Wenn ich den Namen
The Privateer höre, dann denke ich unweigerlich an das letzte herausragende, ja absolut makellose,
Running Wild Album. 18 Jahre ist es her, dass deren
"Privateer" Single als Vorbote zu
"Black Hand Inn", und lange vor dem
"Shadowmaker" Desaster, für offene Mäuler und Begeisterung sorgte.
Bereits die ersten Töne von
"Facing The Tempest" holen mich dann aber rasch auf den Boden der Realität zurück. Die deutschen Freibeuter von
The Privateer sind ohne Frage Überzeugungstäter, erzählen Geschichten von Hoher See, fremden Ländern und illustren Abenteuern. Dabei drücken die Riffs durchwegs bodenständig, die traditionelle Heavy Metal Note wird bestens bedient und die Folk Metal Nummern der Freiburger kommen angenehm hymnisch, melodisch und dynamisch an Land. Richtig kitschig wird’s zum Glück auch nie und die schäbige
Alestorm Saufnote bleibt auch unter Deck. Gerade bei den Rhythmen und Refrains dürfte es aber durchaus noch ein wenig packender zu Werke gehen, weshalb
The Privateer einen gewissen Zweitligatouch weder in Sachen Songwriting, noch Produktion so richtig abschütteln können. Schlecht ist aber anders. Die konstant eingesetzte Geige setzt Akzente, die
(wieder mal zweiteilig, sprich zwischen Krächz- und Klargesang angesiedelten) Vocals werden manchmal gar noch mit dem Johlen einer Dame aufgelockert, und können durchaus über die ein oder andere holprige Gitarrenmelodie hinwegtäuschen. Egal, ein Schiff schwankt ja schließlich auch gehörig und wenn
The Privateer all das was sie auf ihrem Debüt richtig gemacht haben, beim nächsten Album noch verfeinern, dann werden sie ruhig und selbstsicher über die Weltmeere segeln können, ohne Angst haben zu müssen zu kentern.
"Facing The Tempest" ist ein feines Debüt.
Hymnischer Folk Metal mit Piratenimage, der die Pagan/Folk Gemeinde durchaus entzücken und einem sehr übervölkerten Genre durchaus spritzige Farbtupfer verleihen könnte. Daraus kann was werden, auch wenn wir vorerst die Flaggen wieder auf Halbmast setzen, denn der König der metallischen Meere bleibt natürlich weiterhin Rock N Rolf.
Running Wild haben immer noch die Vormachtstellung auf hoher See und daran können auch ihre blutleeren letzten Alben nix ändern, denn allein für ihr räudiges, ihre originelles und einfach großartiges Schaffen bis Mitte der 90er sind sie noch heute die einzig wahren Kapitäne der Black Pearl.