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Man kann zu Porcupine Tree stehen wie man will, Fakt jedoch ist, dass sich die Briten über etliche Jahre ihren heutigen Status hart erarbeitet haben. War das Fundament bis in die späten Neunziger mit den wegweisenden Outputs "Stupid Dream" (1999) und "Lightbulb Sun" (2000) (auch diese beiden CDs gelten unter Insidern als Klassiker) längst errichtet, war der Major Deal für das hier vorgestellte "In Absentia" Werk geradezu überfällig. Es ließe sich bei den verspäteten Progressive Rock Helden rund um Mastermind Steven Wilson vorzüglich darüber streiten, welches das stärkste, oder sagen wir mal das „meist repräsentative“ Album ist, doch in der engeren Wahl blieb ich beim siebten Masterpiece hängen.
Für mich persönlich steht "In Absentia" deshalb in der internen Pole Position, weil es zum Einen meinen Zugang in diesen wundervollen Klangkosmos der Briten einläutete, und zum Anderen, weil es trotz der hohen qualitativen Dichte früherer und späterer Outputs genau jene Silberscheibe ist, die ich am liebsten aus dem gedehnten und gequälten Regal raus zupfe. Zugegeben: das bizarr anmutende Artwork sowie die kapitale Lobeshymne im Rock Hard von Michael Rensen waren dazumal Ausschlag gebend, der Sache tiefer auf den Grund zu gehen. Es scheint dem schmächtigen Tüftler Wilson, der neben Gesang und Gitarre auch alle Arrangements aus seiner überschäumenden Kreativität hervor zaubert, wie in die Wiege gelegt, den Spirit von den Siebziger Progressive Rock Legenden à la Pink Floyd mit dem kühleren Sound jüngerer Phonarchitekten wie z. B. Tool in Einklang zu bringen, um damit eine völlig eigene Nische zu bedienen, in die man sich nur zu gerne rein fallen lässt. Weshalb der Silberrundling recht heavy aus den Boxen donnert, kommt nicht von ungefähr: Steven hatte zuvor die beiden Opeth Scheiben "Blackwater Park" und "Deliverance" produziert – in späteren Interviews gab der Majestro zu, dass diese Kooperation deutlich auf den PT Sound abgefärbt habe. Welch enge Freundschaft die Herren Wilson und Akerfeld bis heute verbindet, muss wohl nicht groß ausgeschmückt werden. Die satte Gitarrenwand und der geschmeidige Chorus bei "Blackend Eyes" waren jedenfalls die Initialzündung, "In Absentia" nach gefühlten 95 Sekunden aus dem Player zu nehmen, um das Ding der Begierde käuflich zu erwerben. Das war gut so, denn abgeschottet von störenden Faktoren konnte ich bald entdecken, für was der Name Porcupine Tree nämlich wirklich steht. So typisch progressiv, geschweige kopflastig ist das Songwriting nämlich gar nicht, nein, geht es bei der Wilson’schen Vision doch viel mehr darum, tiefen und verworrenen Gefühlswelten Ausdruck zu verleihen. Die technischen Feinheiten lauern bei Porcupine Tree eher im Hintergrund, was im Gesamtkontext jedoch ein Feeling zur Folge hat, das für so viele Rockbands unerreichbar bleibt. Wesentliche Rolle spielt hier jedenfalls Wilson's nachdenkliche und introvertierte Erzählweise, sowie die Dynamik zeugende Laut/Leise-Wechselstrategie. Melancholisch ist der allgemeine Grundton, stets filigran die Ausführung. Leidenschaft die Essenz. Hier berührt jeder einzelne Ton empfängliche Seelen, insbesondere gilt das für akustische Streicheleinheiten der Kategorie "Lips Of Ashes" (!!!), "Trains" und "The Sound Of Muzak", handelt es sich hier um drei garantiert Kitsch-freie Balladen, bei denen das Quartett weit über die gemeinhin bekannten Komfortzonen in schreiberischer Hinsicht hinaus gegangen ist. Nicht weniger tiefschürfend und beeindruckend das dezent zum Industrial-Sektor schielende, latent drückende "Gravidy Eyelids", sowie das von dichtester Kulisse gesäumte "3" - ein Lied, das anhand der drüber garnierten Streicher den letzten Rest an morbider Gänsehautstimmung besorgt. Das ist Isolation pur, und dennoch so was von schön und ergreifend, dass man davon am liebsten absorbiert werden möchte. Mit "The Creator Has a Mastertape" hat sich zwar ein weniger attraktiver Song ins Repertoire eingeschlichen, was bei diesem imposanten Gesamtkunstwerk aber keine besondere Rolle spielt. Denn mit "Heartattack In A Layby" und "Strip The Soul" gibt es noch zuhauf starke Momente, die "In Absentia" (wenn auch bedächtig ruhig bei ersterem), wundervoll abrunden. Jetzt hätte meiner Einer bei aller imaginärer Verbeugung vor diesem Tausendsassa Steven Wilson beinahe die anderen Members vergessen: Ja auch die Herren Richard Barbieri (keyboards), Colin Edwin (bass) und Gavin Harrison (drums) hatten natürlich ihres dazu beigetragen, dass Porcupine Tree mit dieser Veröffentlichung den entscheidenden Sprung nach vorne schufen, der später ein ums andere mal übertrumpft wurde. Sozusagen die Schlüsselstelle dieser fast makellosen Karriere, die abgesehen von den zahlreichen Nebenspielwiesen Blackfield, No-Man, Steven Wilson (solo) u. a. hoffentlich noch einiges zum Vorschein bringt! Trackliste
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Reviews
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