Nachdem man die Wiener für ihr durchaus gelungenes Melodic Death/Black Metal Debütalbum
"Der Gesang der Fliegen" im Gedächtnis hatte, watschen sie einen mit ihrem neuen Werk anständig ab. Eine
"ungemütlichere" Kombination aus Vocals und Sound hab ich länger nicht mehr gehört. Eine unerträglichere ehrlich gesagt aber auch nicht und es dauert schon eine Weile, bis man sich an das gewöhnt was man hier geboten kriegt. Natürlich ist der
Obsidian Chamber Frontglatzkopf Grym das perfekte Till Linemann Double und ohne Frage mag ich
Rammstein. Wenn der Lindemann-Clone seine kranken Geschichten aber über den düsteren Extrem Metal spricht und seine epischen Erzählungen kranken Ursprungs konstant gegen Bombast-Keyboards, Orchestrierungen, Doublebassgewitter und symphonische Schwarzmetalraserei ankämpfen müssen, wird’s mitunter richtig anstrengend. Dabei ist
"Der Uhrwerkmann" durchaus bombastisch und theatralisch inszeniert, der Mix aus symphonischen Death / Black Metal und NDH will mir aber trotz atmosphärischem Wohlwollen und seiner düsteren Aura nicht so recht schmecken. Ich mag
Cradle Of Filth und ihre Hollywood-Soundwand, ich mag auch die
Apokalyptischen Reiter für ihren durchdachten Irrsinn. Viele musikalische Details im guten Soundgerüst reichen bei
"Der Uhrwerkmann" aber nicht aus, um das rettende Ufer ihrer Vorbilder unversehrt zu erreichen. So findet derjenige der sich mit dem Crossover-Rezept der Österreicher anfreunden kann mit
"Hunger" oder
"Der Lohn" zwar einige wirklich interessante Songs, überambitionierte Ausflüge wie
"Erlkönig" und die Gewissheit, dass der gebotene Mix aus Sound und Vocals über volle Albumlänge richtig anstrengend wird, lässt
Obsidian Chamber aber sicher nicht kampflos in die Herzen der potentiellen Interessenten stürmen.
"Der Uhrwerkmann" ist ein düsteres und hartes Album mit internationalem Anstrich. Ein Werk das sicher seine Freunde finden wird, das aber den Mief der zitierten Originale aber nur schwer loswerden will, zumal es weder soundtechnisch, noch lyrisch mit ihnen mithalten kann.
Rammstein sind zurecht wer und wo sie sind. Weil sie ihre morbiden Visionen markant, eigenständig und martialisch kühl in wuchtig knallende Songs voller Klasse kanalisieren. Nur weil
Obsidian Chapter nun einen Sänger haben, der gleich klingt wie Till und ihre Texte Ähnlichkeiten zu den Deutschen vorweisen können, ist noch lange nichts in Ordnung. Das gleiche klingt für die Musik, denn um ein wirklich homogenes und schlüssiges Gesamtkonzept zu garantieren, klingt die ganze Sache in meinen Ohren einfach noch zu zerfahren...