Zu allererst meine Sonntagspredigt: Ja, es gibt entschuldbare Verbrechen gegen den Heavy Metal. Die allgegenwärtige Übersättigung mit Veröffentlichungen, Festivals und Konzerten bringt es mit sich, dass man mal ein durchaus kultiges Konzert schwänzt, weil am nächsten Morgen ein wichtiger Termin ansteht oder es gerade beim Italiener um die Ecke so gemütlich ist. Und manche fühlen sich halt in blauer Jean, Poloshirt und Jack Wolfskin-Jackerl auf einem Festival besser gekleidet als mit Leder, Kutte und Nieten. Die ersten Bands auf Festivals werden gelegentlich genauso ignoriert, wie obergeile Veröffentlichungen neuer junger Bands obwohl man sie von kompetenter Seite ans Herz gelegt bekommt, nur um später darüber zu jammern, dass man die Gelegenheit nicht am Schopf gepackt hat, als die Zeit reif war. Wie gesagt, diese kleinen Sünden gegen den Heavy Metal sind nicht schön, aber in meiner Welt durchaus entschuldbar und mit Demut, Bußfertigkeit und reichlichen Trankopfern an die Götter des Stahls schnell zu sühnen.
ABER: es gibt auch Kapitalverbrechen und Dinge, wo sich jeglicher Spaß aufhört. Ich spreche von Menschen, die von fanatischen Metalfans ins Leben gerufene Kultveranstaltungen wie das Keep It True, Headbangers Open Air, Swordbrothers etc. bei jeder Gelegenheit beleidigen und den True Metal Spirit dahinter beständig in den Dreck ziehen. Die Fans werden als alte, weinerliche Säcke mit Bierwampe und schütterem Haupthaar verunglimpft, die ewig gestrigen Zeiten nachtrauern. Und dass natürlich ohne das derjenige jemals auf einem solchen Event zugegen war. Wieder einmal wird von solchen miesen Schmierfinken das kreative Ende der harten Gitarrenmusik heraufbeschworen und dafür Vertreter alternativer Popmusik und unsäglicher 70ies-Trends als die neuen Heilsbringer heraufbeschworen. Bands, die seit 40 Jahren Musik machen, wird vorgeworfen, nicht mehr so zu können wie damals als sie 18 waren und neuen Bands vorgeworfen, dass sie nicht die Klasse ihrer Vorläufer haben. Wie gesagt: alles von der Couchperspektive und durch die YouTube-Brille betrachtet. Ganz ehrlich: mir doch egal, wenn solche „Sofa-Surfer“ ihren ganzen Pop-Dreck hören und sich lieber in rosa Schlafanzügen vor den Fernseher legen, als sich bei Wind, Wetter und Bier mal eine deftige Portion Metal reinzupfeifen. Jedem das seine. ABER: bitte bezeichnet Euch nie mehr als Metalfans. Mit Heavy Metal habt ihr genau so wenig zu tun, wie all diese Ed Hardy-T-Shirt-Träger, die in Rockkneipen ihrer
Rammstein/
AC/DC/
Onkelz-Runde entgegenfiebern! Get off my fucking planet, you bastards!!! Jeder darf sich bei der Gelegenheit in Abwandlung eines bekannten Zitats der Weltgeschichte mal fragen, „was er für den Metal tun kann“ anstatt beständig zu fragen, „was der Metal für ihn tun kann“. Ein Textzitat aus einem
Saxon-Song verdeutlicht was ich meine: “Did you check us out down at the local show? Were you wearing denim, wearing leather, did you run down to the front? Did you queue for your ticket through the ice and snow?” Wer diese Fragen auch anno 2013 mit ja beantworten kann, ist auf der sicheren Seite, alle anderen dürfen Besserung geloben. Sofern sie sich noch als Metalfans bezeichnen wollen. Alle anderen sind ohnehin maximal Musiksympathisanten. Amen.
Ach ja, die Inspiration zu dieser etwas langen Einleitung, hört auf den Namen
"Outworld" und ist die neue Scheibe der italienischen Speed Metaller
Asgard. Mit ihrer Debütscheibe haben sich die Jungs auf diversen Festivals und Konzerten nördlich des Brenners einen tollen Ruf als Liveband erspielt. Stücke wie
"Asgard Invasion" oder
"Disciples" sowie die überragende, sirenenhafte Stimme von Sänger Mace haben beständig Vergleiche mit
Agent Steel heraufbeschworen. Schmeichelhaft einerseits, andererseits aber auch viel zu eng gefasst, denn gerade auf ihrem zweiten Album zeigen Mace & Co. was sie songschreiberisch so alles drauf haben. Deutlich ausgefeilter, mit tollen Gitarrenharmonien und herrlichen Gesangsmelodien werden Fans von
Vicious Rumors,
Cage,
Attacker,
King Diamond und ja…auch
Agent Steel wieder hervorragend bedient. Kein einziger der neun Songs fällt in irgend einer Weise ab. No fillers, just killers! Die Produktion ist unglaublich fett und kraftvoll und das Cover stammt von niemanden Geringerem als Mark Wilkinson, der auch schon für Bands wie
Priest,
Marillion und
Maiden Cover entworfen hat. Ich verzichte diesmal bewusst, auf eine track by track-Kritik, sondern werfe lieber zwei YouTube-Links in die Runde. Hear or die!
Fazit: ein Album, das Proto-Metaller und Hard Rock-Sympathisanten nie und nimmer verstehen werden.
"Outworld" ist einzig und allein für echte Metalfans von Interesse, die den Spirit einer solchen Scheibe verstehen und genießen können. Ganz egal, ob ihr Haupthaar schütter oder voll, ihre Wampe klein oder groß und ihr Lieblingsfestival Keep It True oder Bang Your Head heißt. Hauptsache richtig Metal. Mit Leder, Nieten und Bier im Getümmel vor einer Bühne und nicht mit Tee auf der Couch am I-Pad!