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Wenn man bei unserer geliebten Musik zwischendurch von "Perlen vor die Säue" spricht, kommt man fast nicht daran vorbei, Sanvoisen's zweites und zugleich letztes Werk "Soul Seasons" zu erwähnen. Ein Geheimtipp auf Lebenszeiten, unter anderem vielleicht deshalb, weil Progressive Metal made in Germany bis auf wenige Ausnahmen wie zarte Trüffelstücke unter der Erde verweilen müssen, um von auserwählten Feinschnüffler Truppen mit sensiblen Schleimhautrezeptoren irgendwann mal erobert zu werden (man erinnere sich beispielsweise an Secrecy oder Soul Cages).
Dazu passt natürlich auch die Tatsache, dass man von diesem Quintett, welches im Jahre 1999 nur mehr ein Demo produzierte, nur spärliche Informationen aus dem www entnimmt. Die "Soul Seasons" Besatzung hörte auf Namen wie Vagelis Maranis (vocals), Angel Schönbrunn (guitar), Henrik Böttcher (guitar), Horst Gamo Andree (bass) und Ulf Gokeler (drums). Zwar würde ich das Coverartwork von Graphiker Peter Maltz nicht unbedingt als Eyecatcher bezeichnen, doch soll dies nicht darüber hinweg täuschen, welch erlesener Audiostoff sich dahinter verbirgt. Wie es gerne Frauen reiferen Semesters so schön sagen: die inneren Werte zählen. Zumindest auf lange Sicht. Die neun, von ex-Victory Gitarrist Tommy Newton transparent und druckvoll produzierten Songs bieten jedenfalls so ziemlich alles, was Freunde von gediegen Heavy Metal Klängen, sowie Progressive Rock Fans, die auch ohne massiven Break-Hagel in keine tödliche Lethargie abrutschen, hochgradig anspricht. Gleich der Opener "Spirits", der mit seinen markanten Hooklines und Stakkatoriffs an Annihilator's "Set The World The Fire" erinnert, zeigt die Klasse von Sanvoisen auf. Lediglich die hohen Gesangslinien (Marke Geoff Tate - Queensryche) des griechischen Frontman Vagelis Maranis haben mit den Kanadischen Thrashern absolut nichts am Hut. Der eigentliche Reiz, nämlich diese filigranen Melodien und das besondere Gespür offenbart die Scheibe erst im weiteren Verlauf. Demnach geht die Rechnung genauso bei schnelleren Songs wie "Mindwars" und "Somebody's Stolen My Name" als auch bei einer Ballade à la "The Difference" voll auf. Denn das hochtalentierte Quintett hat es aus dem tiefen Bauchgefühl heraus verstanden, stets schlüssige, Ohrwurmträchtige Songs MIT hohem Wiedererkennungswert zu kreieren, die einen im Normalfall einfach nicht kalt lassen können. Nur so lässt sich ansatzweise erklären, warum das kleine Jazz-Experiment des sonst im Power Metal verwurzelten Überhammers "Behind My Dreams" derart grandios funktioniert. Und dieser fulminate Übergang zum Refrain ... ohne Worte!!! Auch das atmosphärisch gekleidete Titelstück, welches zunächst noch im friedvollen Schlaf zu stecken scheint, explodiert förmlich in einem alles überstrahlenen Chorus, der an Schönheit und Wärme kaum zu überbieten ist. Berührungsängste hatten sie wirklich nicht viele, jene fünf Virtuosen. Vielleicht taufte man deshalb das 1994er Debütalbum passenderweise "Exotic Ways"? Jedenfalls ist auch die akustisch gehaltene Ballade "Waiting For The Rain" an vorletzter Position mit ihren spanischen Vibes samt Percussions ein echter Ohrenschmaus, den man sonst nur im Repertoire von Conception zu finden glaubt. Ach ja, diese einst so genialen Norweger um Ausnahmesänger Roy Khan (zuletzt bei Kamelot), die im selben Jahr ihr letztes Vermächtnis "Flow" ebenso über Noise Records veröffentlicht hatten. Sie kann man ruhigen Gewissens als eine der engeren Referenzbands für Sanvoisen nennen, weil bei beiden trotz komplexer Arrangements der "flow" tatsächlich ein solcher war. "Soul Seasons" ist jetzt beileibe keine unumgängliche Pflichtübung à la "Awaken The Guardian" (zum Review) oder "Images And Words" (zum Classic), aber für mein Ermessen eine wundervolle Ergänzung in der Progressive Metal Kollektion. Trackliste
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