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Nasty Savage sind eine dieser Bands, denen gleichermaßen Kultstatus und Loserimage bis heute anhaftet. Sozusagen ein doppeldeutiges Phänomen, welches einen gewissen Nostalgiereiz aus einer Epoche, als vieles in der Szene unprofessionell und naiv, dafür jedoch etwas persönlicher ablief, herauf beschwört. Das ganze bekommt im Falle Nasty Savage zusätzlich Würze: Sänger und Hobbywrestler Nasty Ronnie (bürgerlich Ronny Galetti), ein fleischgewordener Kleiderschrank, ließ kaum eine Gelegenheit aus, TV Geräte auf unliebsame Art am Bühnenrand zu zerkleinern, ehe er im nächsten Moment mit (Kunst) Blut spuckte und sich obendrein in Glasscherben wälzte.
Der Florida Fünfer wurde bereits 1985, als das gleichnamige Debüt erschien, im Underground als mittlere Sensation gefeiert, denn was nützt alleine das Image einer Band, deren Frontsau alles, was griffbereit ist, zu Kleinholz verarbeitet, ohne entsprechend gutem Stoff in der Hinterhand? Das Songmaterial hob sich schon frühzeitig von den unüberschaubaren Metallica und Slayer Kopisten angenehm ab: als zu eigenbrötlerisch entpuppte sich der Mix aus schrägen Rifflandschaften und den extravaganten Vocals, die neben tieferen Lagen ebenso Eunuchentöne beherbergten, so, als würde King Diamond völlig unbemerkt das Mikro übernehmen. Als Vergleich fallen mir nur Realm ein, die nur ein Jahr später das nicht minder reizvolle Debüt "Endless War" auf die Menschheit losließen. Warum ich den Zweitling "Indulgence" letztlich als Classic vorgezogen habe? Liegt wahrscheinlich daran, weil es meine erste Beschnüffelung mit Nasty Savage war und mich besonders in puncto Coverartwork beeindrucken konnte: es handelt sich um ein surreales Gemälde von einem gewissen Van Dercar. Der Künstler, welcher den Jungs auch noch die ebenso affengeile "Abstract Reality" EP und den dritten Longplayer "Penetration Point" optisch eingekleidet hat und inzwischen wie Bassist Chris Moorehouse leider nicht mehr unter den Lebenden weilt. Und Produzenten Legende Tom Morris besorgte (in Kooperation mit Nasty Savage) wie für gefühlte 90% der damaligen Tampa/Florida Szene den nötigen Soundschliff, der sich ein Vierteljahrhundert später im noch stolz zeigen kann. Stilistisch sind Nasty Savage weder als reinrassige Thrash-, noch als gewöhnliche Heavy Metal Truppe einzugliedern. Die Ursprünge rühren nicht zuletzt von der NWoBHM her, doch in den mittleren Achtzigern war es wahrscheinlich zu verlockend, diese aggressiven und schnellen Elemente einer neuen, speziell im Süden der USA groß florierenden Generation im Songwriting zu integrieren. Die logische Konsequenz: Gitarrist Ben Meyer kanalisierte die besten Ideen beider Richtungen und formte daraus Killersongs, wie man sie auf dem Debüt und auf vorliegendem "Indulgence" Brecher vorfindet. Besonders hervorzuheben sind das gierig-lechzende Doublebass Monster "XXX" (ursprünglich auf dem "Metalmassacre VI" Sampler von 1985 zu hören!), das auf ähnliche Weise hemmunglos aufgeigende "Inferno", der treibend-fiese Opener "Stabbed In The Back" und das im Refrain mit angedeuteten King Diamond look-alike Vocals bezirzende "Divination". Und mit "?" gibt es noch das Sahnehäubchen am Ende dieser Scheibe, ist es doch ein Instrumentalsong, dessen morbide Grundstimmung den eigentlichen Nasty Savage Sound ganz edel repräsentiert. Trackliste
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