Ich geb's ja zu: seit der Emmentaler Attacke
"Blood Source", die immerhin schon satte sieben Jahre auf dem Buckel hat, habe ich den Werdegang der Death Metal Veteranen nicht mehr ernsthaft weiter verfolgt. Somit hat der schlampige Rezensent in der Zwischenzeit lediglich die Todesblei-Partie namens
"Wrath Of The Gods" (2009) übergangen, was den Reiz in Anbetracht des vierten Langeisens jedoch nicht schmälert.
Die auffälligsten Neuerungen im Sound der Eidgenossen sind neben der seit jeher bekannten spielerischen Präzision der merklich nach oben geschraubte Melodieanteil und das dezente Kokettieren mit Doom/Gothic Metal Elementen - man höre die ausschweifenden Harmonien beim Opener/Titeltrack und beim drauffolgenden
"Depopulate". Ein Song wie das drückend-klagende
"Flesh Of The Soulless" könnte beispielweise den alten
Paradise Lost entsprungen sein, zieht man das bombastische Finale jenes Stücks in Betracht, muss man plötzlich
Dimmu Borgir erwähnen: Blastbeats und Keyboards gehen dann in die Offensive. Doch keine Angst, ihr lieben Hau-Drauf-Brüder: die raue Kompromisslosigkeit, wie man sie bei den Jungs kennt, hat deswegen keine ernst zu nehmende Deformation erlitten. Ja, und
Slayer haben es
Disparaged sowieso immer schon angetan, diesesmal bei
"The Urge To Kill" (quasi eine Ricola-Ausgeburt von
"Hell Awaits"), ehe die schwer vertraute Nägelkeule im Riffmassaker
"Approaching Underworld" außer Kontrolle gerät. Wer zudem bei den Ägyptologen
Nile so richtig gamsig wird, kann sichs bei
"Bloodloss" mindestens gleich schön besorgen.
Dass dem inzwischen weltweit angesehenen
Volbeat Produzenten Jakob Hansen - auch hier ist ihm ein Sound wie aus einem Guss gelungen - dann noch die Ehre zuteil wurde, einen Track, nämlich
"This Aching Heart" einzusingen, könnte den Oldschool-Death-Freaks eventuell zu viel des Guten sein, da ist es eh schon Powidl, dass sich die Schweizer bei selbigem obendrein weibliche Unterstützung in Form von Bianca Mistelli pflückten. Wem allerdings
Into Eternity fein reinpfeifen, könnte da Gefallen dran finden.
Was zurück bleibt, ist ein leicht zwiespältiger Eindruck.
"And Babylon Fell" klingt äußerst ambitioniert, teilweise unverschämt melodisch, und wird durch seine Vielseitigkeit den ein oder anderen ziemlich überraschen. Doch bei allem Respekt für dieses Ansinnen, ein Studiowerk nicht nur nach gewohnten Prinzipien und ausgelutschten Schemen eines wieder erstarkten Genres einzutrümmern: es fehlt innerhalb der 53 Minuten der berühmte rote Faden, das homogene, um gänzlich ins kollektive Schwärmen abzudriften. Trotzdem: reinhören empfiehlt sich!