Paul Di’Anno ist eine Kultfigur. Wie lieben den Mann und seine raue Stimme und wir werden ihn bis ans Ende seiner Tage für sein Schaffen bei
Iron Maiden verehren. Dass die Solokarriere des sympathischen Teilzeitalkoholikers und Rabauken nur selten richtig Großes offenbarte, verschmerzen wir dabei ebenso locker wie die unumstrittene Tatsache, dass sich Di’Anno nunmehr seit über drei Dekaden mit seiner musikalischen Maiden-Vergangenheit über Wasser hält. Dass
"Paul Andrews" aber auch einige wirklich gute Solotaten verbrochen hat ist dennoch nicht tot zu schweigen und
das Killers Debüt ist ohne Frage das Beste, das der Brite abseits von Maiden je veröffentlicht hat. Nach seiner ersten Zeit mit
Battlezone hievte er mit
"Murder One" nicht nur seine beste und tighteste Band, sondern auch seine besten Solosongs ever aus der Taufe, deren kraftvoller Heavy Metal bis heute perfekt funktioniert.
In allerbester Briten Manier knattert Di’Anno mit
"Impaler" bereits zu Beginn in schwersten
Judas Priest Gefilden in sein
Killers Debüt.
Stimmlich absolut am Zenith und in Topform, in Sachen Songwriting makellos und musikalisch harsch, knackig und hart, rocken sich Killers in ein unaufdringliches und zeitloses Metal Album, das auch über zwanzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung von Vorn bis Hinten Spaß macht. Die Produktion war damals schon transparent und fett, die Gitarren braten noch heute in allerfeinstem Stahlschmiedeglanz und die Songs kommen, auch abseits des starken
"Remember Tomorrow" Covers, allesamt auf den Punkt. Ich für meinen Teil hab dieses Album immer schon geliebt und das hier vorliegende Digipack ist nun die perfekte Ergänzung zum abgeleierten Vinyl. Songs wie der fett goovenden Stampfer
"The Beast Arises", das immer noch großartige
T-Rex Dover zu
"Children Of The Revolution" oder die immer noch amtlich zündenden Banger
"S&M" (
"Painkiller" lässt grüßen) und
"Marshall Lockjaw", die grandios gesungene Halbballade
"Dream Keeper" oder getragene 80er-Hymnen wie
"Takin’ No Prisoners" sind ohne Frage
für jeden der traditionellen britischen Metal mit dezenter US-Power Note verehrt ein absoluter Genuss. Mir jedenfalls macht
"Murder One" noch heute genau so viel Spaß wie damals.
Iron Maiden Fans und alteingesessene Banger kennen und haben
"Murder One" ja sowieso schon zuhause. Wer damals aber nicht dabei war, wer
"Murder One" noch nicht besitzt und seine Sammlung nun mit einem guten Stück britischer Metalgeschichte aufrüsten will, der muss hier und heute bedenkenlos zugreifen. Besser hat man Di’Anno auf Solopfaden nie erlebt, die vier
"live in the studio"-Bonustracks machen auch Laune und die Akustikversion von
"Dream Keeper" ist auch durchaus schmackhaft.
Im Zuge der schmuck aufgemachten
Killers re-release Serie gibt’s natürlich auch
"South American Assault Live", auf dem Paul massenhaft
Iron Maiden Songs verbraten hat und die zweite Scheibe
"Menacy To Society" abzustauben. Während die Livescheibe mit fünf Bonustracks für Fans durchaus Sinn macht, hüllen wir über die mit grauenhaftem Artwork versehene Niete aus dem Jahre 1994, bei der Paul Di’Anno den Phil Anselmo mimte und vergeblich versuchte auf den Mid-90er Neo Thrash Zug aufzuspringen, tunlichst den Mantel des Schweigens. Diese durchschnittliche und unpassende Platte hat uns schon vor rund zwanzig Jahren den Appetit verdorben.
Also Schwamm drüber. Wer
"Murder One" jedoch noch nicht besitzt, soll bitte zugreifen!