Morfin folgen der Regel:
"Nichts ist erfunden, sondern alles ist gefunden". In diesem Falle haben die US-Metaller nun folgendes gefunden, nämlich die ersten drei
Death Alben. Alles hier klingt vertraut, klingt nach
"Scream Bloody Gore",
"Leprosy",
"Spiritual Healing" und nichts anderem.
Die vier Männer aus Kalifornien wollen anscheinend nicht einsehen, dass die große Zeit des Ursuppen-Deathmetals längst vorbei ist, also imitieren sie alles perfekt, vom Gitarrensound bis zu Rhythmuswechseln, von Chuck Schuldiner`s Stimmfarbe bis zu Harmonien und Melodien, den Songaufbauten bis zum Bandfoto, und das „Zitieren“ gipfelt in einer
"Leprosy" Coverversion, die vom Original der US-Legende kaum zu unterscheiden ist. Kurzum: Eine Tribute Band. Alles da. Nichts neu. Und trotzdem macht das Album Spaß. Weil es einem das Gefühl gibt, man hätte auf dem Flohmarkt ein verschollenes
Mantas Tape entdeckt.
Was
Morfin machen, ist der beherzte Gegenentwurf zu Tech-Death und Highspeed-Geblaste: Hier wird gerade mal das Allernötigste auf bekanntem Terrain zurechtgelegt, danach kommt verblüffend wenig. Und das ist auch der größte Pluspunkt dieses absolut liebenswerten Albums: Es transportiert den Sound der Achtziger kongenial ins Heute und beschäftigt sich mit akribischer Grabpflege - ein schöner langer Nostalgiker-Ohrgasmus. Den Fans von ganz, ganz früher wird
"Inoculation" zweifellos gefallen. Doch vermutlich werden sie eher zu den alten Original-Platten greifen.
Trotz aller Plagiatsvorwürfe sind
Morfin dennoch eine weitere Bereicherung für das FDA-Rekotz Label, das von Anfang an einen guten Riecher für die interessantesten Bands im Death Metal-Bereich bewiesen hat. Bleibt nur zu hoffen, dass ihnen das
Death- Kopisten-Vorurteil nicht den fortlaufenden Karriereaufstieg kosten möge. Somit ist jetzt eine skrupellose Selbstanalyse gefragt, meine Herren.