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Wie muss es sich anfühlen, wenn man gerade in seiner Garage am Auto herumbastelt und einem der Postmann ein Telegramm mit den Worten "Du bist gefeuert!" in die Hand drückt? So geschehen im Jahre 1987 im Hause von Jake E. Lee. Mit Sicherheit gab es in Lees Leben schon erbaulichere Momente, als diese historische Korrespondenz von Sharon Osbourne zu erhalten, während er, ganz in sein Muscle Car vertieft, seinem Hobby nachging. War Lee doch der festen Annahme, er hätte, gerade erst von der sehr erfolgreichen "The Ultimate Sin" (Zum Review) Tournee mit Ozzy Osbourne zurückgekehrt, beim Prince of Darkness einen bombensicheren Arbeitsplatz. Kein Wunder, dass Lee aus allen Wolken gefallen ist und der Inhalt von Sharons Telegramm erst einmal verdaut werden musste.
Glücklicherweise dauerte die Schrecksekunde nicht allzu lange. In kürzester Zeit trommelte Lee eine der musikalisch interessantesten Bands zusammen, die das Hardrock Universum Ende der 80iger aufzubieten hatte. Bereits im Jahr 1988 tat er sich mit dem indianisch-stämmigen Ausnahmesänger Ray Gillen zusammen, der bereits bei Black Sabbath von sich hören gemacht hatte. Gemeinsam mit Eric Singer am Schlagzeug, der später für den verstorbenen Eric Carr bei Kiss einsteigen sollte, und Bassist Greg Chaisson (Ex-Steeler), spielte die Truppe unter dem Namen Badlands eines der wohl unterbewertesten Alben aller Zeiten ein. Dem anfangs noch als Bandprojekt firmierenden Unterfangen eilten unzählige Mythen und Gerüchte voraus. Gillen, der ursprünglich bei Black Sabbath für Glenn Hughes eingesprungen war, hatte von der Musik-Fachpresse schon ordentlich Lob eingeheimst. Während ebensolche hinter dem Bandprojekt eine eher kurzfristige Angelegenheit vermutete, war schon kurz nach dem Release des Debuts "Badlands" klar, dass diese Band das Potential zu mehr hatte. Erinnerten doch Gillen und Lee nicht zu Unrecht an klassische Songwritergespanne á la Page/Plant oder Blackmore/Dio. Das selbstbetitelte Debut-Album erschien im Juni 1989. Das ganze Album klingt, obgleich ein Produkt des ausklingenden 80er Jahre Hair-Metal Phänomens, als wäre es Anfang der Siebziger entstanden. Schon nach den ersten Takten war klar, dass hier die Erben von Led Zeppelin und Whitesnake am Start waren, die mit ihrer beherzten Musik das Hardrock-Zepter hochhielten. Die erste Single Auskopplung "Dreams in the Dark" wurde auf MTV ordentlich gepusht. Seit den seligen Tagen als der große Zeppelin noch die Welt beherrschte, hatte man nicht mehr so geniale, vom Blues inspirierte musikalische Ergüsse gehört. Neben dem über alle Zweifel erhabenen Instrumentalgeschehen, ist man bei Songs wie "Dreams in the Dark", "Jade's song" oder "Winter's call" erst einmal total weggeblasen von der einzigartigen Atmosphäre. Lees rauer und trockener Ton, seine, oftmals mit nicht allzu viel Verzerrung gespielte Gitarre, sowie sein aggressives Phrasing machen sein Spiel unverwechselbar. Die akustischen Intermezzi wie "Jade's song" oder das Intro zu "Winter's call" sind wahre Meisterwerke der Hardrock Kunst. Ob "Devil's stomp" oder "Streets cry freedom", Badlands warteten auf ihrem Debut Album mit teils sperrigen Melodien auf, die sich mit Gillens einprägsamen Gesang und vom Blues inspirierten Parts abwechselten und auf charaktervolle Weise auf den Pfaden der ganz großen des Genres wandelten. In letzter Zeit ist eher still um Ausnahmekönner Jake E. Lee geworden. Im Jahre 2005 veröffentlichte Lee, nach achtjähriger Pause, ein Soloalbum mit dem Titel "Retraced" mit Blues Coversongs aus den 60igern und 70igern. Derzeit spielt er in einem Powertrio unter dem Namen 3 Day Crush. Immer wieder wird Lee live im Dunstkreis von Las Vegas gesehen. So zum Beispiel im Mai 2010 anlässlich der Eröffnung von Dave Navarros Black Door Bar & Grill. Einen Live Mitschnitt von "Shot In The Dark", dargebracht von Lees neuer Band in Las Vegas gibt es übrigens am Ende der Linksammlung. Mit Ozzy hatte Jake E. Lee Musikgeschichte geschrieben und so unvergesslichen Denkmälern wie "Bark At The Moon" und "The Ultimate Sin" seinen Stempel aufgedrückt. Das Badlands-Debüt ist hingegen unter Hardrockfans einer der heißesten Anwärter um den Platz als eines der unterbewerteten Meisterwerke des Genres. Gillen verstarb 1993 an den Begleitumständen die mit seiner AIDS Erkrankung einhergingen. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn die Band rund um Jake E. Lee und Gillen weiter Bestand gehabt hätte. Auch wenn Badlands nie den großen Durchbruch geschafft haben, so ist dieses Album eines der eindringlichsten Hardrock-Statements aller Zeiten. Lange Zeit war das Album gar nicht oder nur sehr schwer zu erwerben. Und noch immer ist es vielerorts nicht gerade ein Schnäppchen. Mit "Badlands" ist dieser so unglaublich talentierten Band ein Genreklassiker gelungen, der zu Unrecht viel zu lange in der Versenkung verschwunden war. Grandios. Trackliste
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