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Dream Theater konnten 1992 mit ihrem Jahrhundertwerk "Images And Words" (Classic) den Progressive Rock/Metal für härtere Hörerschichten so richtig salonfähig machen, was zur Folge hatte, dass Horden junger Bands aller Herren Länder nicht nur in deren Erfolgssporen treten wollten, sondern auch, dass jene im blinden Glauben, fortan schneller – höher – weiter – als die Konkurrenz fiedeln zu müssen, den eigentlichen Kern, nämlich einen gut funktionierenden Song zu kreieren, in vielen Fällen einfach übersahen. Doch da gab es ja die berüchtigten Ausnahmen.
Nur ein Jahr nach dem Durchbruch der New Yorker Prog-Kings wollten Enchant aus der, für den Thrash weit mehr bekannteren Bay Area zwar auch international Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nur mit dem Unterschied, dass es das dazumal blutjunge Quintett vorzog, die musikalische Richtung zu den weniger komplexen Achtziger Neo-Prog-Rock Helden – im Speziellen zu den Engländern Marillion – künstlerisch aufzugreifen: vor emotionalen, weichen, ja fast schon poppigen Klängen hatte das Quintett keinerlei Berührungsängste. Die anfangs bescheidene Präsenz von Enchant wurde zwar von Album zu Album dank Inside Out dezimiert, zumal man im Vorprogramm von Dream Theater Mitte 1997 eine ausgedehnte Europatour mit zocken durfte. Der totale Durchbruch sollte allerdings nie gelingen. Filigrane Gitarrenmelodien, akzentuiert gespielte Drums, blumige, jedoch nie zu aufdringliche Keyboards, sowie eine enorm treibende Bass-Arbeit bilden das Fundament von Enchant, die 1989 als große Marillion/Kansas/Rush Fans musikalisch dementsprechend begabt das Baby aus der Taufe hoben, ehe 2004 sämtliche Aktivitäten auf Eis gelegt wurden. Man könnte gut die Hälfte der sieben Studio Fabelwerke ("Wounded" und "Blink Of An Eye" wären so geneigte Kandidaten!) des Fünfers raus picken, um sie im Klassikerhimmel zu würdigen, doch die so taufrischen, vor allem aber direkt aus dem Herzen kommenden Songs des Debüts "A Blueprint Of The World" gehören sicher zu den Sternstunden von Wunderstimme Ted Leonhard & Co., derer ich mich hier näher widmen will. Für die Produktion konnten die Jungs Marillion Saitenkoryphäe Steve Rothery - er dürfte wohl die erste Wahl gewesen sein - rekrutieren. Allerdings war diese Entscheidung nicht der Weisheit letzter Schluss, markiert bedauerlicherweise das Zutun des Mister Rothery den einzigen, erwähnenswerten Schwachpunkt dieses Erstwerks: die Snaredrum tönt zu laut, während die Klampfen ruhig mehr Dominanz vertragen hätten. Sieht man über diesen kosmetischen Schönheitsfehler jedoch hinweg, kann man nur noch von prickelndem Genuss sprechen, der einem bei "A Blueprint In The World" durch Mark und Bein und sonst wo fährt. Ob nun das leichtflüssige, dezent zu den besagten Marillion lugende "The Thirst" gleich zu Beginn, das balladesk startende "Catharsis", das überwältigende, durch Mörder-Hooks versehene "Oasis", oder das verträumte "Acquaintance": die betörende Magie, die Enchant von der ersten bis zur letzten Minute auf "A.B.O.T.W." ausstrahlen, wurde hernach nur mehr selten erreicht. Kompositorisch abfallende Stücke sind ohnehin keine zu orten, doch die zwei Highlights neben "Oasis" weilen ausgerechnet am Ende dieser wundervollen Silberscheibe: zunächst der sensationelle Epik-Bombast-Reigen in Form von "Nighttime Sky", sowie der aufwühlende Signature-Song "Enchant". Hierfür gibt’s nur eine passende Rubrik, nämlich „wahre Gustostückerl, die man kennen sollte“. Kopfkino für die Romantiker unter den Metalheads, das wie ein, an Ästhetik, Leuchtkraft und Schwung kaum zu übertreffender Klimt, dessen Erhabenheit sich nur mit Hingabe und tiefer Einwirkzeit ganzheitlich begreifen lässt, aus allen Poren funkelt. Was sollten wir wieder einmal daraus lernen? Man muss nicht immer proggen, was das Zeug hält. Die wahren Meister verpacken ihre Virtuosität ausschließlich in songdienlichen Arrangements. Alleine die ergreifende und Gänsehaut zeugende Stimme von Ted Leonhard (der im Übrigen noch den Gruppen Affector, Thought Chamber oder Xen sein Timbre verleiht) stünde dafür, doch darf man die restlichen Akteure, die gleichfalls einen Löwenanteil für dieses Masterpiece geleistet haben, nicht vergessen: den Herrschaften Doug Ott an der Sechssaitigen, Ed Platt am Tieftöner, Paul Craddick an den Drums und Mike "Benigmus" Geimer am Keyboard, wollen wir bitteschön nicht weniger unsere Ehre erweisen. Ach ja: nach dem 2012 die Reunion ausgerufen wurde, warten wir schon ganz heiß auf das Comebackalbum! Trackliste
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Reviews
25.09.2014: The Great Divide (Review)28.11.2004: Live At Last (Review) 26.08.2002: Blink Of An Eye (Review) News
16.05.2018: Bringen "Collectors Box" auf den Markt11.09.2014: Erste Single "Within An Inch" anhören. 01.08.2014: Teaser von "The Great Divide" online 03.04.2004: Livematerial 22.03.2004: Live CD + DVD |
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