ein weiteres zu betrachtendes Themenfeld sind Trash-Filme. Ihr Charme besteht darin, dass sie sich in all ihrem seltsamen Inhalt und ihrer schlechten Produktion sehr ernst nehmen und dem geneigten Zuschauer so eher ein Lächeln abringen, als der beste Comedy-Film. Wer "Nazi Sky" oder "Manborg" gesehen hat, weiß, was gemeint ist. Solche Streifen dürfen nicht über sich selbst lachen, sonst floppen sie, wie einst "Golden Nazi Vampire". Behalten wir das für die weitere Betrachtung im Hinterkopf. Und jetzt, endlich, kommen wir zu Thor. Was ist das für ein Mann? Einige kennen ihn vielleicht als muskulösen Showman mit zu geringem Budget für mehr als "Kult" und haben ihn Mitte der 80er aus den Augen verloren. Der Großteil wird froh darüber sein, waren doch Alben wie "Triumphant" oder "Devastation Of Musculation" wirklich, wirklich unter aller Sau. Oder doch nicht? Fans werden dagegenhalten, dass sie mehr Spaß machen als jeder 70er-Stoner-Aufguss und jede "Wir-klingen-wie-Judas Priest"-Band. Ein mittelmäßiger Songwriter zwischen Genie und Wahnsinn also. Tatsächlich waren "Keep The Dogs Away" und "Only The Strong" wirklich gute Alben und verkauften sich ziemlich gut, gerade in Thors Heimat Kanada. Wer jemals einem Auftritt des mittlerweile altersbedingt einen Tick(..) weniger muskulösen Rockkriegers beiwohnen durfte, wird diese Erfahrung nie mehr vergessen; es ist, ähnlich den Trash-Filmen, auf Show getrimmter Unsinn, der unheimlich Freude macht. Und ganz ehrlich, ein Lied wie "Creature Feature" schreit nach der Bühne. Wenden wir uns nun "Thunderstryke II" zu. Der Titel legt nahe, dass es einen Vorgänger gab. Selbiger mischte alte und neue Lieder und hatte etwas von einer erweiterten Best-Of, aber wenn das wiederverwerten von Liedern bei Warlord Alben rechtfertigt, dann tut es das bei Thor ebenso. Wieder haben wir es mit einem bunten Gemisch der Frühphase, repräsentiert etwa durch "Thunder" vom Debütalbum bis hin zu neueren Liedern wie "We Accept The Challenge Again", zu tun. Letzteres ist übrigens eine Neuaufnahme von "We Accept The Challenge", der mitunter-Filmmusik von Thor's "Rock And Roll Nightmare", der nebenbei sehr zu empfehlen ist, wenn man etwas braucht, das einen so richtig den Kopf in die Tiefkühltruhe legen lässt. Auch den Hit "Megaton Man" findet man wieder, diesmal unter dem Namen "Megaton Man Returns". Ja, man findet ihn theoretisch auch ein zweites Mal mit "Mirror Man Power". Schon bizarr. Schon geil. Ohnehin findet man nur kultige Hits, ob es das strunzdoofe, aber doch brilliante "Energy", die recht harte Headbang-Hymne "Metal Mya" oder das mächtige "Thor (Rock Warrior)" ist; wenn man nicht ständig mit Rotwein vor dem Kamin sitzt und Fates Warning rückwärts hört, muss man dazu einfach feiern. Toll auch, wenn man den Refrain von "New York City" schon vor Ende des Liedes völlig intus hat. "Rock'n'Roll Dream" ist da nur ein weiterer -unfassbar schief gesungener- Höhepunkt. Richtig geschwungen wird das Eisen gegen Ende noch ein Mal mit "When The Hammer Falls"; so etwas klingt nur bei diesem Mann gut. Die Produktion ist von Lied zu Lied unterschiedlich, auch wenn versucht wurde, alles etwas anzupassen. So ist das nunmal, wenn man Material von den späten 70ern an mischt. Das Cover ist noch obskurer als der erste "Thunderstryke", kann aber gegen eine wirklich starke Comicversion auf der Rückseite des Booklets ausgetauscht werden. Dieses ist selbst ein wenig dünn geraten, zeigt aber kultige Fotos des Donnergottes und seiner Gitarristen, zu deren Ehren das Album schließlich veröffentlicht wurde. Um den Bogen zu schließen; Thor bezwingt nicht nur die Szene, sondern die gesamte Musikindustrie, die meint, Perfektion und Unterhaltung könne nur durch glattgebügelte Perfektion, Millionenausgaben, supidupi-Digipacks und drölfunddreißig Tänzer bei Liveauftritten geliefert werden. "Thunderstryke II" wird zwar kein Klassiker, aber von den Thor-Korrs heiß und innig geliebt werden. Und wer weiß, wenn man sich in 10 Jahren noch an "Manborg" erinnert, erinnert man sich möglicherweise auch an dieses Zeug. Beide Daumen hoch und Kaufempfehlung! Trackliste
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